Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 44 - Die Nacht

Der Herr des Lichts war gesunken und untergegangen. Es kam die Nacht, doch die Feinde kämpften immer noch. Und grimmiger als die Düsternis der Nacht schwoll die Wut des Kampfes an. Kaum konnten die Augen der Krieger noch Freund von Feind unterscheiden. Jeder rief: "Sag an, Rakshasa oder Vanar?", und an der Sprache erkannten sich die Gegner. "Warum kehrst du um? Oh Krieger, bleib. Stell dich deinem Feind und kämpfe!" So klangen die Rufe, und Worte der Angst zerschnitten die Dunkelheit und trafen auf lauschende Ohren. Alle dunklen Wanderer der Nacht, deren goldene Rüstungen Blitze aussandten, sahen aus wie turmhohe Berge, die um ihre Hüften von brennenden Wäldern umarmt werden. Die Giganten stürmten gegen die Vanars und verschlangen heißhungrig die erschlagenen Feinde. Mit tödlichem Biß wie beim Fang einer Schlange sprangen die Vanars auf die Giganten, und Wagen, Rosse und jene, welche die Banner hielten, fielen blutüberströmt nieder. Keine aufgereihte Truppe und keine feste Aufstellung konnte die Raserei ihres Angriffes aufhalten. Nieder gingen Pferd und Reiter, und es fielen auch Gigantenherren von hohem Ruhm. Obwohl die Schatten der Mitternacht dicht und dunkel waren, spannten die Söhne des Raghu mit nie das Ziel verfehlendem Geschick ihre Bögen, und jeder scharfe Pfeil tötete einen Anführer. Blendender Staub erhob sich von der durch Streitwagen und trampelnden Pferden umgepflügten Wiese, und wo die Krieger fielen, da war die Flut dunkel und furchtbar von all dem Blut. Sechs Giganten suchten sich den Rama aus und griffen ihn mit wilden Schreien an, so laut wie die brüllende See, wenn alle Winde frei toben. Sechsmal schoß er, sechs Häupter wurden gespalten, und sechs Giganten wurden tot auf dem Boden zurückgelassen. Doch er hielt nicht inne. Er spannte seinen Bogen und von der singenden Waffe regnete es einen Sturm von Pfeilschäften, deren brennender Glanz alle Regionen der Lüfte erfüllte. Und die Anführer fielen als sein Ziel, wie Motten in der Flamme vergehen. Die Erde glitzerte, wo seine Pfeile niedergingen, als ob in einer Herbstnacht die Glühwürmchen in der Senke durch die Dunkelheit fliegen und alles mit Lichtblitzen festlich beleuchten.

Doch nachdem Balis Sohn (Angad) einen Sieg über seinen Feind errungen hatte, blickte Indrajit mit zornesgeröteten Augen auf seine zerfleischten Pferde und den sterbenden Wagenlenker. Er löste sich in Luft auf, floh den Zweikampf und verschwand vor den Augen des Siegers. Die Götter und Heiligen erhoben ihre frohen Stimmen und priesen Angad für seine Tugend. Auch die Söhne Raghus übergaben den Lohn der Ehre, welche der tapferen Tat gebührte. Doch Wut füllte Indrajits Seele, da er gezwungen war, seinen zerstörten Wagen aufzugeben. Durch Brahmas Gunst gestärkt, konnte er es nicht ertragen, von einem Vanar besiegt worden zu sein. In magischem Nebel aller Sicht verhüllt, spannte der tückische Krieger seinen Bogen, und die Söhne des Raghu waren die Ersten, die den Sturm seines geflügelten Stahls zu spüren bekamen. Doch als die Pfeile nicht töten konnten, weil die Prinzen sich vor ihm noch immer verteidigten, da band er sie mit der Schlangenschlinge, diesem magischen Zauber, den niemand lösen konnte.(1)


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(1) Eine mystische Waffe: In Pfeile verwandelte Schlangen entziehen dem verwundeten Opfer alle Sinne und die Kraft zur Bewegung.