Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 10 - Dasarathas Rede

Indem Königin Kaikeyi den sündigen Ratschlag ihrer Zofe befolgte, sank sie auf den Boden der Trauerkammer, als ob sie in Qual ertränke, wie ein schwer verwundeter Elefant, der unter dem brennenden Schmerz des Giftpfeils eines wilden Jägers niedersinkt. Die liebliche Dame beschloß für sich den Plan, den die Magd entworfen hatte, und schnell hatte sie seine Vorteile und Risiken untersucht, um dann Schritt für Schritt die Verschwörung gutzuheißen. Fehlgeleitet durch der Buckligen Tücke, hatte sie ihren Entschluß nach einigem Zögern gewonnen. Ihrer Königin ergeben, köderte die jämmerliche Zofe sie mit Hoffnung auf Gewinn und Glück, und als der schöne Pfad Glückseligkeit versprach, da jubelte die Magd über den Entschluß ihrer Herrin und betrachtete den gewünschten Preis bereits als ihr eigen. Sie band die nun brennende Seele Kaikeyis an ihren schrecklichen Zweck, und so lag die Dame schwach auf dem Boden darnieder, die Stirn voller Runzeln zusammengezogen. Der helle, farbenfrohe Kranz, der ihr Haar zusammengehalten hatte, die Ketten, Ringe und reichen und seltenen Juwelen lagen von ihren Fingern abgestreift auf dem Boden zerstreut und ließen den Flur mit Glanz erstrahlen, wie die Sterne das Firmament beleuchten. So lag die Dame hingestreckt in der Klagekammer und verfiel in Trauerpose, ihr langes Haar in einem einzelnen Zopf gewunden, wie bei einer schönen Nymphe, die aus dem Himmel verbannt worden war.

Der Monarch hatte mit achtsamen Gedanken alles für die Inthronisierung Ramas befohlen und zog sich nun in seine Gemächer zurück, nachdem er zuvor sein Gefolge entlassen hatte. Er nahm an, daß nun die ganze Stadt von dem frohen Ritus am morgigen Tage erfahren hatte. So wandte er sich den Gemächern seiner Lieblingsfrau zu, um mit der frohen Botschaft auch ihr Ohr zu entzücken. Majestätisch, wie der Herr der Nacht, der von der Macht des Drachen bedroht in ein Strahlen ausbricht am nächtlichen, von bleichen Wolken durchwanderten Himmel, so schritt der ruhmreiche Dasaratha in Kaikeyis Palast. Dort flogen Papageien von Ast zu Ast und prachtvolle Pfauen liefen frei herum, während man immerzu das Lied eines glücklichen Singvogels hörte. Es bummelten Zwerg und bucklige Magd herum und spielten auf der Laute liebliche Musik. Hier wanden sich Pflanzen in reicher Blüte und waren mit wunderbarer Kunst gestaltet. Dort hingen Champac- und Asokablüten entzückend über Lauben, und mitten im sich wiegenden Grün erhoben sich goldene, silberne und elfenbeinerne Säulenhallen. Durch alle Monate hindurch trugen die Bäume Früchte und Blüten in zahlloser Menge. Mit vielen Teichen war die Landschaft geschmückt, und Sitze aus Gold und Silber waren überall zu finden, bei denen jedwede Kost den Appetit umwarb. Es war ein Garten, der sich mit dem Heim der Götter hoch droben messen konnte.

Der mächtige Dasaratha durchschritt das reiche und weite Wohnhaus, doch seine geliebte Königin erblickte er nicht zurückgelehnt auf ihrem schönen Ruhelager. Liebe ließ seinen Puls eifrig schlagen, als er seine liebe Gattin aufsuchte, doch in seiner glücklichen Hoffnung betrogen, suchte er trauernd seine Geliebte. Noch nie hatte sie die Stunde versäumt, wo sich die beiden in ihren luxuriösen Gemächern trafen, und noch nie hatte der König der Menschen zuvor einen leeren Raum betreten. Durch Liebe und ängstliche Gedanken getrieben, erkundigte er sich nach Neuigkeiten von seiner Lieblingskönigin, denn niemals hatten seine liebenden Augen sie selbstsüchtig oder unweise erblickt. Schließlich sprach eine der Mägde ganz ängstlich und mit bittend erhobenen Händen: "Mein Herr und König, die Königin hat außer sich vor Zorn die Klagekammer aufgesucht." Die Worte der Magd hörte der König mit besorgter Seele an, und heftiger Gram bemächtigte sich seiner, so daß seine geplagten Sinne beinahe versagten. Vom quälenden Feuer der Sorge ganz benommen fand der König, dieser imperiale Herrscher, seine Dame niedergestreckt in gänzlich unköniglicher Haltung auf dem Boden liegen. Der innerlich reine, alternde König sah die zur Sünde entschlossene junge Königin am Boden, seine eigene, liebliche Frau, die ihm weit lieber als sein Leben war, wie eine abgerissene, sich windende Pflanze oder wie eine verlorene Maid des Himmels, eine Nymphe der Luft oder eine von Swarga in die Verbannung darnieder gesandte Göttin. Das Herz des großen Königs war so verstört wie das eines wilden Elefanten, der versucht, seine liegende Gefährtin aufzurichten, die vom Giftpfeil des Jägers getroffen ward. Er streichelte sie mit sanfter Hand und zärtlicher Liebkosung, um den Kummer seiner Lieblingsfrau zu besänftigen, und in seiner Zuneigung sprach er seufzend zur Dame mit den Lotusaugen: "Ich weiß nicht, Königin, warum du so bis ins Herz verärgert mit mir bist. Sag, wer hat dich empört, oder wer ist zum Grund einer solchen Kränkung geworden, daß du im Staube liegst und mein zärtliches Herz mit Kummer erfüllst? Als ob ein Kobold der Nacht dich mit tödlicher Wucht traf und mit verdorbenem Einfluß überschüttete, du, deren Zauber mein liebendes Herz aufwühlt. Ich habe Ärzte, deren Künste weithin berühmt sind, ein jeder geübt, spezielle Krankheiten zu heilen. Meine süße Dame, eröffne mir dein Leiden, und sie werden dich heilen. Oder wen, mein Liebling, willst du bestraft sehen? Oder soll jemand mit herrlichem Lohn beglückt werden? Weine nicht, meine liebliche Königin, und trotze diesem Kummer, der dein Antlitz martert. Sprich, und der Schuldige soll frei gelassen und der Schuldlose zum Bluten verurteilt werden, der Arme soll reich und der Reiche gedemütigt werden, die Niederen erhöhe ich, und über die Stolzen bringe ich Schande. Meine Minister und ich gehorchen deinem Willen. Regiere über alle Sklaven, die deinem Herrscher gehören. Niemals kann ich mein Herz dazu bewegen, irgendeinen deiner Wünsche zu verneinen. Nun, bei meinem Leben, bitte ich dich, eröffne mir die Gedanken, die in deiner Brust wohnen. Du kennst sehr wohl Kraft und Macht, die alle Sorgen aus deiner Brust verbannen können. Ich schwöre bei all meinem gewonnenen Verdienst, sprich, und dein Begehren sei erfüllt. So weit wie sich die Welt erstreckt, kennt mein Imperium kein Ende. Mein sind die Völker in den östlichen Ländern, und auch jene, die an Sindhus Ufern leben. Mein ist das ferne Surashtra, und Suviras Reich ist unter meiner Herrschaft. Meinen Geboten folgen die südlichen Nationen, und auch die Angas und Vangas. Und als der allergrößte Herr herrsche ich über die Ebenen von Magadh und Matsya, sowie über Kosals und Kasis weites Land. Alle Reichtümer dort in den Minen, an goldenem Korn, Schafen, Ziegen und Kühen sind mein. Wähle, was du willst, Kaikeyi, aber sage mir, mein Liebling, was deinen Gram erregt hat. Und er wird vergehen, wie der Rauhreif, wenn die Sonne hoch am Himmel steht."

Durch seine zärtlichen Worte beruhigt, begann sie nun, ihre schreckliche Absicht auszuführen, und suchte mit noch schärferen Schmerzen, die Brust ihres Herrn und Königs noch weiter zusammenzuschnüren.


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