Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 41 - Ramas Bote

Als Rama all die blutigen Spuren auf König Sugrivas Gliedern sah, da schloß er seine Arme voller Schmerz um den Freund und rief: "Zuviel Risiko, mein Anführer; Könige wie wir bringen unsere Leben nicht solchermaßen in Gefahr und unternehmen nicht, wenn Ratschlag nötig ist, solch gewagte und rasche Tat. Wisse, ich, Vibhishan und alle waren besorgt um deinen Fall. Oh versuche nicht noch einmal, und ich spreche für uns alle, solch verzweifeltes Abenteuer!" Sugriva rief: "Ich konnte es nicht ertragen, auf den Gigantenkönig zu schauen und mußte den Unhold, der dir die Gattin stahl, zum tödlichen Kampf fordern."

Dann sprach Rama: "Nun Lakshmana, ordne unsere Legionen in den weiten Wäldern an, damit wir bereit sind, uns dem Zorn unserer Gigantenfeinde zu widersetzen. Heute werden unsere Armeen die Mauern angreifen, welche Ravanas Kräfte verteidigen, und Fluten von Rakshasa Blut sollen die Straßen mit all den Erschlagenen einfärben." Er kam vom Berg herunter und beschaute die geordneten Truppen der Vanars. Jeder Anführer brannte auf den Kampf, und jedes feurige Auge wandte sich gen Lanka. Und so bewegten sich die Legionen auf Lankas Mauern zu, wohin sie die königlichen Brüder führten. Rama wählte das nördliche Tor, wo die Gigantenfeinde um ihren Monarchen schwärmten, und wo er persönlich die Schlacht dirigieren konnte und seine Truppen beschützen. Welch Arm außer dem seinen konnte diesen Posten halten, wo, so stark wie jener, der in den Tiefen herrscht (Varuna), inmitten von Tausenden mit Bogen und Keule Bewaffneter Ravana stand, der Mächtigste seiner Rasse? Das östliche Tor war Nilas Posten, wo sein Vanar Heer Aufstellung genommen hatte. Auch Mainda stand dort mit seinen Truppen und Dwivid, um ihm zu helfen. Um das südliche Tor kümmerte sich Angad, der seine kühnen Bataillone dorten aufstellte. Hanuman ordnete seine Legionen an dem Tor an, welches der untergehenden Sonne gegenüber lag. Und König Sugriva hielt die Stellung im Wald östlich vom Tor, wo Ravana stand. An allen Seiten trafen sich Myriaden von Vanars und besetzten dicht die Wälle von Lanka, so daß kaum der umherziehende Sturm sich eine Passage durch das innere Heer gewinnen konnte. So laut wie der zornige Ozean brüllt, wenn die wilden Wellen an das Felsenufer peitschen, war der Schrei aus Zehntausenden von Kehlen, welcher das Firmament zerriß und Lanka mit seinen Hainen und Bächen, den Türmen, Mauern und Wällen erbeben ließ. Die Giganten hörten dies und waren entsetzt.

Da rief Raghus Sohn den Angad herbei und von königlicher Pflicht geleitet, gab er folgenden Befehl, so gnädig wie kühn(1): "Geh Angad, suche Ravana auf und sprich zu ihm meine Worte der Warnung: Wie, oh Monarch, bist du nun verändert und gefallen. Du, dessen respektloser Zorn keine Heiligen, Nymphen oder Geister der Lüfte verschonte und dessen Fuß in überheblichem Triumph auf Yakshas, Königen und Schlangengöttern stand. Wie bist du nun von deinem Stolz abgefallen, den Brahmas Gunst verstärkte. Ich stehe mit Myriaden an den Toren Lankas, um meinen gerechten Zorn zu befriedigen und dich mit Schwert und Flamme zu strafen, den tyrannischen Unhold, der meine Dame stahl. Nun zeige deine Macht und wende Arglist an, du Monarch der Giganteninsel, der eine hilflose Dame stahl. Rufe heute deine Kräfte und Stärken zusammen. Doch noch einmal warne ich dich, Rakshasa König: Bring mir noch diese Stunde die Maithili Dame und gib nach, solange Zeit dafür ist. Suche demütig Vergebung für dein Verbrechen, oder ich werde keine lebenden Rakshasas unter der Sonne übrig lassen, nicht einen. Vergebens wirst du vor der Schlacht fliehen oder dich auf Flügeln in den Himmel tragen lassen. Die Hand von Rama wird dich nicht verschonen, und sein brennender Pfeil wird dich hier treffen." Er verstummte.

Angad beugte sein Haupt. Wie die personifizierte Flamme schoß er davon und ließ sich von seinem luftigen Pfade herab mitten in die Heimstatt des Rakshasa Königs. Dort saß, im Zentrum eines Kreises von Beratern, der Gigantenkönig. Schnell drängte sich Angad durch den Kreis und sprach mit Zorn in seiner Brust: "Ich stehe hier als Bote des Herrn von Kosal, oh König. Ich bin Angad, Sohn von Bali, vielleicht hat Ruhm meinen Namen deinen Ohren gelehrt. Mit den Worten des Rama komme ich, dich zu warnen oder herauszufordern. Komm heraus, kämpfe an der Spitze und zeige den Geist eines Mannes. Dieser Arm soll dich töten, Tyrann. Du, deine Edlen und deine Familie sollen sterben. Und Erde und Himmel werden von Angst befreit mit Freuden sehen, wie ihr Unterdrücker blutet. Wenn sein Feind geschlagen ist, soll Vibhishan als geweihter König in Frieden regieren. Noch einmal rate ich dir: Bereue und vermeide die tödliche Strafe. Gib die Dame in allen Ehren zurück und flehe um Vergebung für deine Sünde."

Laut erscholl da des Königs wütender Schrei: "Ergreift den Vanar und tötet ihn!" Vier seiner Garde gehorchten ihrem Herrn und legten begierig Hand an Angad. Mit der Absicht, seine Stärke zu zeigen, leistete er den Feinden keinen Widerstand, doch warf schnell seine mächtigen Arme um die Häscher und hielt sie fest. Als sich um ihn lautes Geschrei erhob, sprang er leichter Dinge auf das Palastdach, nahm die Giganten mit und wirbelte sie zu Boden. Dann brach er mit gräßlichem Hieb einen Turm vom Dach, als ob der feurige Blitz von Indra aus den Wolken gesandt den stolzen Gipfel des Herrn des Schnees zerreißt, und warf die steinige Masse nach unten. Jubelnd sprang er in den Himmel und froh, da er seinen Botengang erledigt hatte, kam er an die Seite von Raghus Sohn zurück.


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(1) die Pflicht eines Königs, sein Volk zu beschützen und Blutvergießen zu vermeiden, bis mildere Mittel vergebens versucht wurden