Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 30 - Ravana verbündet sich mit Madhu

"Als er solcherart dem Khara das Kommando über eine riesige und fürchterliche Armee übergeben und seine Schwester beruhigt hatte, lebte der Zehnköpfige zufrieden und frei von Furcht. Eines Tages betrat der höchst Kraftvolle mit seinem Gefolge einen hervorragenden Garten in Lanka namens Nikumbhila. Dort sah er, wie ein Opfer zelebriert wurde mit hunderten von Opfersäulen und Altären, als ob es in seinem eigenen Glanz erstrahlte. Auch sah er seinen furchtbaren Sohn Meghanada (Indrajit), wie er in ein Antilopenfell gehüllt das Sikha trug und den Kessel Kamandalu hielt. Er umarmte ihn und fragte: "Was machst du hier, mein Kind? Erzähle mir alles." Daraufhin antwortete Usanas (Sukra), der Beste unter den Zweifachgeborenen mit ernster Buße, denn er wünschte, daß das Opfer erfolgreich sei: "Höre, ich werde dir alles erzählen, oh König. Dein Sohn gewann sich die Früchte vieler Opfer: Agnistoma(1), Ashvameda (Pferdeopfer), Bahusurbanaka (Gold verschenken), Rajasuya(2), Gomedha (Kuhopfer) und Vaishnava (Ehre dem Vishnu). Während er das Maheshvara (Shiva) Opfer durchführte, welches nicht von Menschen zelebriert werden kann, erhielt dein Sohn den Segen von Pasupata selbst. Auch erhielt er magische Kräfte, welche Dunkelheit oder Unwissenheit erschaffen können, das Durchwandern des Himmels, Unverletzlichkeit und einen göttlichen Wagen, der dem Willen folgt und unsichtbar werden kann. Oh Herr der Rakshasas, wenn diese magischen Kräfte in einem Konflikt genutzt werden, dann können selbst die Himmlischen und die Asuras seinen Kurs nicht erkennen. Außerdem erhielt er Köcher, deren Pfeile sich niemals verbrauchen, einen Bogen, der schwer zu besiegen ist, und eine tödliche Waffe, welche alle Feinde in der Schlacht zerstört. Nachdem er diese Gaben bekommen hatte, und seit das Opfer beendet ist, warten dein Sohn und ich auf deine Ankunft, oh du mit den zehn Gesichtern."

Daraufhin erklärte der Dämon: "Ihr habt nicht recht getan, als ihr meine Feinde mit diversen Gaben ehrtet, Indra und die anderen. Nun, was geschehen ist, ist geschehen. Und ohne Zweifel war Tugend darin. Komm, du Sanfter, wir werden ins Haus zurückgehen." Mit seinem Sohn und Vibhishana kehrte der Zehnköpfige in den Palast zurück. Dort machte er sich an alle diese Damen heran, die sprachlos vor Tränen und mit vielversprechenden Zeichen gesegnet waren, die edlen Damen der Himmlischen, Danavas und Rakshasas. Als der tugendhafte Vibhishana sein niederes Verlangen nach diesen Damen bemerkte, sprach er: "Folgst du immer noch deinen eigenen Launen, wohl wissend, daß man selbst von den Taten verletzt wird, welche Frömmigkeit, Reichtum und Ruhm zerstören? Nachdem du ihre Familien getötet hast, brachtest du diese schönen Damen her. Doch dich mißachtend, oh König, hat Madhu Kumbhanasi fortgeführt." Ravana erwiderte: "Ich verstehe dich nicht. Wer ist dieser Madhu, den du erwähntest?" Ärgerlich sprach Vibhishana zu seinem Bruder: "Höre, die Frucht deiner bösen Taten ist schon gewachsen. Da ist dieser alte, für seine Weisheit gefeierte Rakshasa namens Malyavan, der ältere Bruder von Sumalin, unserem Großvater mütterlicherseits. Seine Enkeltochter ist Kumbhanasi und wurde von unserer Tante Anala mütterlicherseits geboren. Sie ist praktisch unsere Schwester. Dein Sohn war mit einem Opfer beschäftigt. Ich war unter Wasser, und Kumbhakarna war gerade in Schlaf versunken, als sie vom mächtigen Rakshasa Madhu gestohlen wurde, oh König. Er schlug all die kräftigen Rakshasas und deine Berater und stahl sie aus deinen inneren Gemächern. Als wir dies hörten, oh König, haben wir vergeben und ihn nicht getötet, oh großer König. Ein unverheiratetes Mädchen sollte von ihren Brüdern ihrem Gemahl übergeben werden. Aber dies war nicht der Fall. Es ist lediglich das Ergebnis deiner bösen Taten, denn du bist so niederträchtig im Geiste. Und dies begegnet dir nun augenblicklich, wie die Leute sagen."

Die Worte Vibhishanas und die Erinnerung an seine bösen Taten erregten Ravana sehr. Mit blutroten Augen sprach der Zehnköpfige: "Bereitet schnell meinen Wagen vor. Laßt alle Helden sich versammeln. Mein Bruder Kumbhakarna und alle führenden Wanderer der Nacht sollen ihre Reittiere besteigen und sich bewaffnen. Heute noch werde ich schlachtbegierig und von meinen Freunden umgeben in die Regionen der Götter reisen und im Kampf diesen Madhu töten, der sich nicht vor Ravana fürchtet." So marschierte bald eine viertausend Akshauhini starke Armee mit verschiedensten Waffen los unter Führung von Ravana. Indrajit schritt der Armee voran und kommandierte sie. Ravana war in der Mitte und Kumbhakarna am Ende. Der tugendhafte Vibhishana blieb in Lanka und widmete sich frommer Achtsamkeit. Der Rest der Rakshasa Anführer marschierte in die Stadt Madhus. Sie alle bedeckten den Himmel, manche auf Eseln, manche auf Kamelen oder Pferden, andere auf schnellen Tümmlern und wieder andere auf riesigen Schlangen reitend. Als sie Ravana auf seinem Marsch erblickten, schlossen sich ihm hunderte Daityas an, welche den Göttern feindselig gegenüberstanden. Als sie die Stadt Madhus erreicht und betreten hatten, entdeckte der Zehnköpfige zwar nicht den Madhu, doch seine geraubte Schwester. Kumbhanasi fürchtete sich sehr beim Anblick des Rakshasa Königs. Sie faltete ihre Hände und berührte seine Füße mit ihrer Krone. Ravana hob sie auf und sprach: "Hab keine Angst. Was kann ich für dich tun?" Darauf erwiderte sie: "Oh König mit den langen Armen, verschone meinen Ehemann, du Gewährer von Ehren. Man sagt, es gibt keine andere Furcht wie diese für Damen hoher Abstammung. Und die größte Furcht ist die, eine Witwe zu sein. Sei du wahrhaft, oh König, schau mich an, wie ich bettle. Du sagtest selbst: Hab keine Angst." So angesprochen sprach Ravana zu seiner Schwester: "Sag mir eiligst, wo dein Gatte ist. Dann werde ich mit ihm zur Eroberung der himmlischen Bereiche schreiten. Aus Mitgefühl und Liebe für dich sehe ich davon ab, Madhu zu töten." Zufrieden weckte die Rakshasi ihren schlafenden Ehemann auf und sagte zu ihm: "Mein Bruder ist hier, der höchst kraftvolle Ravana. Er wünscht, die Bereiche der Himmlischen zu erobern und bittet dich um deine Hilfe. Gewähre ihm diese Hilfe, oh Rakshasa, mit allen deinen Freunden. Es schickt sich für dich, ihm zu helfen, denn aus Zuneigung für mich bat er um deine Unterstützung." Auf diese Worte hin sprach Madhu: "So sei es." Er trat heraus, erschaute den Ersten der Rakshasas und hieß ihn rechtens willkommen. Solcherart geehrt verbrachte der kraftvolle Ravana eine Nacht in Madhus Haus und reiste dann ab. Der Herr der Rakshasas gelangte alsbald zum Berg Kailash, der Wohnstatt von Kuvera, und ließ seine Armee ihr Lager aufschlagen."


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(1) Feueropfer für fünf Tage im Frühling
(2) alle tributpflichtigen Fürsten ehren den Größten Herrn