Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 36 - Ravana begibt sich ans Ufer des Nerbuda Flusses

Verwundert beugte sich der höchst strahlende Rama vorm Besten der Asketen, Agastya, und fragte: "Oh Brahmane, du Erster der Zweifachgeborenen, als dieser grausame Ravana die Erde bereiste, war sie da menschenleer? Gab es keinen König oder Prinzen auf Erden, der ihn bestrafen konnte? Waren denn alle Könige ganz ohne Kraft und Heldenmut? Ich hörte ja, daß viele Könige von ihm und seinen hervorragenden Waffen besiegt und vertrieben wurden." Als er die Worte Ramas vernommen hatte, lachte der Asket Agastya mit den sechs Sorten an Reichtum laut auf und sprach zu Rama, wie Brahma zu Rudra sprechen würde: "Oh Rama, Herr der Erde, einmal kam Ravana auf seinen Reisen zur Stadt Mahismati, welche der Stadt der Himmlischen glich und wo ständig die Gottheit des Feuers lebte. Es regierte da ein König namens Arjuna, so strahlend wie das Feuer, welches beständig in einem mit Sara (Schilf) abgedeckten Graben gehütet wurde. Eines Tages begab sich der mächtige Arjuna, der König der Haihayas, zum Fluß Nerbuda, um sich dort mit seinen Ehefrauen zu vergnügen. Am selben Tag traf auch Ravana, der Herr der Rakshasas, in dessen Hauptstadt ein und fragte die Berater: "Wo ist König Arjuna? Sagt es mir sofort. Ich bin Ravana und gekommen, mit eurem König zu kämpfen. Erzählt ihm zunächst diese Neuigkeit." Daraufhin informierten die gelehrten Berater den Herrn der Rakshasas von der Abwesenheit des Königs. Als er dies von den Bürgern hörte, verließ der Sohn Visravas die Stadt und fuhr zu den Vindhya Bergen, die dem Himalaya glichen. Er erspähte ein Gebirge, das wie die Wolken das Himmelsgewölbe überragte, sich von der Erde hoch erhob und den Himmel versperrte. Das Gebirge hatte tausend Gipfel, Löwen hausten in den Höhlen, und hunderte Wasserfälle rauschten an ihm herab, so daß der Berg zu lachen schien. Götter, Apsaras, Kinnaras und Gandharvas vergnügten sich dort mit ihren Geliebten, daher erschien der Berg wie ein Bereich der Himmlischen. Die Flüsse strömten mit kristallklarem Wasser, und es schien, als ob tausend schlängelnde Schlangen mit flinken Zungen dort lebten. Ravana ließ seine Blicke über die Vindhya Berge gleiten, die mit ihren riesigen Höhlen dem Himalaya glichen, und erreichte den Fluß Nerbuda, der mit seinen heiligen Wassern rasch dem westlichen Ozean entgegeneilte. Das Gewässer wurde von Büffeln, Hirschen, Tigern, Löwen, Bären und Elefanten wegen der Hitze eifrig besucht. Wilde Schwäne, Chakrabakas, Karandavas, Wassergeflügel und Sarasas bedeckten die Wasser und stießen laute Schreie aus. Die zauberhafte Nerbuda glich einer schönen Dame mit ihren blühenden Bäumen als Schmuck, den Chakrabakas als Brüsten, den weit ausladenden Wäldern als ihre Taille, den vielen Schwänen als Mekhala (Gürtel), dem Blumenstaub als Puder und dem Schaum auf den Wassern als weißseidene Kleidung. Das Vergnügen, in ihre Wasser einzutauchen, glich dem Entzücken einer zärtlichen Berührung, und der voll erblühte weiße Lotus erschien wie helle Augen. Nachdem er vom Wagen abgestiegen war und in den Wassern der Nerbuda, diesem Besten der Ströme, der einer Schönheit glich, gebadet hatte, setzte sich Ravana mit seinen Begleitern am Ufer nieder, welches von vielen Asketen bewohnt wurde. Von der Schönheit des Flusses entzückt sprach Ravana in hohen Worten von der Nerbuda, als ob es die Ganga wäre. Mit vielen Gesten wandte er sich an seine Minister Suka und Sarana: "Schaut auf die Sonne im Himmel, wie sie mit ihren vielen Strahlen die Erde unter ihrer dörrenden Hitze erbleichen läßt. Doch als sie mich hier sitzen sah, wurden ihre Strahlen kühl wie die des Mondes. Aus Furcht vor mir weht sogar der Wind sanft und kühl. Von der Berührung mit der Nerbuda ist er duftend und vertreibt unsere Müdigkeit. Diese zauberhafte Nerbuda voller Krokodile, Fische und Vögel - für mich steht sie still wie eine furchtsame Dame, obwohl sie ein natürlicher Strom ist. Vom Kampf mit vielen Königen verwundet sind eure Körper mit Blut getränkt. Geht hinab, wie Sarvabhauma und die vielen anderen wilden Elefanten, welche die Wasser der Ganga aufsuchen, und taucht in die Wasser der Nerbuda ein, welche Gunst und Gesundheit verleihen. Badet in diesem Strom, und ihr werdet von euren Sünden gereinigt sein. Auch ich werde ehrfürchtig dem Pinaka tragenden Mahadeva mit Blumen am Ufer des Flusses opfern, der den Strahlen des Herbstmondes gleicht."

Den Worten Ravanas folgend stiegen Prahasta, Suka, Sarana, Mahodara, Dhumraksha und die anderen zu den Wassern der Nerbuda hinab. Von diesen elefantenhaften Rakshasa Anführern war der Fluß schnell aufgewühlt, gerade wie die Ganga von Vamana, Anjana, Padma und den anderen Elefanten. Vom Bade zurückkehrend pflückten diese mächtigen Rakshasas Blumen für Ravanas Opfer. Im Nu hatten sie einen Berg von Blumen an den malerischen Böschungen der Nerbuda gesammelt, die einer weißen Wolke glichen. Nun stieg auch Ravana zum Strom hinab, tauchte ein und rezitierte die hervorragenden Formeln. Dafür legte er seine nassen Kleider ab und zog ein weißes Gewand an. Einen guten Opferplatz suchend schritt er mit gefalteten Händen am Ufer entlang. Seine Rakshasas folgten ihm wie wandelnde Berge. Wo immer auch Ravana ging, wurde ihm der goldene Shiva Linga zugetragen. Ravana setzte ihn auf einen Hügel aus Sand und begann, ihn mit süß duftenden Blumen und Sandel zu verehren. Und als er das Opfer für Shiva beendet hatte, diesem Besten unter den Göttern, welcher den Mond in seiner Krone trägt, diesem Verleiher von Gaben und Beseitiger von Elend, da tanzte der Wanderer der Nacht mit erhobenen Händen und sang vor ihm."


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