Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 35 - Taras Rede

Er verstummte, und die sternenäugige Tara antwortete dem ärgerlichen Prinzen: "Du solltest keine solche mit Bitterkeit angefüllte Rede an meinen Herrn richten. So sollte mein Herr nicht angesprochen werden und am allerwenigsten, oh Prinz, von dir. Er ist kein undankbarer Feigling mit einem Geist nahe der erloschenen Glut der Tapferkeit, nein. Von den Pfaden der Tugend hat er sich nie entfernt oder sich in verbotenen Gefilden aufgehalten. Niemals wird Sugrivas Herz die ewige Schuld vergessen, da Rama ihn rettete. In seiner dankbaren Brust ist immer noch der Beistand lebendig, den niemand außer ihm gewähren kann. Durch Ramas Gunst dem Ruhme wiedergegeben und der Herrschaft über das Geschlecht der Vanars, von unaufhörlicher Furcht und Mühe befreit, ward er Ruma und mir zurückgegeben. Von Kummer, Sorge und Exil ermüdet, kam zu ihm neues, und so lange verwehrtes Glück zurück, und er bemerkte wie einst Vishvamitra nicht, daß die Jahreszeiten vorüberflogen. Der Heilige verweilte zehntausend Jahre in den Liebesketten der süßen Ghritachi. Ihm schienen die Jahre, die davoneilten, so leicht und kurz wie ein einzelner Tag. Ja, wenn die Jahre unbeachtet von ihm vorübereilten, der unerreicht in seinem hohen Geist um Zeit und Jahreszeiten wußte, wen wundert's, daß unsere Augen blind sind?

So sei nicht zornig, Raghus Sohn, und laß deinen Bruder um einen fühlen, der viele schwere Jahre ohne Liebe und Schmeichelei verbrachte. Laß nicht diesen Zorn deine Seele in Flammen setzen, wie bei einem geringen Mann, der Ruhm nicht kennt. Denn hohe und edle Herzen wie deines lieben die Gnade und haften sich an die Wahrheit. Sie sind ruhig, besonnen und langsam im Entflammen des zornigen Feuers. Gib nach, oh rechtschaffener Prinz, und laß meine Worte nicht vergebens gesprochen sein. Lösche diesen plötzlichen Ausbruch an Wut, ich bitte dich um Sugrivas Wohl. Er würde auf Bitten Ramas alles aufgeben: Ruma, Angad, mich und alle, die ihn Herrn nennen, und auch Gold oder Korn, um das Wohlwollen seines Freundes zu gewinnen. Sein Arm wird den Unhold töten, der eine noch viel gemeinere Seele hat, als seine gottlose Rasse, und glücklich soll sich Rama mit Sita wiedervereinen, so entzückt wie der triumphierende Mond, wenn er sich mit seinem Liebling Rohini(1) verbindet. Zehn Millionen Dämonen bewachen die fest verschlossenen Tore Lankas. Bis diese Armeen erschlagen sind, ist alle Hoffnung, den räuberischen Ravana zu töten, umsonst. Nur mit Sugrivas Hilfe allein mögen der Dämonenkönig und sein Heer besiegt werden. Bevor er starb, denn er wußte es wohl, waren dies die Worte Balis, und sie sind wahr. Ich weiß nicht, welche Beweise er hatte, doch ich spreche die Worte, die er zu mir sprach. Unsere Anführer sind bereits weit und breit ausgesandt, um die mächtigste Armee zu sammeln. Sugriva erwartet ihre Rückkehr, erst dann kann er zum Feldzug ausziehen. Der Eid, den Sugriva schwor, ist fest bewahrt genau wie zuvor. Und die große Armee wird sich auf Befehl des Königs heute noch versammeln: zehntausend tausend Truppen, welche die Gestalt von Affen und Bären tragen, sind darauf vorbereitet, für dich den Krieg zu wagen. So laß deinen Zorn nicht länger wüten. Die Damen der Vanars erkennen die Zeichen von Ärger in deinem Gesicht. Sie sehen deine Augen so rot wie Blut und sind noch nicht beruhigt aus Angst um neues Blutvergießen."


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter

(1) die Lieblingsfrau des Mondes, Tochter des Daksha, eine Sternenkonstellation