Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 5 - Sarabhanga

Nachdem Rama den äußerst kraftvollen Viradha im Kampf besiegt hatte, da beruhigte er seine Gemahlin mit sanften Worten und umarmte sie liebevoll. Dann gab der heldenhafte Prinz seinem edlen und tapferen Bruder den Rat: "Wild sind diese Wälder, die sich um uns ausbreiten, und der Boden ist hart und rauh zum Laufen. Wir haben noch nie, oh mein Bruder, solch dunkle und schreckliche Einsamkeit geschaut. Laß uns zu Sarabhanga eilen, den Reichtum an heiliger Arbeit ziert."

So sprach Rama und nahm seinen Weg zu Sarabhangas reiner Heimstatt. Doch in der Nähe des Heiligen, dessen Glanz sich mit Göttern maß und der durch Buße gereinigt war, da bot sich seinen verwunderten Augen eine unvergleichliche, wunderbare Sicht. Er erblickte einen ganz Großen und Herrlichen im Glanz von Feuer und Sonne. Jener fuhr in einem edlen Wagen und hinter ihm erstrahlten viele Götter. Die Erde unter seinen Füßen blieb unberührt(1), es war wohl der Monarch der Himmel. Im Glanze von Juwelen erglühte er, und kein Staub konnte die helle Kleidung verdunkeln, die ihn einhüllte. Um ihn herum lobpriesen ihn Hohe Heilige. Sein Wagen erschien luftgeboren und ward von gelbbraunen Rossen gezogen, wie eine silberne Wolke, bevor Mond oder Sonne den Tag beginnen. Über seinem Haupt spreizte sich ein reiner, weißer Baldachin, der mit bunten Girlanden umwunden war. Und liebliche Nymphen standen nahebei und hielten schöne Chouries (Wedel) mit goldenen Griffen in ihren zarten Händen, mit denen sie die Stirn des Monarchen fächelten. Götter, Heilige und Barden, ein strahlender Kreis, sangen ihrem himmlischen König hohes Lob. Und sie brachen in noch freudigere Hymnen aus, als Indra mit dem Weisen sprach.

Als Rama mit verwunderten Augen den Herrn des Himmels erkannte, zeigte er schnell Lakshmana den Wagen, in dem Gott Indra fuhr: "Sieh Bruder, sieh das luftgeborene Fahrzeug, dessen wunderbarer Glanz weit erstrahlt. Von ihm leuchtet solch heller Schein wie von der untergehenden Sonne. Den Ruhm dieser Pferde kennen wir wohl. Von himmlischer Herkunft eilen sie durch die Wolken. Dies sind die Rosse, die das Joch von Shakra (Indra) tragen, von ihm, den alle anrufen. Schau nur diese Jünglinge, eine herrliche Gruppe, es stehen hunderte von ihnen um den Gott im Himmel. Sie tragen in der rechten Hand das Schwert, und Ringe von Gold zieren ihre Arme. Welche Kraft manifestiert sich da in jeder breiten und tiefen Brust und in jedem keulenartigen Arm. In ihrer karmesinroten Kleidung sehen sie wie gefährliche Tiger aus. Jeden Wächter bedecken große goldene Ketten, die wie Feuer um den Nacken glühen. Das Alter dieser schönen Jünglinge scheint mir wie fünfundzwanzig bei den Menschen zu sein. Die immer blühende Jugend, in der die Himmlischen leben, bleibt allzeit bestehen. Eine prachtvolle Gestalt tragen diese edlen, heroischen Jünglinge, so hell und schön. Nun Bruder, ich bitte dich, bleibe mit der Videha Dame hier stehen, bis ich sicher weiß, wer dieses hell strahlende Wesen ist."

Sprach's und wandte sich der Hütte des Einsiedlers Sarabhanga zu. Aber als der Herr von Sachi (Sachi ist die Gemahlin Indras) sah, daß sich ihm der Sohn des Raghu näherte, da eilte er, den Weisen zu verlassen und sprach zu seinem Gefolge: "Seht nur, Rama lenkt seine Schritte hierher. Kommt, laßt uns schnell zu unseren göttlichen Sphären zurückkehren, bevor er noch ein Wort sprechen kann. Es ist nicht gut, daß er mich hier trifft. Bald wird er mich als Sieger und Triumphator in passenderer Zeit erblicken. Es liegt immer noch eine schwere Aufgabe vor ihm, zu schwer für andere." Dann bat der Donnergott mit allen hohen Ehrenzeichen den Weisen um seinen Abschied und floh mit Pferden und Wagen zurück zum Himmel. Da traten Rama, Lakshmana und die Dame zu Sarabhanga, der neben der heiligen Flamme saß. Sie verbeugten sich vor dem alten Weisen und berührten höchst ehrfürchtig seine Füße. Dann setzten sie sich auf seine Einladung neben ihn auf den Boden. Rama bat den Weisen, ihm den Besuch von Indra zu erklären. Und der heilige Mann geruhte, ihm Antwort auf seine Bitte zu geben:

"Der Herr der Wünsche suchte mich hier auf, um mich in Brahmas Sphäre zu ziehen, eine Heimstatt, die ich durch lange und schwere Buße gewann, und die sich kein Ungerechter je verdient. Aber als ich wußte, daß du in der Nähe bist, konnte ich nicht zu Brahmas Welt entfliehen, bis meine sehnenden Augen nicht von deinem Anblick gesegnet wären, mein geehrter Gast. Nun hat dein Anblick, oh Prinz, mich erfreut, du großherzig Liebender des Rechts, und ich werde mich zu den himmlischen Bereichen zurückziehen, denn dort erwartet mich höchste Glückseligkeit. Denn ich, lieber Prinz, habe den Zugang zu jenen wunderbaren Welten gewonnen, die niemals vergehen, zum göttlichen Sitz von Brahmas Herrschaft: Gewinne dir mit mir diese Welten."

Da sprach Rama, der Meister aller heiligen Gesetze, nochmals zum Weisen: "Ich, ja auch ich, glanzvoller Weiser, werde mir mit eigener Mühe diese Welten bald zur Wohnstatt machen. Aber nun, bitte ich dich, gewähre uns eine Bleibe in deinem heiligen Wäldchen." So sprach Rama zum alten Eremiten mit einer Kraft, die dem Indra ebenbürtig war. Und jener mit Weisheit versehene Mann sprach erneut zu Raghus Sohn: "Sutikshnas Heim im Walde ist nah. Er ist ein glorreicher Heiliger von strenger Askese und immer dem Pfad der Pflicht treu. Er wird dir höchstes Glück angedeihen lassen. Nimm deinen Weg entgegen der Strömung dieses schönen Flusses Mandakini, auf dem leichte Flöße wie Blüten treiben, und wende dich dann zu seiner Hütte. Hier liegt der Pfad. Doch bevor du gehst, schau nach mir, du Lieber, bis ich diese Form, die mich umgürtet, abgeworfen habe, wie eine Schlange ihre vertrocknete Haut abstreift."

Sprach's und legte Feuer, in welches er heiliges Öl opferte. Dann warf Sarabhanga, der glorreiche Herr, seinen Körper in das Feuer. Die Flamme erhob sich über seinen Kopf und nährte sich von Haut, Blut, Fleisch und Knochen, bis er sich verwandelte und auferstand in neuem strahlendem Glanz, in zarter Jugend und in herrlicher Kleidung. Sarabhanga löste sich vom Scheiterhaufen und erhob sich zum Heim der Heiligen und derer, welche die unlöschbare Flamme nähren. Höher und höher stieg er, sogar jenseits des Sitzes der Götter und gewann sich zuletzt die Sphäre Brahmas. Dort schaute der Edelste der Zweifachgeborenen für seine höchste heilige Arbeit den Mächtigen Vater von Unvergleichlichen umgeben. Und Brahma erfreute sich an seinem Anblick und hieß den herrlichen Eremiten willkommen.


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(1) denn Götter berühren mit ihren Füßen nicht die Erde