Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 50 - Der Zauber gebrochen

Sugriva bemerkte die fliehende Menge und rief laut zu Angad: "Warum fliehen die zitternden Heere davon wie sturmgepeitschte Schiffchen über das Meer?" Der Anführer erwiderte: "Siehst du nicht mit Blut überströmt und von Pfeilen festgenagelt die Söhne des Raghu auf dem Boden?" Doch in diesem Moment kam Vibhishan heran, und Sugriva erkannte den Grund der Angst. Er befahl Jambavan, welcher die Bären anführte, die fliehenden Heere aufzuhalten. Der Bärenkönig befolgte den Befehl, und die Vanars wurden in ihrer kopflosen Flucht gestoppt. Eine kleine Weile betrachtete Vibhishan die gefallenen Brüder, dann benetzte er seine Gigantenfinger mit Tau und berührte damit die Augen der Helden. Immer noch wandte er seinen traurigen Blick auf das Paar und begann mit diesen Worten seine wilde Klage: "Weh um die mächtigen Krieger, welche feige Hand und hinterhältiger Schlag niederstreckten. Das mutige Paar, welches den offenen Kampf liebte, ward von einem Wanderer der Nacht geschlagen. Unehrlich hat Indrajit, meines Bruders Sohn, den Sieg errungen. Ich vertraute in ihre Macht und Hilfe, und auch in meiner Sache kämpften sie und fielen. Verloren ist die Hoffnung, die jede Pein stillt: Ich lebe, doch nicht länger, um zu regieren, während Lankas Herren unberührt von Übel in sicherer Lage frohlocken."

Sugriva antwortete: "Gräme dich nicht so, denn Lankas Insel soll dein sein. Laß den Tyrannen und seinen Sohn nicht jubeln, bevor der Kampf zu Ende ist. Diese noch gelähmten königlichen Helden sollen von allem Zauber durch Garudas Hilfe befreit werden, im Triumph dem Feind begegnen und dir den Räuber zu Füßen legen." So erzählte der Vanar Monarch von seiner Hoffnung und beruhigte Vibhishans Kummer. Dann sprach Sugriva zu Sushen, welcher erwartungsvoll an seiner Seite stand: "Bis die beiden Stärke und Sinne wiedergewinnen, flieg davon und trage sie nach Kishkinda. Ich werde hier mit meinen Legionen ausharren, den Tyrannen und sein Gefolge schlagen und die vom Gigantenkönig gerettete Maithili Dame zurückbringen, wie die einst verlorene Zierde, die Indra wiedergewann, des Himmels allmächtiger Herr." Sushen erwiderte: "Hör mich an: Als sich Götter und Dämonen im Kampfe trafen, da focht die Dämonentruppe so heftig, und so wild tobte der Pfeilesturm, daß die himmlischen Krieger schwach vor Schmerz im unaufhörlichen Regen der Pfeile niedersanken. Vrihaspati (der Lehrer der Götter) kurierte mit Kräutern und Zauber die schweren Wunden derer, welche gefallen waren und gab ihnen, geübt in den Künsten, welche heilen und retten, neues Leben, Heldenmut und ihre Sinne zurück. Fern am Ufer des Milchigen Ozeans wachsen immer noch diese Kräuter in reichem Vorrat. Laß den schnellsten Vanar dorthin eilen und sie uns bringen, denn wir benötigen sie dringend. Laß Panas und Sampati die am Berg wachsenden Kräuter sammeln, denn sie kennen die wunderbaren Blätter wohl, welche jede Wunde heilen und Leben verleihen. Neben der See, welche einst umgerührt wurde und unter ihrer Oberfläche das Amrit bewahrte, wo die weißen Wogen an Land peitschen, stehen Chandras schöne Höhe und der Gipfel Drona. Von den Göttern angepflanzt schaut jeder glitzernde Hang herunter auf die milchige Tiefe. Laß den flinken Hanuman uns die Kräuter mit der wunderbaren Wirkung bringen."

Doch mittlerweile erhob sich ein lauter und rauschender Wind. Rote Blitze schossen aus den Wolkenbänken. Die Berge erzitterten, die wilden Wellen schäumten auf und durch unwiderstehliche Wucht getroffen fielen die stattlichen Bäume entwurzelt um, welche den Rand des Meeres säumten. Alles Leben im Wasser fürchtete sich sehr, und als die Vanars starrten, erschien König Garuda selbst eingeschlossen in Flammen von brennendem Licht. Welch wunderbarer Anblick! Vor seinen scharfen Augen flohen in plötzlicher Furcht alle Schlangen in einem Moment davon. Auch jene, welche in Pfeile verwandelt die Prinzen fesselten, verschwanden im Boden. Er richtete seine Augen auf Raghus Söhne und lobte die waffenkundigen Herren. Dann beugte sich der gefiederte König über sie und berührte ihre Gesichter mit seinen Schwingen. Seine heilende Berührung linderte ihre Schmerzen und verschloß jeden Riß, den die Pfeile verursacht hatten. Ihre Augen strahlten wieder hell und kühn, und ihre glatte Haut erglänzte wie Gold. In ihrer Hülle verwahrt kamen Erinnerung und die Kraft des Geistes wieder. Von diesen betäubenden Banden erlöst, vermehrten sich wieder Schwung, Eifer und Stärke. Fest standen sie erneut auf ihren Füßen, und Rama, der Herr der Menschen, sprach: "Durch deine liebe Gunst sind wir beide in größter Not von unseren tödlichen Fesseln befreit worden. Du bist nun diesen glücklichen Augen so willkommen, wie Aja (Ramas Großvater) oder mein Vater. Wer bist du, mächtiges Wesen, der du so prächtig und strahlend bist?"

Er schwieg, und der König der Vögel erwiderte, während sein Auge vor Freude und Stolz aufblitzte: "Erkenne in mir einen, oh Sohn des Raghu, der dich seit alters her liebt. Ich bin Garuda, der Herr von allem, was fliegt, dein Wächter und Freund. Keiner der Götter im Himmel hätte diese lähmenden Bande lösen können, die Schlangenschlinge, mit welcher der ungestüme, für seine magischen Künste berühmte Sohn Ravanas deine Glieder fesselte. Diese Pfeile, welche in jedem Gliede steckten, waren mächtige Schlangen, die er verwandelt hatte. Eine blutrünstige Rasse, sie leben unter der Erde und töten mit vergifteten Zähnen.

Auf, schlage den Herrn der Insel Lanka. Doch achte auf die Tücke der Giganten, welche jede unehrliche Kunst anwenden und durch Betrug tapfere Feinde zerstören.

(M.N.Dutt:
Nachdem er dies gesagt hatte, umarmte der wunderbare und mächtige Suparna den Rama zärtlich und sprach weiter: "Mein Freund Raghava, oh du, der du sogar für deine Feinde Zuneigung hegst, erlaube mir nun zu gehen. Und, oh Raghava, unterhalte keine Neugier um den Grund unserer Freundschaft. Wenn du, oh Held, Erfolg in deiner Schlacht errungen hast, sollst du alles über unsere Freundschaft erfahren.")

Der Tyrann Ravana soll bluten und Sita aus seiner Macht befreit werden." So sprach Garuda, und suchte so schnell wie ein Gedanke die Regionen des Himmels auf, wo er in der Ferne wie ein loderndes Feuer jeder Sicht verschwand. Da entrang sich den frohen Vanars die Erleichterung in wilden, tumultartigen Schreien, und das laute Dröhnen der Trommeln und Muschelhörner verwunderte jeden fernen Wachtposten.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter