Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 37 - Die Einberufung

Er verstummte, und König Sugriva rief zum weisen Hanuman an seiner Seite: "Rufe die Vanar Legionen zusammen: jene, die beim Herrn des Schnees leben, und die, welche sich in den Vindhya Wäldern laben, am Kailash oder Mahendras Gipfel, die an den fünf hellen Gipfeln leben oder wo der weiße Berg Mandar die Luft zerteilt. Wo immer sie frei wandern mögen, ob in den Hügeln am Westufer des Ozeans oder im Osten, wo die Sonne aufgeht oder dort, wo sie untergeht, wenn sich der Tag dem Ende zuneigt. Rufe die großen Anführer her, deren Legionen die Wälder am Lotus Hügel bevölkern, wo ein jeder an Stärke und Größe mit dem phantastischen Anjan(1) wetteifern kann. Rufe jene mit Flecken wie poliertes Gold, die in den Mahasailas Höhlen wohnen. Und die, welche in Dhunira wandern oder sich in den wilden Wäldern an Merus Flanke verstecken. Rufe die wie die Sonne Glänzenden, die auf dem hohen Maharun umher springen und süße Säfte trinken, welche sie aus duftenden Bäumen des Berges destillieren. Rufe jene, die sich an friedlichen Orten erfreuen, wo die Weisen und Heiligen in Wäldern leben, die in ihrer ganzen Ausdehnung den Duft von tausenden Blüten ausatmen. Sende nach ihnen, sende von Küste zu Küste und versammle das ganze Vanar Heer mit Gewalt, mit Worten oder mit Belohnung; zwinge, mahne und locke. Die Boten wurden schon gesandt und haben sie vom Willen ihres Herrn verständigt. Laß andere meinen Befehl dringend wiederholen, so daß ihre Schritte sich eilen mögen. Treibe diejenigen Herren mit der größten Eile hierher, die sich an die Herrschaft des Vergnügens halten und gerne verspäten, und führe sie vor mein Angesicht. Und die, welche bis zum Schluß trödeln bis zehn Tage vergangen sind, die es also wagen, ihrem Herrscher zu trotzen, sollen für ihr Vergehen sicher sterben. Tausend, ja Millionen sollen zusammenkommen und dem Beschluß ihres Königs Folge leisten. Die von allen fernen Orten kommenden Löwen des Vanar Geschlechts sollen sich versammeln. Sie sollen sich beeilen, so groß wie Berge oder mächtige Wolken, die den Himmel verschleiern, und schnell auf ihrem Wege alle unsere Vanar Legionen zusammentrommeln."

Er verstummte. Der Sohn von Vayu(2) gehorchte unterwürfig dem Worte seines Herrschers und sandte flinke Boten gen Ost, West, Nord und Süd. Sie nahmen ihren luftigen Weg entlang der Pfade von Sternen und Vögeln und durcheilten jeden entfernten Äther, wo Vishnus glänzende Sphäre liegt(3). Am Ozean, in den Bergen, den Wäldern und an den Seen riefen sie zu den Waffen um Ramas Willen, denn jeder befolgte mit Respekt in der Brust den dringlichen Befehl des Königs. Drei Millionen Vanars waren es, furchtbar und stark wie Anjan selbst, eine wunderbare Schar. Von dem Ort, an dem Rama immer noch ruhelos vom waldigen Berge starrte, kamen zehn Millionen andere, tapfere und mutige. Mit Fell, das wie brennendes Gold schien, stürmten sie vom Bergeskamm, wo die müde Sonne zur Ruhe sinkt. Ungestüm hasteten zehn hundert Millionen von den nördlichen Himmeln, wo sich der Gipfel des Berges Kailash erhebt, und nie besiegt zeigten sie ihr Fell, das wie Löwenmähnen gefärbt war. Es waren die Bewohner des Himalaya, die sich von Wurzeln und Früchten ernährten, und die Wanderer der Vindhyan Kette nebst den Nachbarn vom Milchigen Meer(4). Manche ernährten sich in den Palmenhainen, und manche kamen aus den Betel Wäldern. In zahllosen Scharen kamen sie furchtbar und tapfer von den Bergen, den Teichen und aus Höhlen. Als die Vanars auf dem Wege waren, da begab es sich zufällig, daß sie den wundersamen Baum erblickten, der auf dem Gipfel des Himalaya wuchs. In alter Zeit wurde auf dieser geheiligten Höhe der glorreiche Mahesvar(5) Ritus durchgeführt, dem alle Götter im Himmel beigewohnt hatten und der ihre frohen Herzen mit Triumph anschwellen ließ. Seit damals wuchsen aus zufällig ausgesäten, reinen Samen herrliche Pflanzen mit üppigen Früchten, die süß wie Amrit im Geschmack den Gipfel des Berges zierten. Derjenige, der eine der Herz erfreuenden Früchte aß, die aus einer so göttlichen Wurzel sprossen, war einen Monatszyklus lang von nagendem Hungers befreit. Die Vanars sammelten die Früchte, die sie reif auf dem heiligen Boden fanden und süß durch seltene, göttliche Düfte waren, um sie Sugriva zu Füßen zu legen.

Die edlen Boten durchkämmten das Land, um jede Vanar Gruppe einzuberufen. Dann eilten sie flink heimwärts und bildeten die Spitze von zahllosen Heerscharen. Sie sammelten sich an den Mauern von Kishkinda, drängten zu Sugrivas Palasthalle, und reich beladen trugen sie die Früchte himmlischer Herkunft hinein. Sie breiteten ihre Gaben vor dem König aus und sprachen mit triumphierenden Stimmen: "Wir nahmen unseren Weg durch jedes Land, besuchten Berge, Wälder und Bäche. Deine ganzen Armeen von Ost bis West strömen nun zusammen auf Befehl ihres Königs." Sugriva nahm mit entzückten Blicken die Geschenke seiner Boten an. Mit wohlwollender Rede belohnte er einen jeden und entließ ihn wieder.


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(1) einer der göttlichen Elefanten, welche die vier Himmelsrichtungen beschützen
(2) Hanuman ist der Sohn des Windgottes Vayu.
(3) Der Raum zwischen Ursa Major/den sieben Rishis und Dhruva/Polarstern
(4) einer der sieben Ozeane, welche die Erde in konzentrischen Kreisen umgeben
(5) = Mächtiger Herr, hier ist Shiva gemeint