Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 31 - Der Bote

So sprach Rama. Und Lakshmana antwortete dem Prinzen der Menschen: "Ja, wenn der Vanar unberührt von Furcht vor Vergeltung sein Wort bricht, dann soll schon bald der Verlust seiner königlichen Macht der Preis für den Verräter und sein Unrecht sein. Doch ich schätze ihn nicht so bar allen Verstandes ein, daß er dieser bitteren Konsequenz trotzt. Wenn er jedoch als Sklave des Frohsinns deine Barmherzigkeit mit blinden Augen verächtlich abtut, dann geselle ihn zu seinem toten Bruder: denn solch ein Lump sollte nicht regieren. Schnell erhebt sich in meiner Brust der flammende Zorn, der nicht beherrscht werden will, und bittet mich, den Vertrauensbrüchigen in meiner Wut heute noch zu töten. Laß dann Balis Sohn deine Gefährtin suchen mit den tapfersten Anführern des Vanar Geschlechts." Dies sprach der Held und griff in Kampfeslust nach seinem Bogen. Doch Rama, nun in sanfterer Laune, erneuerte seine Rede mit passenden Worten: "Kein Held mit einer Seele wie der deinen wird sich jemals dem Pfad der Sünde zuneigen. Derjenige, der sein ärgerliches Herz bezähmen kann, ist eines Helden Namen würdig. Es ist nicht deine Aufgabe, mein Bruder, dich vom geneigten Herzen so weit zu entfremden und gestatte deinen Füßen nicht, von Zorn mißgeleitet den Pfad aufzugeben, den sie gern betraten. Halte dich von rauhen und zornigen Worten fern. Schaffe dir mit sanften Worten Gehör, und wirf Sugriva das Vergehen von gebrochenem Vertrauen und vertaner Zeit vor."

Da gehorchte Lakshmana, der Kühnste der Kühnen, dem Befehl des Rama. Ihm jeden Gedanken widmend suchte er die königliche Stadt der Vanars auf. Wie der Berg Mandar mit seiner gebogenen Gipfellinie sich hoch in den Himmel reckt, so zeigte Lakshmana seinen furchtbaren, gespannten Bogen, der dem Indras am Firmament (Regenbogen) glich. Seines Bruders Zorn und Kummer entflammte seine Seele in äußerstem Glühen. Die höchsten Bäume wurden zur Erde geworfen, als er heftig seinen Weg nahm, und wo er rasch auftrat, da zersplitterten die Steine unter seinen Füßen. Er erreichte Kishkinda, die Stadt tief im Schoße der steilen Berge, wo die Straßen und offenen Plätze mit Legionen von Vanars gesäumt waren. Mit vor Zorn geschwollenen Lippen erblickte der Herr des Raghu Geschlechts eine Menge von Vanar Anführern, die ausströmten, ihrem Herrn folgsam zu sein. Doch als der mächtige Prinz in Sichtweite der schnell laufenden Vanars kam, da wandten sie sich ab, um verblüfft Felsenklippen und große Bäume zu packen. Als er dies sah, wurde sein Zorn noch schrecklicher, als ob Öl dem Feuer Rage verliehe. Kaum hatten die Vanar Anführer sein zorniges Auge erblickt und die verstörte Miene, wie vom Gott, der die Toten regiert, da flohen sie in wildem Schrecken davon und rannten, atemlos vor Angst, zu König Sugrivas Ratshalle. Dort gaben sie den Grund ihrer Angst bekannt, nämlich, daß der wild erzürnte Lakshmana nahe sei.

Der König, gänzlich unberührt von dieser Unruhe, hielt Tara in seinen liebenden Armen und hörte im fernen Gemach nichts von den lärmenden Boten. Auf Geheiß der Adligen sammelten sich Vanars in einer zitternden Meute und traten vor die Tore der Stadt: Schreckliche Krieger eigentlich, ein jeder so groß wie ein Elefant oder eine Wolke, mit massigen Kiefern und grausamen Tigerklauen. Manche waren mit zehn Elefanten vergleichbar, und manche konnten die Stärke von Hunderten übertreffen. Andere Krieger, sogar noch stärker als der Rest, waren so stark wie zehn mal hundert Elefanten. Mit wütenden Augen schaute Lakshmana auf die dreifache Vanar Armee, die solchermaßen aufgestellt auf ganzer Länge dem Angriff der Stadtmauern trotzen sollte. Hinter dem Graben, der die Mauern umgab, waren die Vanar Krieger vorgerückt, und als vorangestellte Kämpfer füllten sie in zahlloser Menge die Ebene. Bei dem Anblick blitzten Lakshmanas Augen rot auf, seine Brust wogte vor tumultartigen Seufzern, und sein Zorn brach wie die Flamme eines Blitzes durch den Rauch hervor. Der Held stand wie eine schreckliche Schlange. Sein Bogen erinnerte an die aufgestellte Haube, an seiner hellen und scharfen Spitze war das Zucken der Zunge zu sehen, und seine alles besiegende Macht war wie das Gift des tödlichen Bisses.

Prinz Angad sah seine zornige Gestalt, und alle Hoffnung verließ sein Herz. Dann, die großen Augen weit vor Zorn, wandte sich Lakshmana zu Angad und sprach: "Geh und sage dem König, daß Lakshmana, dessen Herz, oh Feindebezwinger, schwer mit Ramas Leid beladen ist, vor den Toren der Stadt auf eine Audienz wartet. Bitte ihn, Ramas Worte zu beachten, und frage ihn, ob er seinem Freund helfen wird. Geh, und lasse den König meine Botschaft wissen. Dann kehre schnell hierher zurück." Prinz Angad hörte und rief wild vor Kummer, als er den Prinzen anschaute: "Es ist Lakshmana selbst, von Zorn getrieben sucht er die Stadt meines Herrn auf." Von den schrecklichen Worten und dem wütenden Aussehen des Raghu Sohnes verzagte er, zitternd eilte der durch die Stadttore und suchte, beladen mit dieser Geschichte des Schreckens, König Sugriva auf, um ihm und Ruma seine Zweifel und seine Furcht zu Ohren zu bringen. Er beugte sich vor Ruma und dem König, berührte verehrend ihre Füße, auch die der lieben Tara, und erzählte von neuem die erschreckende Geschichte. Doch König Sugrivas Ohr war taub und von Liebe, Wein und Mattigkeit eingelullt. Und die Worte, die Angad sprach, weckten den Träumenden nicht aus seiner Trance. Doch als der Sohn des Raghu etwas näher trat, da erhoben die erschrockenen Vanars ein Geschrei und versuchten, seine Gunst zu gewinnen, während alle ängstlichen Herzen unruhig schlugen. Als sie sich um ihn versammelten, tönte aus der gewaltigen Menge ein Klang, als ob Regenströme niederschmetterten oder Donner mit Blitz wetteiferte. Das Geschrei der Vanars brach endlich in Sugrivas Schlummer, und er erwachte. Seine Augen waren immer noch rot vom Wein und sein Nacken mit Blumen umkränzt. Von der Stimme Angads aufgerüttelt kamen zwei Vanar Herren von Rang und Namen, der eine Yaksha, der andere Prabhava, weise Berater für Gewinn und Recht. Sie erhoben ihre Stimmen und erzählten, daß Raghus Sohn nahe sei: "Zwei Brüder, standfest in ihrer Wahrhaftigkeit, ein jeder glorreich in seiner Jugend, des Regierens würdig, haben die Himmel verlassen und sich in die Gestalt von Menschen gehüllt. Einer steht am Tor und hält in kriegerischer Hand seine mächtige Waffe. Lakshmana ist wie ein Wagenlenker, der als Bote unerschrocken die Worte Ramas bringt. Die versammelten Vanars flohen bei seinem Anblick und erhoben ihre lauten Schreie der Furcht. Der Sohn der Königin Tara eilte, mit dem gottgleichen Mann zu verhandeln. Mit immer noch zornesroten Augen steht Lakshmana wütend und erregt am Tor, so daß die zitternden Vanars kaum den vernichtenden Blitzen seiner Augen entfliehen können. Geh mit deinem Sohn und deiner Familie die Gunst des Prinzen zu gewinnen. Beuge tief dein ehrendes Haupt, so daß sein furchtbarer Zorn aufhören möge zu glühen. Tue, um was der rechtschaffene Rama dich bittet, und laß dein gegebenes Wort wahr werden."


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter