Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 25 - Ravanas Spione

Nachdem Rama und das von ihm angeführte Heer sicher den Ozean überquert hatte, sprach Ravana von Stolz und Wut bewegt zu Suka und Saran: "Oh Berater, das Vanar Heer hat das Meer von Küste zu Küste bezwungen, und Dasarathas Sohn hat eine wunderliche, das Denken übertreffende Tat vollbracht. Doch nun muß ich wahrheitsgemäß die Stärke und die Anzahl der Feinde wissen. Geht ihr, begebt euch zu Ramas Armee und zählt mir alle die Legionen dort. Erfahrt die Macht, die einen jeden Kapitän führt, seinen Namen und Ruhm aus kriegerischen Taten. Bekommt heraus, welch Künstler durch seine wunderbare Hilfe diese Brücke über die See erbaute. Lernt, wie das Vanar Herr übersetzte und am Ufer der Insel haltmachte. Betrachtet Rama, den Sohn des Raghu, genau, und berichtet mir über seinen Heldenmut, seine Stärke und seine Waffen. Schaut auch auf Lakshmana, Raghus jüngeren Sohn, mit beobachtenden Augen und bringt die fehlerlose Nachricht zu eurem König."

Er verstummte, und verkleidet eilten die Spione auf ihrem Botengang davon. Sie erreichten die Vanars und schauten bestürzt auf die nicht enden wollenden Linien. In echter Verzweiflung konnten sie nicht mal die vielen Legionen zählen, welche die Täler, Ebenen und Berge füllten und in jede Höhle und durch jeden Bachlauf drängten. Obwohl schon das Land von den endlosen Heeren des Rama wie vom Meer überflutet schien, war die Brücke immer noch von Tausenden erfüllt, und eifrige Myriaden drängten nach. Doch das achtsame Auge des weisen Vibhishan bemerkte die verkleideten Spione. Er gab Befehl, das Paar zu ergreifen, und erzählte die Geschichte in Worten wie diesen: "Oh Rama, diese mir Wohlbekannten sind Gigantensöhne der Insel Lanka. Es sind von Ravana gesandte Berater, welche die einmarschierende Kriegsstärke beobachten sollen." Vibhishan schwieg. Unter Ramas Blick schwankten und zitterten die Boten. Dann preßten sie demütig die Hände aneinander und sprachen zum Sohn des Ikshvaku: "Oh Rama, hör die Wahrheit, die wir sprechen. Unser Monarch Ravana bat uns, die Vanar Legionen aufzusuchen und ihre Zahl, Stärke und Aufstellung zu beobachten." Da erwiderte Rama, als Freund, Führer und Hoffnung aller leidenden Wesen: "Nun Giganten, nachdem nun eure Augen unsere Armeen und die Anzahl aller Trupps untersucht haben und ihr unsere Edlen und Anführer betrachtet und euch daran sattgesehen habt, kehrt zu Ravana zurück, wenn ihr wollt. Wenn noch etwas übrig geblieben oder neu für euch ist, welches ihr gern näher betrachten wollt, dann wird auf euren Ruf Vibhishan zur Verfügung stehen, euch führen und alles zeigen. Denkt nicht an Fesseln und Gefangennahme, fürchtet keinen Verlust eures Lebens, noch Gefahr. Denn, als hilflose und unbewaffnete Gefangene, sollten Boten niemals verwundet werden. Geht zurück nach Lanka, eilt zu eurem Monarchen, und überbringt diese Worte dem ungestümen Bruder des Herrn des Goldes: Nun, Tyrann, zittere wegen deiner Sünde. Ruf Freunde und Familie zusammen, und laß die Macht und Stärke sehen, welche dich so stolz machte, meine Königin zu stehlen. Morgen soll dein trauriges Auge deine tapfersten Krieger sterben sehen, und die Türme und Wälle von Lanka werden von meinen glühenden Pfeilen getroffen fallen. Dann soll mein rächender Schlag niederkommen und über dir und den deinen seinen Zorn ausschütten. So heftig wie der brennende Blitz, der vom Himmel auf die Danavas fiel, mitten auf die rebellischen Dämonen, von Indra ausgesandt, der das Firmament regiert."

So sprach Ikshvakus Sohn und verstummte. Von ihren Banden befreit priesen die Giganten den König mit frohen Stimmen und eilten heimwärts zu ihrem Herrn. Suka und Saran standen nebeneinander vor dem Tyrannen und riefen: "Vibhishan fing uns, König, und hätte gern die hilflosen Gefangenen erschlagen. Doch er, der glorreiche Rama, sah und befreite uns, dieser großherzige Held. Unsere Augen sahen an einem Ort vier auf Erden unerreichte Anführer, welche sich mit den Wächtergöttern messen können, die in den Regionen des Himmels herrschen. Da stand Rama, der Stolz und die Pracht der Raghus, an Lakshmanas Seite. Dort standen auch der weise Vibhishan und der jenseits aller Vergleiche starke Sugriva. Diese vier allein könnten Tore, Wälle, Mauern und die Stadt Lanka einstürzen lassen. Nein, der an Gestalt unvergleichliche Rama, könnte als einzelner Feind deine Stadt stürmen. So wunderbar sind seine Waffen. Er benötigt nicht die Hilfe der drei anderen. Warum noch von dem zahllosen Gefolge sprechen, welches die Täler, Berge und Ebenen füllt, diese Millionen der Vanar Rasse, von Rama und Sugriva angeführt? Oh König, sei weise. Widersetz dich nicht länger und gib Sita ihrem Herrn zurück."


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