Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 17 - Die Geschichte der Vedavati

"Anschließend durchwanderte Ravana mit den mächtigen Armen die Welt. Er kam zum Himavan (Himalaya) und begann, ihn zu umrunden. Eines Tages erblickte er dort eine Dame, welche ein schwarzes Hirschfell trug und verfilzte Locken. Sie führte das Leben einer Heiligen und strahlte wie eine Göttliche. Wie er dieses schöne, hohe Gelübde befolgende Mädchen erblickte, überkam seine Seele die sinnliche Begierde, und er fragte sie lachend: "Wie kommt es, du Liebenswerte, daß du deiner Jugend so entgegen wirkst? Dieser Lebenswandel paßt ganz sicher nicht zu deiner Schönheit. Deine Lieblichkeit, oh Zarte, ist makellos und fähig, die Leute mit Begehren zu erfüllen. Du solltest kein asketisches Leben führen; das paßt zu einem alten Menschen. Wessen Tochter bist du, oh sanfte Dame? Und welches Gelübde praktizierst du? Wer ist dein Ehemann, du Schöngesichtige? Wer dich zur Gattin hat, oh Liebste, besitzt religiösen Verdienst auf Erden. Erzähle mir alles über dich. Für wen plagst du dich so?" So von Ravana angesprochen, begrüßte ihn dieses berühmte und an Askese reiche Mädchen gastfreundlich und sittsam und antwortete: "Der Name meines Herrn ist Kushodwaja. Er ist ein Brahmarshi von unermeßlicher Energie und Gnade, ein Sohn des Vrihaspati und diesem an Intelligenz gleich. Während dieser Hochbeseelte in sein tägliches Studium der Veden vertieft war, wurde ich geboren als seine worterfüllende Tochter. Darum heiße ich Vedavati. Als die Götter, Gandharvas, Yakshas, Rakshasas und Nagas zu meinem Vater kamen und um mich baten, gab er mich keinem von ihnen, oh Bester der Rakshasas. Und ich werde dir den Grund dafür sagen, hör mir zu, du Langarmiger. Der gewünschte Schwiegersohn meines Vaters war Vishnu, Herrscher der Himmlischen und Herr der drei Welten. Mein Vater wollte mich keinem anderen übergeben. Als davon ein gewisser Daitya König namens Sumbhu erfuhr - er war stolz und sein Heldenmut entsprang dem Zorn - kam dieser Niederträchtige eines Nachts, als mein Herr im Bett war, und erschlug ihn. Meine verlassene Mutter war von hoher Gerechtigkeit. Den Körper meines Vaters umarmend ging sie mit ihm ins Feuer. Und den Wunsch meines Vaters, mit Vishnu verbunden zu sein, will ich nun verwirklichen, und so hing ich mein Herz an ihn, Narayana. Seit ich dieses Versprechen abgegeben habe, halte ich mich an strengste Buße. So, oh Erster der Rakshasas, habe ich dir alles erzählt. Narayana ist mein Ehemann, niemand sonst als der Beste aller männlichen Wesen. Und da ich mir wünsche, mit Narayana verbunden zu sein, übe ich strenge Enthaltsamkeit. Ich kenne dich, oh König. Geh nun, oh Sohn des Pulastya. Aufgrund meiner Askese weiß ich alles, was in den drei Bereichen geschieht."

Doch Ravana war von den Pfeilen des Kandarpa (Eros) getroffen. Er stieg von seinem Wagen ab und sprach erneut zu diesem Mädchen, welches einem gewaltigen Eid folgte: "Oh, du mit den wohlgeformten Hüften, wenn dies deine Absicht ist, mußt du sehr stolz sein. Oh, du mit den Augen einer jungen Antilope, das Ansammeln von religiösem Verdienst steht alten Menschen zu. Du, die du mit allen Vollkommenheiten ausgestattet bist, solltest nicht so sprechen. Du bist das Muster (an Schönheit) in diesen drei Welten. Und deine Jugend vergeht. Ich bin der Herr von Lanka, oh sanfte Dame, bekannt als Ravana. Sei du meine Frau und erfreue dich an Vergnügungen, die deinen Wünschen entsprechen. Wer ist dieser, den du Vishnu nennst? Oh du Milde, der, den du suchst, kann mir weder in Heldenmut, Askese, Vergnügen, noch in Stärke gleichen." Nach diesen Worten sprach Vedavati zum Wanderer der Nacht: "Sprich nicht so und respektiere Vishnu. Denn vor dem Herrn der dreifachen Sphären verbeugen sich alle Wesen. Nur du allein unter den Intelligenten setzt Narayana herab, oh König der Rakshasas." Doch der Wanderer der Nacht ergriff das Mädchen bei den Haaren. Zornig schnitt Vedavati ihr Haar ab mit ihrer Hand, welche sie in ein Schwert verwandelt hatte. Wutentbrannt, als ob sie den Wanderer der Nacht zerstören wollte, bereitete sie eilig einen Scheiterhaufen vor, um diese Welt zu verlassen. "Von dir grob verletzt, du Elender, wünsche ich nicht länger zu leben. Vor deinen Augen werde ich ins Feuer gehen, oh Raksha. Und weil ich von dir in dieser Welt geschändet wurde, bist du verrucht. Ich werde wiedergeboren werden, um dich zu zerstören. Es steht einer Frau nicht zu, einen sich an Sünde klammernden Mann zu töten. Und falls ich einen Fluch ausspräche, würde das meine Askese kosten. Doch wenn ich je alles vollbracht, alles weggegeben und dem Feuer viele Opfer angeboten habe, dann soll ich bald die keusche Tochter einer tugendhaften Person sein, doch nicht aus dem Leib einer Frau geboren werden."

Nachdem sie sich solcherart erlöst hatte, ging sie ins Feuer. Und es regnete himmlische Blumenschauer aus allen Himmeln herab. Oh Herr, sie ist es, die als Tochter des Königs von Janak geboren wurde, deine Gattin, oh du mit den mächtigen Armen. Du bist der ewige Vishnu. Der Feind mit dem Glanz eines Berges, der einst vom Zorn Vedavatis getroffen wurde, ist nun von ihr getötet worden mithilfe deiner übernatürlichen, heldenhaften Kraft. Und diese überragend Gerechte würde wieder aus der Erde kommen, wie eine Flamme aus dem vom Pflug gefurchten Feld. Vedavati wurde im Krita (dem goldenen) Zeitalter geboren. Im (silbernen) Zeitalter des Treta wurde sie in die Maithili Familie des hochbeseelten Janak geboren, um den Raksha zu zerstören."


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