Pushpak Ramayana Buch 5Zurück WeiterNews

Canto 10 - Der schlafende Ravana

Etwas abseits erhob sich ein Podium aus Kristall mit Liegen für einen sanften Schlummer. Es war mit Gold und Perlen geschmückt und wahrlich geeignet für die Hallen des Paradieses. Ein Baldachin war darüber gespannt, so bleich wie das Licht, welches die Mondstrahlen verbreiten, und verträumte Dienerrinnen mit Wedeln in den Händen fächelten die Gesichter der Schlafenden, die auf ihren strahlenden Lagern und den weichsten Fellen von Hirsch und Schaf schlummerten. So dunkel wie eine Wolke, die den Tag eintrübt, lag dort der Monarch der Giganten. Er war mit kostbarem Sandelduft parfümiert und leuchtete vor lauter goldenen Ornamenten. Seine sonst schrecklichen Augen waren im Schlaf geschlossen, und der König ruhte sich in glitzernden Roben aus, wie der mächtige Berg Mandar sich mit den blühenden Bäumen zur Ruhe begibt, die seinen Steilhang bekleiden. Näher und näher tastete sich der Vanar heran, um den Monarchen der Unholde anzuschauen. Der Gigant lag ausgestreckt auf dem Rücken und war müde vom Feiern und betrunken vom Wein. Sein Atem kam zischend wie der einer Schlange und ließ seine monströse Gestalt erbeben. Seine mächtigen Arme lagen ausgestreckt, waren mit Gold und glänzenden Armreifen farbenfroh geschmückt und so riesig wie der turmhohe Mast, der die Flagge Indras hoch in die Luft erhebt. Die von Airavat beigebrachten Narben leuchteten rot auf seiner behaarten Brust. Und auf seinen Schultern zeigten sich die Eindrücke, die Blitz und Donnerschlag hinterlassen hatten(1). Die Gemahlinnen des Gigantenkönigs hatten sich schlafend um ihren Herrn gelagert und schimmerten so schön wie der Anblick des Mondes mit ihren bunten und glitzernden Ohrringen. An der Seite ihres Ehemannes war seine Lieblingskönigin Mandodari zu sehen. Die Schönheit ihres jugendlichen Gesichtes schickte Strahlen von sanfter Anmut durch den Raum. Der Vanar blickte diese schönste unter den königlichen Damen an und dachte: "Diese seltenste Schönheit deutet auf die unvergleichliche Dame hin, die ich suche. So makellos in Anmut und Glanz muß sie sicher die Maithili Dame sein."

(Ergänzung mit M.N.Dutt:
Der Führer der Affentruppen freute sich darüber sehr, und ihn packte übermütige Fröhlichkeit. Er boxte mit den Fäusten seine eigenen Arme, küßte seinen Schwanz, zeigte alle Zeichen von Frohsinn, tollte herum, sang, kletterte die Säulen bis zur Spitze hinauf, sprang wieder zu Boden und ließ seiner Affennatur freien Lauf.)


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(1) aus den Kämpfen mit Indra, seinem Elefanten und den Göttern