Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 103 - Indras Wagen

Da vergaß Raghus Sohn seinen Kummer. Erneut ergriff er seinen Bogen und wirbelte mit ganzer Kraft den Sturm seiner Pfeile auf Lankas Herrn. Mit neuen Pferden, welche seine Edelmänner ihm gebracht hatten, kämpfte der Gigant weiter. Er fuhr mit seinem glitzernden Wagen heran, wie der Gott des Tages durch den Himmel eilt. Dann spannte er seinen dröhnenden Bogen, und seine Pfeile schossen wie Donnerblitze davon, als ob dunkle Wolken in der Regenzeit ihre heftigen Ströme über den Bergen ausschütten. Es fuhr also der Gigant hoch droben auf seinem Streitwagen. Und der Sohn des Raghu kämpfte zu Fuß.

Doch die Götter von ihren himmlischen Höhen beobachteten entrüstet den ungleichen Kampf. Es rief Lord Indra, den die himmlischen Heerscharen verehren, seinen Wagenlenker herbei: "Eile, Matali!" rief er, "Steig auf und leih meinen Wagen dem Sohn des Raghu. Sprich den Anführer mit aufmunternden Worten an, und alle Götter werden deine Tat segnen." Jener verbeugte sich und brachte den herrlichen Wagen, dessen klingelnde Glöckchen schon von weitem zu hören waren, der so schön war wie die Morgensonne und so hell strahlend vor Gold, Perlen und Lapislazuli. Er spannte die gelbbraunen Pferde an, die schneller als der Sturm flogen. Dann stürmte er die Flanke des Himmels hinab und stoppte den Wagen an Ramas Seite. "Steig auf, oh Anführer!" rief er demütig. "Besteige den Wagen, den die Götter senden. Sieh den mächtigen Bogen Indras, den dir die Götter anbieten, denn sie bevorzugen dich. Schau auf die glitzernde Rüstung und den Speer samt Pfeilen, welche niemals fehlen." Von der Gunst der Göttlichen erhoben fuhr nun Rama auf dem himmlischen Wagen.

Als sich dann die vom Wagen getragenen Krieger trafen, wurde der schreckliche Kampf noch heftiger. Jeder Pfeil, den Ravana schoß, wurde zu einer Schlange mit züngelnder Flamme, die sich um die Glieder Ramas mit feurigen Kiefern und zitternder Zunge schlang. Doch jede Schlange floh verängstigt davon, als Raghus tapferer Sohn die Waffe des Gefiederten Königs (Garuda, der Todfeind aller Schlangen) zog und seine Pfeile von der Sehne entließ. Ravana bewaffnete seinen Bogen erneut und ließ Schauer von Pfeilen auf Rama niedergehen. Auch traf der wilde König den Wagenlenker mit einem schnell abgeschossenen Pfeil.

Dann legte ein Pfeil aus Ravanas Hand
das stolze Banner in den Sand,

und selbst Indras Pferde von himmlischer Zucht fielen erschlagen in dem eisernen Sturm. Da überkam die Götter und Geister im Himmel Terror, Zittern und Verzweiflung. Die weißen Wogen des Meeres erhoben sich mit Schaum und Gischt, um den Himmel zu durchnässen. Die Sonne verhüllte sich mit fahlen Wolken, die freundlichen Lichter des Himmels erbleichten, und gräßlich glänzend bestürmte der brennende Mars das Leuchten der sanfteren Sterne.

Doch Ramas Augen blitzten vor Zorn, als er Indras himmlischen Speer erhob. Laut klangen die Glocken, und die schimmernde Spitze überschüttete die Welt mit hellen Blitzen. Der Speer kam herab in schnellem Flug, und des Giganten Lanze wurde verbogen und zermalmt. Dann fielen die tapferen und schnellen Pferde Ravanas seinem Pfeileregen zum Opfer. Ungestüm bedrängte Rama seinen Feind und ließ mit seinen Pfeilen dessen mächtige Brust bluten, so daß sich die müden Glieder des Giganten mit rauschenden Strömen hellroten Blutes einfärbten.

(Griffith läßt Kapitel 104 und 105 aus, in denen der Kampf zwischen Rama und Ravana weitergeht. Ravana tadelt seinen Wagenlenker ernsthaft für seine Furchtsamkeit und ermahnt ihn zu Vertrauen in seinen Meister. Dann befiehlt er ihm, bei nächster Gelegenheit Rama direkt anzugreifen.)


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