Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 32 - Vishvamitras Opferzeremonie

Das kämpferische Paar von königlicher Abstammung wußte wohl um die rechte Zeit und den rechten Ort und richtete in passenden Worten die hilfsbereite Frage an Kusiks Sohn: "Wann müssen wir, oh Herr, wir bitten dich, sag es uns, diese Wanderer der Nacht bekämpfen? Sprich, damit wir nicht den Moment versäumen und die rechte Gelegenheit verpassen." So fragten sie, begierig auf den Kampf wartend, und die Einsiedler antworteten: "Bis der fünfte Tag gekommen und wieder gegangen ist, müßt ihr eure Wacht beibehalten, oh Sohn des Raghu. Der Heilige hat das Diksha (Vorbereitung zum Opfer) bereits begonnen und in der ganzen Zeit wird er mit niemandem sprechen." Sobald die treuen Anhänger solcherart Auskunft gegeben hatten, hielten die Jungen, den Schlaf verachtend, ihre Wache für sechs Tage und Nächte. Das Kriegerpaar, welches den Feind bezwungen hatte und ohne Rivalen im Spannen des Bogens war, hielt unverdrossen und ohne Nachlaß Wache, um den Heiligen vor Vernichtung und Bösem zu beschützen.

Am sechsten Tag, die angezeigte Stunde war bereits vorüber, sprach Rama: "Oh Lakshmana, sei nun wachsam, standhaft und entschlossen. Die Unholde sind bis jetzt zwar vom reinen Wäldchen, in dem wir sind, entfernt geblieben. Doch bevor der Tag vorüber ist, wird es zum schrecklichen Kampf mit den Dämonen kommen." Während Rama dies in Erwartung der tödlichen Schlacht sprach, sieh! da brach plötzlich eine herrliche Flamme aus dem Altar. Ihr Glanz beleuchtete die Priester, den Weisen, das Gras, die Gefäße und Blumen in aller Pracht, und der hohe Ritus begann ganz ordnungsgemäß mit den heiligen Texten am sechsten Tage.

Doch dann hallte ein lautes und furchtbares Geschrei wie ein Echo durch das Himmelsgewölbe. Wie riesige Wolken dunkler Schatten, die den Himmel im Juli verdunkeln, kamen zwei Dämonen herangestürmt, eingehüllt in den Glanz von magischer Kraft. Es waren Maricha und Suvahu, diese Wanderer der Nacht, mit ihrem Gefolge. Als sie in wildem Ritt näherkamen, schütteten sie schwere Schauer von Blut aus. Und Rama erblickte diese Wesen der Angst drohend über sich. Doch sobald er die verfluchten, blutausschüttenden Beiden ausgemacht hatte, sprach der Lotusäugige mutig und wahrhaftig zu seinem Bruder: "Nun, Lakshmana, wirst du sehen, wie die beiden menschenfressenden Unholde mit dem faulen Geist vor meinen tödlichen Waffen wie Wolken vorm Wind fliehen werden!" Er sprach’s, spannte einen Pfeil so schnell wie der Gedanke auf seinen Bogen und traf den bis zu äußerster Wut gereizten Maricha in die Brust. Durch den mystischen Zauber beflügelt drang der Pfeil dem Maricha tief ins Fleisch, wirbelte den Dämonen viele hunderte Meilen davon und schleuderte ihn in die Fluten des Ozeans.

Als Rama den Feind zusammengekrümmt und von Schmerz gepeinigt von der Wucht der scharfen Waffe erblickte, da sprach er erneut zu Lakshmana: "Sieh nur, Lakshmana, sieh, dieser tödliche Pfeil, der einen steinernen Berg zerstören kann, hat ihn vor Schmerz bewußtlos werden lassen, aber er atmet immer noch. Doch die, die das Böse lieben, und die, die das Blut trinken, was sie vergießen, und die, welche die heiligen Riten stören, diese grimmige Plage, sie sollen von meiner Hand sterben." Er ergriff einen anderen Pfeil, den Besten, glühend von lebendiger Flamme, schoß ihn Suvahu in die Brust, und jener fiel tot zu Boden. Noch einen Pfeil legte er auf seine Sehne, so schnell wie der Wind, und die restlichen Dämonen waren besiegt und die Heiligen von ihrer Furcht befreit. Als so die Unholde im Kampf erschlagen waren, diese Zerstörer einer jeden heiligen Zeremonie, da bedankten sich die Heiligen bei Rama für seine wunderbare Hilfe. Ganz so wie Indra verehrt wird, wenn er einen glorreichen Sieg errungen hat.

So ward das Opfer letztendlich von Erfolg gekrönt. Vishvamitra blickte in die Runde, sah alle in Frieden ruhen und sprach zum Sohn des Raghu: "Meine Freude, oh Prinz, ist nun vollkommen. Du hast meine Wünsche erfüllt. Diese Einsiedelei war schon einmal vollkommen; sie ist es wieder und noch mehr."


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