Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 35 - Malyavans Rede

Der grausige Klang von Trommeln und Muschelhörnern traf auch Ravanas Ohren. Für einen Moment verzagte sein hochmütiger Blick, und er erzitterte in Furcht. Doch bald schon erschien wieder sein üblicher Stolz, und streng betrachtete er seine Berater. Mit einer Stimme, die durch die Ratshalle donnerte, begann er: "Ihr Herren, ich habe es von euren Zungen vernommen, wie grimmig und mutig Raghus Sohn ist. Er hat seinen Weg bis zum Strand von Lanka genommen, und nun führt er seine wilden Legionen hierher. Ich kenne eure kampferprobte Macht, denn ihr habt an meiner Seite gekämpft und gesiegt. Warum nur steht ihr jetzt in stummer Furcht dem nahen Feind Auge in Auge gegenüber?"

Er schwieg. Und seiner Mutter Herr, wohlbekannt für seine Weisheit, die er im Beraten bewiesen hatte, der weise und treue Lehrer Malyavan erwiderte dem Monarchen: "Lange regiere der König in sicherer Gelassenheit, furchtlos vor besiegten Feinden, seine Füße von rettendem Wissen geführt und den Pfad der Gerechtigkeit gerne betretend. Der darum weiß, wann das Schwert zu ziehen und zu schwingen ist, wann um Frieden zu werben, und wann zu kämpfen oder nachzugeben ist. Er zieht den Frieden vor, wenn der Feind stärker ist, und bittet darum, den zweifelhaften Konflikt zu beschwichtigen. Nun König, die Wahl liegt bei dir. Schließ Frieden mit Rama und sei weise. Gib die gefangene Königin heute zurück, welche den Feind an Lankas Strand brachte. Der Herr, von dem die Welten beherrscht werden, schuf einst Götter und Dämonen. Mit letzteren geht die Ungerechtigkeit einher, die anderen wählten die schöne Gerechtigkeit als ihren Meister. Die Gerechtigkeit lebt noch immer mit den Göttern hoch droben, und die Ungerechtigkeit wird von den Unholden und Giganten geliebt. Du, den die Welten fürchten, hast lange das Gerechte verachtet und das Üble geliebt. Die Gerechtigkeit ist im Bündnis mit deinen Feinden und gibt ihnen unwiderstehliche Macht an die Seite. Du, von deinem niederträchtigen Willen geleitet, fandest Gefallen an schlechten Taten, und die Weisen in ihrer heiligen Ruhe erzitterten durch deine bedrückende Kraft. Doch jene, welche jede eitle Begierde unter Kontrolle halten, sind in Macht gehüllt, die wie Feuer brennt. In ihnen leben Kraft und Herrlichkeit, die aus Eifer und heiliger Inbrunst kommen. Ihre beständigen Taten und einziges Entzücken sind Opfer und heiliger Ritus, das laute Singen der Veda Hymnen und das niemals erlöschende heilige Feuer. Eben jetzt klingen die Echos ihrer Gesänge wie Donner durch die Luft. Der Duft ihres Weihrauchs erhebt sich und verdeckt mit wolkiger Dunstglocke die Himmel. Die Macht der Rakshasas wird schwach und matt, abgetötet durch die Kraft von Heiligen und Weisen. Durch die Gabe Brahmas ward dein Leben vor Göttern, Gandharvas, Yakshas und Unholden geschützt. Doch Affen, Menschen und Bären marschieren nun gegen dich und nehmen deinen Strand ein. Rote Meteore, die Vorboten der Verzweiflung, blitzen häufig durch die schwüle Luft und sagen meinem beunruhigten Geist den Ruin der Rakshasas voraus. Mit schrecklichem Donnern ballen sich nachtschwarze Wolken dicht zusammen. Aus der düsteren Wolkendecke fallen große Blutstropfen auf Lanka. Hunde streunen durch Häuser und Schreine und stehlen das heilige Öl samt Milch und Fleisch. Katzen paaren sich mit Tigern, Hunde mit Schweinen, und Eselsfohlen werden von Kühen geboren. In diesen und zahllosen anderen Zeichen sehe ich den Verfall des Gigantengeschlechts. Es ist Vishnu selbst, der in Ramas Gestalt kommt, um deine Stadt zu stürmen. Denn ich glaube, daß keine sterbliche Hand je den Ozean mit einer Brücke überspannt hat. Oh Gigantenkönig, entlasse die Dame und bitte den Sohn des Raghu um Frieden."


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