Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 11 - Die Forderung der Königin

Ihm gegenüber, der durch Liebe an sie gebunden, blind und von den Pfeilen dessen getroffen war, der jeglichen Geist erschüttert(1), äußerte Kaikeyi mit unbarmherziger Brust ihren großen Vorsatz: "Oh König, ich habe weder Beleidigung, Mißachtung noch Vernachlässigung erdulden müssen. Einen Wunsch habe ich, und den möchte ich gern von dir erfüllt sehen. Gib mir dein Wort, wenn du geneigt bist, meine Bitte anzuhören, dann werde ich mit Vertrauen sprechen und du sollst meinen Wunsch erfahren."

Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, war der Monarch ihrem Zauber verfallen und sprang in das von ihr gewobene, tödliche Netz wie ein Rehbock in die Schlinge. Liebevoll richtete er ihren hängenden Kopf auf, lächelte, spielte mit ihrem Haar und sprach: "Hast du es bis jetzt noch nicht bemerkt, du wilde Dame, daß mir, deinem liebenden Ehegatten, nichts lieber ist als du - außer meinem Rama, dem Tapfersten der Tapferen? Bei ihm, dem hochbeseelten Thronfolger meines Geschlechts, bei ihm, dem sich keiner vergleichen kann, schwöre ich. Nun sprich den Wunsch aus, der auf dir lastet. Ich schwöre bei Ramas langem Leben. Wenn meine liebevollen väterlichen Augen ihn eine Stunde nicht erblicken, muß ich sterben. Ich schwöre bei Rama, meinem lieben Sohn, sprich, und deine Bitte sei erfüllt. Sprich Liebling, und wenn dies deine Wahl sei, dann ersuche um das Herz aus meiner Brust. Beachte meine Worte, süße Liebe du, und nenne den Wunsch, den dein Geist bereits geformt hat. Und laß deiner Seele keinen Raum für Zweifel, denn meine Macht ist über jeden Verdacht erhaben. Ja, bei meinem gewonnenen Verdienst schwöre ich, sprich Liebling, und ich werde dir den Wunsch erfüllen."

Die Königin war außer sich vor Ehrgeiz und Freude, als sie sah, wie der König durch ihren Plan bereits geködert war. Noch eifriger suchte sie ihre Ziele zu erreichen und fuhr in ihrer scheußlichen Rede fort: "Es ist ein Wunsch, den du gewährtest und den du mit wiederholtem Schwur bekräftigtest, nichts Abscheuliches. Nun laß die dreiunddreißig Götter samt Indra meine Zeugen sein. Mögen es Sonne, Mond und die Planeten hören, und der Himmel, die Himmelsrichtungen und sowohl Tag als auch Nacht mögen mir ihr Ohr leihen. Die mächtige Welt, die weite Erde, mit ihren Vögeln im Himmel und die furchtbaren Dämonen sollen es beachten, die Geister, die in den mitternächtlichen Schatten wandern, die heimischen Götter, unsere tägliche Hilfe, und jedes Wesen, groß oder klein soll den Schwur, an den ich erinnere, hören und vermerken."

Als der König so listig gebunden war durch betrügerische Kunst und mit Schwüren gefangen, da erneuerte sie ihre Rede an ihren prachtvollen Ehemann, der seiner blinden Liebe untertan war: "Erinnere dich König, des lang vergangenen Tages, als die Götter mit den Dämonen fochten, und wie der Feind in zweifelhaftem Kampfe dir beinahe das Leben nahm. Erinnere dich, nur ich bewahrte dich damals vor dem Tod, und du gewährtest mir für meine aufmerksame Liebe und Sorge zwei Wünsche. Die angebotenen Wünsche, die du mir versprachst, die fordere ich jetzt ein, oh König der Menschen, der du gut und gerecht bist und mit aufrechter Seele überall die Wahrheit suchst. Wenn du dein geschworenes Versprechen nicht einlöst, dann sterbe ich verschmäht, bevor der Morgen tagt. Die Riten, die in Ramas Namen begonnen wurden, übertrage sie und kröne meinen Sohn. Und die Zeit ist auch gekommen, den zweiten Wunsch von damals einzufordern, als sich Götter und Dämonen in der Schlacht trafen, und du gern meine Sorge vergelten wolltest. Sende deinen Rama für vierzehn Jahre fort in den Dandaka- Wald, und laß ihn dort wie einen Einsiedler leben, mit Hirschfell bekleidet und verfilzten Haaren. Mein Junge möge sich ohne eines Rivalen des Reiches erfreuen, und unter meinen Augen soll dein Rama in den Wald forteilen, bevor der Morgen kommt."



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(1) Manmatha, auch Kama, der Gott der Liebe