Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 102 - Lakshmana geheilt

Doch Rama, der Stolz der Raghus, starrte zärtlich in Lakshmanas Gesicht. Bei diesem Anblick zerbrach sein Mut. Er wandte sich an Sushen und sprach traurig: "Wo sind meine Kraft und mein Heldenmut? Wie soll ich mir nun ein Herz für die Schlacht fassen, wenn vor meinen weinenden Augen mein toter Bruder, der edle Lakshmana, liegt? Meine Tränen fließen in blendenden Strömen, meine Hand hat entmutigt den Bogen fallen lassen, und die Schmerzen des Leids bleichen meine Wangen. Mein Herz ist krank, meine Stärke geschwächt. Weh mir, mein Bruder! Solche Pein, daß ich an Lakshmanas Seite niedersinke und sterbe. Leben, Krieg und Sieg, alles ist vergebens, wenn Lakshmana in der Schlacht sein Ende findet. Warum meiden diese Augen meine Blicke? Hast du kein Wort der Erwiderung für mich, keines? Weh, ist dein edler Geist verflogen und allein in eine andere Welt übergegangen? Konntest du nicht diese Welten gemeinsam mit deinem Bruder aufsuchen? Oh sprich, sprich! Erhebe dich noch einmal, mein Bruder, und schau mich mit deinen liebenden Augen an. Waren nicht deine Schritte immer an meiner Seite, in düsteren Wäldern und auf windigen Höhen? Linderte nicht deine sanfte Sorge deines Bruders Kummer und sprunghaften Zorn? Hast du nicht alle seine Sorgen geteilt, als sein Führer und Gefährte in der Verzweiflung?" So klagte und seufzte der vernichtete Rama.

Doch der Vanar Anführer antwortete ihm: "Großer Prinz, verbanne unmännliche Gedanken und hänge deine Seele nicht an solchen Kummer. Umsonst vergießt du deine heißen Tränen. Unser glorreicher Lakshmana ist nicht tot. Der Tod hat auf seiner Stirn noch kein Zeichen gesetzt - hier weilt immer noch der Glanz der Schönheit. Klar ist die Haut, und die zarten Farben von Lotusblüten überfluten seine Handflächen. Oh Rama, erheitere dein zitterndes Herz. So nehmen Leben und Körper nicht voneinander Abschied. Nun, Hanuman, spreche ich zu dir. Eile schnell fort zum Gipfel des Mahodaya, wo die Kräuter von übergroßer Tugend wachsen, welche Leben, Gesundheit und Stärke verleihen. Bring du die Kräuter, um seine Schmerzen zu stillen, und Lakshman soll wieder gesund werden." Er verstummte, und der Sohn des Windgottes machte sich schnell gehorchend auf den Weg durch die Wolken. Er erreichte den Berg; doch hielt er gar nicht erst an, die wunderbaren Kräuter mit den Heilkräften zu sammeln. Er riß den Berg aus seinem breiten Stand mit allen Büschen und Bäumen und eilte durch die Wolken zurück, um dem weisen Sushen seine waldige Last zu zeigen. Sushena staunte verwundert den Berg an, dann stellte er die unfehlbare Salbe her. Sobald er die heilenden Kräuter gefunden hatte, zerstieß und zerrieb er die duftenden Blätter. Dann beugte er sich über Lakshmanas Gesicht, der vom Duft dieser gesegneten und göttlich süßen Kräuter geheilt und mit neuer Kraft wieder frisch und tatkräftig auf die Füße kam.



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