Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 11 - Kuvera tritt Lanka an Dashagriva ab

"Nachdem Sumali und seine Gefolgsleute erfahren hatten, daß diese Wanderer der Nacht Gaben erhalten hatten, warfen sie alle Angst ab und erhoben sich aus den niederen Bereichen. Voller Zorn erhoben sich auch Sumalis Berater, wie Maricha, Prahasta, Virupaksha und Mahodara. Von seinen vorzüglichen Beratern umgeben präsentierte sich Sumali vor dem Zehnköpfigen, umarmte ihn und sprach ihn an: "Durch großes Glück, oh Kind, haben wir durch dich den Wunsch erfüllt bekommen, der in unseren Herzen war. Denn du hast den besten Wunsch vom Ersten der drei Welten erfüllt bekommen. Oh du mit den mächtigen Armen, diese große Angst vor Vishnu, wegen der wir Lanka verließen und die tiefen Abgründe aufsuchten, ist nun beseitigt. Für so lange Zeit wurden wir von dieser Furcht niedergedrückt. Von unseren Feinden verfolgt verließen wir unser Heim und versteckten uns in den niederen Regionen mit all unseren Verwandten. Lanka war unsere Stadt und von Rakshasas bewohnt. Nun lebt dein Bruder dort, der kluge Herr des Reichtums. Wenn du, oh Mächtiger, durch Selbstkontrolle, Güte oder einen plötzlichen Ausbruch von heldenhafter Kraft sie wieder einnehmen könntest, dann wäre ein großes Ziel erreicht, und du, oh Kind, sollst zweifellos der Herr von Lanka sein. Dann würde das gesunkene Geschlecht der Rakshasas von dir wieder erhoben werden. Und du mit deiner erstaunlichen Kraft sollst der Herr von allen sein." Da antwortete der Zehnköpfige seinem Großvater mütterlicherseits: "Der Herr des Reichtums steht über uns. Du solltest daher nicht so sprechen." Nachdem dieser würdevolle Rakshasa Anführer die Worte derart maßvoll überging, verstand Sumali seine Absicht und sprach kein Wort mehr.

Für eine Weile lebte Ravana ruhig weiter. Dann geschah es, daß er von Prahasta unterwürfig angeredet wurde: "Oh Zehnköpfiger, langarmiger Held, es ist nicht recht, daß du so sprichst. Unter Helden gibt es keine brüderlichen Gefühle. Höre auf meine Worte! Es gab einmal zwei Schwestern, Diti und Aditi. Sich gegenseitig zugetan wurden diese beiden alles überragenden Schönen die Ehefrauen von Kasyapa, dem Herrn der Wesen. Aditi brachte die Götter zur Welt, welche die Herren der drei Welten sind. Und Diti gebar die Daityas. Früher, oh du von Gerechtigkeit Wissender, gehörte die Erde in ihre Ozeane gekleidet und mit Bergen ausgerüstet den Daityas, welche daraufhin sehr mächtig wurden. Doch dann brachten die Götter diese unverdorbene dreifache Welt unter ihre Herrschaft. Du wärest nicht der Einzige, der seine Brüder feindselig behandelt. Denn dieser Kurs wurde seit alters her von Göttern und Asuras verfolgt. Handle daher in Eintracht mit den Worten, die ich spreche." Dermaßen ermahnt, dachte der Zehnköpfige für eine Weile mit erfreutem Herzen nach und sprach dann: "Sehr wohl." Von großer Freude getrieben ging der heldenhafte Zehnköpfige noch am selben Tag los und wurde von den Wanderern der Nacht begleitet. Als sie Trikuta erreicht hatten, schickte Ravana den redegewandten Prahasta als Botschafter vor: "Oh Prahasta, geh und eile dich. Richte dem Ersten der Nairatas, dem Herrn des Reichtums, meine Worte in Milde aus: Die Stadt Lanka, oh König, gehörte den hochbeseelten Rakshasas, doch du hast dich hier eingerichtet. Dies, oh du Sündenloser, ist nicht recht von dir. Wenn du mit dem unvergleichlichen Heldenmut nun dieselbe zurückgibst, werde ich höchst befriedigt sein, und du wirst die Gerechtigkeit bewahren."

So ging Prahasta in das vom Spender des Reichtums wohl behütete Lanka und überbrachte folgende Worte dem höchst großzügigen Herrscher der Reichtümer: "Oh du mit den hervorragenden Gelübden, ich wurde vom Zehnköpfigen gesandt, deinem Bruder. Du langarmiger Bester von denen, die in allen Zweigen der Gelehrtheit geübt sind, oh Herr des Reichtums, höre die Worte, die der mit den zehn Gesichtern dir sagen läßt. Diese schöne Stadt, oh du mit den weiten Augen, wurde einst von Rakshasas mit fürchterlicher Kraft und von Sumali angeführt bewohnt. Aus diesem Grunde, oh Sohn von Vishrava, bittet er dich um die Stadt. Gewähre sie ihm, oh mein Kind, denn er bittet demütig danach." Als er diese Worte von Prahasta angehört hatte, antwortete der Gott Vaishravana, der Beste von denen, die im Reden geschickt sind: "Mein Vater übergab mir die Stadt, als die Wanderer der Nacht sie verlassen hatten, oh Rakshasa. Und ich bewohne diesen Ort mit allen seinen Gaben, der Ehre und anderen Tugenden. Geh und richte dem Zehnköpfigen aus: Da diese Stadt und das Königreich mein sind, so sind sie auch dein, oh du Mächtiger. Erfreue dich an dem Königreich ohne jeden Feind. Mögen mein Königreich und meine Reichtümer niemals Entzweiung erfahren, wenn du anwesend bist."

Anschließend suchte der Herr des Reichtums seinen Vater auf, und nachdem er ihm Ehre erwiesen hatte, erzählte er ihm von Ravanas Wunsch: "Mein Vater, der Zehnköpfige sandte einen Boten zu mir, der sagte: Gib mir Lanka zurück, welches zuvor von Rakshasa Heeren bewohnt war. Sage mir nun, oh du mit den hervorragenden Gelübden, was ich tun soll." Der Brahmarshi Vishrava erwiderte seinem mit gefalteten Händen vor ihm stehenden Sohn: "Oh Sohn, höre meine Worte. Einmal sprach der mächtige Zehnköpfige in meiner Gegenwart darüber. Ich habe diesen Niederträchtigen deswegen heftig getadelt und ihm immer und immer wieder ärgerlich gesagt: Du mißachtest Religion und Ehre. Höre auf meine Worte voller Religion und Gewinn. Du mit deinem gemeinen Herzen und deinem Unverständnis, welches durch die dir verliehenen Gaben verdorben wurde, kannst nicht zwischen denen unterscheiden, welche Ehre verdienen und welche nicht. Außerdem kamst du durch meinen Fluch mit einer wilden Natur zur Welt.

Gehe zum Berg Kailash, oh du mit den mächtigen Armen. Geh mit deinen Gefolgsleuten, lebe dort und richte dich ein. Dort fließt diese Beste der Ströme, die Mandakini. Ihre Wasser bedecken goldene Lotusblüten, welche Sonnen gleichen, auch Lilien, blauer Lotus und viele andere duftende Blumen. Ab und an kommen die Himmlischen dorthin und vergnügen sich mit den Apsaras, Schlangen und Kinnaras. Oh Herr des Reichtums, du sollst dich nicht auf Feindschaft mit diesem Rakshasa einlassen. Denn du weißt, welchen großen Segen er erhielt." Um der Würde seines Vaters willen verließ Vaishravana nach diesen Worten mit seinen Ehefrauen, Söhnen, Beratern, seinem Fahrzeug und den Reichtümern Lanka und ging zum Berg Kailash. Prahasta kehrte zu Ravana zurück und sprach freudig zum hochbeseelten Zehnköpfigen, der inmitten seiner jüngeren Brüder und Berater saß: "Die Stadt Lanka ist nun leer. Der Verleiher von Reichtümern hat ihr entsagt und ging fort. Trete mit uns ein und pflege dort deine eigene Religion." So betrat der heldenhafte Zehnköpfige mit seinen Brüdern, Streitkräften und Gefolgsleuten die Stadt Lanka. Und wie der Herr der Göttlichen in den Himmel steigt, so stieg dieser Feind der Unsterblichen nach Lanka auf, die mit Straßen wohl aufgeteilt und vom Herrn des Reichtums verlassen worden war. Nachdem er als Herrscher eingesetzt war, lebte der Wanderer der Nacht in der Stadt. Die Stadt wimmelte bald von all den Rakshasas, die dunklen Wolken glichen. Der Herr des Reichtums jedoch lebte wie Purandara in Amaravati in einem Palast am mondhellen Berg, der mit superb verzierten Säulen geschmückt war, den Ruhm seines Vaters bewahrend."


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