Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 33 - Sarama

Sarama von zarterer Art sah mit mitleidvollen Augen auf die Klagende, stahl sich an ihre Seite und erzählte sanft ihre frohe Botschaft, welche Sitas Herz besänftigte. Mit süßer Stimme und einem Lächeln enthüllte sie das Geheimnis über die Täuschung durch den Giganten. Sie war eine derjenigen, welche abwechselnd bei Tag und Nacht über Sita wachten, und obwohl sie von Natur aus eine Rakshasa war, fühlte sie Mitleid und liebte die glücklose Dame sehr. Sie sprach: "Ich hörte deinen bitteren Schrei, Ravanas Rede und deine Antwort, denn, im nahem Dickicht versteckt, entging kein Wort oder Laut meinem Ohr. Als Ravana forteilte, lenkte ich meine Schritte, ihm zu folgen, und erfuhr den geheimen Grund, der den Monarchen aus dem Hain wegführte. Glaube mir, Königin, du brauchst nicht beweinen, daß Rama im Schlaf gemordet wurde. Dein Löwenherr der Menschen trotzt jeglicher Attacke bei Tag und auch jeder nächtlichen Überraschung. Wie könnten selbst Giganten mit Leichtigkeit eine riesige Armee töten, die mit gerodeten Bäumen kämpft und welche von Rama mit einem niemals schlafenden Auge in steter Wache beschützt wird? Der Herr mit dem mächtigen Arm und der breiten Brust, der Erste und Beste der irdischen Krieger, dessen Ruhm durch alle Regionen erklingt, der stolze Abkömmling einer Reihe von hundert Königen, welcher das Leben beschützt und seine liebende Hilfe jedem Freund gerne gewährt, dessen Bogen nur seine Hand spannen kann - nein, dein Herr, dein Rama ist nicht tot. Dem Wunsch seines Meisters gehorsam wirkte ein großer, im Üblen geübter Magier mit feinster Kunst diese wunderbare Illusion, die jeden Gedanken übertrifft. Laß aufsteigende Hoffnung deinen Kummer vertreiben. Schau auf und lächle, denn alles ist gut. Die sanfte Lakshmi, die Königin des Glücks, betrachtet dich mit wohlwollender Miene. Dein Rama hat mit dem Vanar Gefolge eine Brücke über die See gebaut, die zahllosen Legionen hinübergeführt und sie am südlichen Strand in Aufstellung gebracht. Diese Augen haben den Helden gesehen, wie er von seinem Heer umgeben an Lankas Strand stand. Jeden Augenblick tragen atemlose Spione neue Meldungen zum Gigantenkönig. Und alle Adligen und Herren des Staates sind zur Debatte herbeigerufen."

Sie verstummte. Der Klang von sich sammelnden Armeen traf laut und lang und klar ihre Ohren. Der Ruf von Trommeln, Muschelhörnern, Tamburin und Kriegsgeschrei war zu hören, und während der Lärm sein Echo fand, sprach sie erneut zu Janaks Kind: "Höre, Dame, hör den lauten Alarm, welcher die Truppen Ravanas zu den Waffen ruft. Aus Ställen und Boxen führen sie Elefanten und wiehernde Pferde, legen sorgfältig ihre Rüstungen an und bereiten die Streitwagen für den Kampf vor. Gerüstete Reiter fegen über den bebenden Boden und sind mit Axt und Speer bewaffnet. Überall formen sich hier und dort in den Straßen und Alleen schreckliche Bataillone. Ich höre das Zusammentreffen nah und fern, die schnaubenden Rosse und ratternden Wagen. Tapfere Prinzen, die Anführer der Mutigen, drängen dicht heran wie Welle auf Welle, und hell glänzen die abendlichen Sonnenstrahlen auf Helmen und Schilden, Schwertern und Lanzen. Horch, Dame, auf den klingenden Stahl und die rollenden Räder der Streitwagen. Horch, wie die feurigen Pferde wiehern und ferne Trommeln laut dröhnen. Die Königin des Glücks hat dich lieb, denn Lankas Truppen sind mit Angst geschlagen. Dein Rama mit den Lotusaugen wird wie Indra, der Monarch im Himmel, mit siegreichem Arm die Feinde schlagen und seine Dame aus ihrer Not befreien. Bald wird seine Brust dein Haupt stützen, und deine Augen werden Freudentränen weinen. Bald wird sein mächtiger Arm dich umschlingen, und du wirst lang verlorenes Entzücken kosten. Und der für höchstes Glück geschaffene Rama wird sich in deinem Kuß seinen Lohn gewinnen."


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter