Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 27 - Rama auf dem Hügel

Als die feierlichen Riten vorüber waren, und der tapfere Sugriva wieder regierte, richteten sich die Söhne des Raghu auf dem Hügel Prasravan am rauschenden Bach ein, wo Tiger und Hirsche ihre Wege kreuzten, und Löwen ihre furchteinflößenden Stimmen erhoben. Der Berg war dicht bewachsen mit Bäumen jeglicher Art, mit kriechenden Sträuchern und Schlingpflanzen überwuchert, ein Heim für Affen und voller Verstecke für Bergkatzen, Leoparden und Bären. In wolkigem Dunst erhoben sich die geheiligten Berge gegen den Himmel. Den Bergeskamm durchdringend gab eine geräumige Höhle den Raghusöhnen eine Zuflucht. Und Rama, aller Sünden rein, sprach in zeitgemäßen und passenden Worten zu Lakshmana, der in treuem Eifer demütig über das Wohl seines Bruders wachte: "Ich liebe diese weiten Höhlen, wo man frische und angenehme Luft atmet. Tapferer Bruder, laß uns hier die Regenzeit verbringen. Denn in meinen Augen ist dieser hier unter allen Bergesgipfeln der schönste. Hier gibt es riesige kupferfarbene, schwarze und weiße Felsenblöcke in der Höhe. Hier schimmert der Glanz verschiedener Erze, dunkle Wolken donnern und Stürme brüllen. Die sich wiegenden Wälder sind schön anzusehen, und Kletterpflanzen kriechen von Baum zu Baum. Die lebhaften Stimmen der Pfauen erklingen schrill, und süße Vögel singen in den Hügeln. Der duftende Atem von Jasmin und Sinduvar weht weit dahin, und sich öffnende Blüten in allen Farben geben ihre wunderbare Schönheit dem Blick preis. Sieh, auch dieses Wasser nahe unseres Heims in der Höhle ist frisch und klar, und Lilien mit fröhlichen Blüten und Knospen erstrahlen in der lieblichen Flut. Diese Höhle erstreckt sich weit von Nord nach Ost und wird uns Zuflucht gewähren, bis der Regen aufgehört hat. Die turmhohen Berge, die sich hinter uns erheben, werden uns vor dem wilden Wind abschirmen. Dicht am Eingang unserer Höhle liegt ein ebener Stein von gewaltiger Größe und schwarzer Farbe, ein mächtiger Block, der schon lange vom elterlichen Felsen getrennt ist.

Wende deinen Blick nun nordwärts und schau für eine Weile auf diesen Bergeskamm dort, so hoch wie eine Wolke, die Regen bringt, und dunkel wie gespaltenes Eisen. Und im Süden, Bruder, schau den Wolkenberg von blasserer Tönung, wie die höchste Höhe des Berges Kailash, wo glänzende Erze in allen Farbtönen spielen. Schau Lakshmana, der klare Bach vor unserer Höhle ergießt seine Wellen ostwärts, als ob es die junge Ganga wäre, die vom dreigipfligen Berg hinabströmt. Im sanften Fluß wachsen Asoka, Sal und Sandel. Hier gibt es alle lieblichen Bäume mit Blättern, Knospen und Blüten. Siehst du hier, unter den sich beugenden, das Ufer säumenden Zweigen, fließt der Strom. Er ist in Schönheit gehüllt wie eine Maid in ihre Kleider und ihren Schmuck, und von den mit Schilf bewachsenen Ufern hört man die weichen Stimmen der verliebten Vögel. Oh schau doch, mit welch lieblichen Inselchen die Flut übersäht ist, als ob Juwelen eine Brust schmückten. Auch Saras und wilde Schwäne versammeln sich auf dem Fluß, bis der Lärm wie ein Lachen klingt. Schau, wie Lotusblüten den Bach bedecken, einige sind zart blau, andere blendend rot. Auch Lilien öffnen sich so weiß wie Schnee und zeigen den Reichtum ihrer Knospen. Hier erklingt der fröhliche Schrei des Pfaus, dort steht der Brachvogel am Wasser. Heilige Einsiedler versammeln sich gern, wo süße Wasser schnell dahinfließen. Am grasbewachsenen Rand glänzen helle Sandelbäume in glitzernder Linie. All das wunderbare Grün scheint aus einem schöpferischen Traum zu kommen. Oh siegreicher Prinz, es gibt keinen schöneren Ort, als wir hier sehen. Wohl behütet auf der schönen Höhe werden wir unsere Tage in ruhigem Entzücken verbringen.

Auch ist die bunte Stadt Kishkinda mit ihren Gärten und Hainen nicht weit entfernt. Also wird uns die abendliche Brise süße Musik von den Sängern bringen. Und wenn die Vanars tanzen, werden wir den Klang der Trommeln und das Stampfen hören. Wieder mit seiner Gemahlin und dem Reich vereint und von seinen Freunden umgeben hat der Vanar Herr große Herrlichkeit erreicht. Wie kann er weniger als glücklich sein?" So sprach der Sohn des Raghu, als er sich seine Wohnstatt in den angenehmen Schatten an der Seite des Berges einrichtete, der lieblich alle seine Wünsche erfüllte. Und doch konnte der aufgewühlte Geist des Helden keinen Trost in seinem Kummer finden. Immer noch trauerte Rama um seine gestohlene Ehefrau, die ihm lieber als sein Leben war. Wenn er den Herrn der Nacht sich langsam über der östlichen Höhe erheben sah, dann zog es ihn von seinem blättrigen Bett mit Augen, die der Schlaf mied. Aus ihnen flossen die Tränen in unaufhörlichem Strom, und jeder Sinn war taub vor Qual. Jeder Stich, der den Klagenden durchbohrte, schmerzte auch Lakshmanas treue Brust. Und so sprach der Prinz, um das Wohl seines Bruder besorgt, weise Worte: "Richte dich auf, mein Bruder, und sei stark. Dein heldenhaftes Herz hat schon zu lange getrauert. Du weißt sehr wohl, daß Tränen und Seufzer das mächtigste Unternehmen zerstören können. Dein war die Seele, die gerne wagte. Und den Göttern zu dienen, war stets deine Sorge. Niemals sollten die Schmerzen des Kummers ein so entschlossenes und wahrhaftes Herz besiegen. Wie kannst du hoffen, den grausamen Giganten im Kampf zu schlagen? Der Held, der mit einem solchen Feinde kämpft, muß bei Kräften sein. Reiße diese Trauer mit der Wurzel aus, und sei wieder tapfer und entschlossen. Erhebe dich, mein Bruder, und besiege den Dämonen und seine niederträchtige Mannschaft. Du kannst die Erde zerstören, die Ozeane, Berge und Riesenbäume entwurzeln durch deine wütende Hand. Soll da ein Unhold deiner Kraft widerstehen? Warte diese Regenzeit ab, bis der Herbst die Ebenen trocknet. Dann soll dein Gigantenfeind, all seine Armeen und sein Reich vor dir fallen. Ich erwecke deinen Heldenmut, der unter den Tränen deiner Augen schlief, wie Öltropfen beim Opfer die schlummernde Flamme zu neuem Lodern anfachen."

Der Sohn des Raghu hörte und wußte, daß die Rede seines Bruders wahrhaft und weise war. Seinen freundlichen Rat ehrend antwortet er in sanften Worten: "Was immer ein standhafter und mutiger Held, der hingebungsvoll, treu und hochbeseelt ist, in tiefer Zuneigung sprechen sollte, das hast du in Worte gekleidet. Ich werfe nun jeden trübsinnigen Gedanken ab, der den edelsten Plan zunichte macht, und werde jede unverletzte Kraft anspannen, bis wir unser geplantes Ziel erreichen. Deinen klugen Worten werde ich gehorchen und bleiben, bis die Regenzeit vorüber ist, König Sugriva zur Tat einlädt und die Flüsse beruhigt sind. Der in der Stunde der Not gerettete Held zahlt die Schuld mit freundlicher Tat zurück. Doch von den Guten gehaßt werden jene, welche die Gabe annehmen und niemals vergelten."

(Ergänzung von Dutt:
Die Worte Ramas als höchst klug und daher willkommen ansehend sprach Lakshmana mit gefalteten Händen zum anmutigen Rama und zeigte dabei seine eigene Weisheit: "Oh Herr der Menschen, ich stimme voll und ganz allem zu, was du gesagt hast. Der Affenkönig wird bald zu unserer Hilfe eilen. Bleibe du die Regenzeit hier in dem festen Entschluß, deinen Feind zu vernichten, und warte den Herbst ab. Besiege deinen Zorn, warte auf den Herbst und bleibe hier mit mir auf diesem Hügel voller Rehe und Hirsche, denn du bist in der Lage, deinen Feind zu vernichten.")


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