Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 25 - Ramas Rede

Doch dann suchte Raghus Sohn, dessen fühlende Brust die große Pein der anderen teilte, mit weisem Charme ihre Trauer zu lindern und sprach mit sanften Worten wie diesen: "Ihr könnt niemals die Toten zum Glück erheben durch quälende Trauer wie diese. Hört auf mit Klagen und vernachlässigt nicht die Begräbnisriten. Wie es die Natur verlangt, habt ihr über dem Toten eure ehrenden Tränen ausgeschüttet. Doch das Schicksal, welches jedes Ereignis lenkt, ist und bleibt immer der höchste Herr. Ja, alle befolgen das unveränderliche Gesetz des Schicksals, die universale Ursache. Durch das Schicksal pflanzt sich alles Leben fort, und es regiert jedes Wort und jede Tat. Niemand wirkt und niemand sieht seine Befehle befolgt, doch alle und jeder werden vom Schicksal beherrscht. Die Welt folgt ihrem befohlenen Kurs, und über diesen Kurs regiert ewig das Schicksal. Das Verhängnis geht niemals über die Regeln des Schicksals hinaus. Es ist niemals zu schnell und niemals zu spät. Indem es die Natur zu seinem Verbündeten macht, vergißt es kein Leben und übergeht niemanden. Kein Wesen, keine Kraft oder Stärke kann es in seinem gesetzten Kurs aufhalten. Kein Freund oder Diener, Anmut oder Zauber kann diesen Sieger der Welt entwaffnen. So müssen alle, welche mit klugen Augen sehen, die Hand des Schicksals erkennen. Denn für die Regeln der Tugend, der Liebe oder des Verdienstes gelten die unveränderlichen Beschlüsse des Schicksals.

Bali ist gestorben und hat den Lohn gewonnen, der ihn im Himmel für edle Taten erwartet. Durch großzügige Hand und sanfte Rede mag der Tapfere einen Thron erreichen. Getreu den Pflichten des Kriegers und mutig im Kampfe geruhte der hochbeseelte Held, sein Leben nicht zu schonen. Er starb und wird nun im Himmel verherrlicht. Also beendet diese Tränen und die wilde Verzweiflung. Wendet euch den Aufgaben zu, die eure Sorge erfordern. Denn Balis Schicksal ist ein herrliches, welches die Krieger als höchst glücklich schätzen."

Nachdem Ramas Rede zum Ende kam, begann der tapfere Lakshmana, diese Angst seiner Feinde, zum immer noch von Leid bedrückten Sugriva mit weisen und beschwichtigenden Worten zu sprechen: "Erhebe dich, Sugriva, und verrichte den Dienst am Toten. Bereite mit Tara und ihrem Sohn alles vor, damit Balis Riten rechtens ablaufen. Richte einen Scheiterhaufen her, den Wind, Sonne und Zeit getrocknet haben, und laß reichsten Sandel den Stapel zieren für einen aus dem königlichen Geschlecht. Beruhige des armen Angad verstörten Geist mit sanften und freundlichen Worten des Trostes. Und laß dein Herz nicht so hängen, denn dein ist nun die Stadt der Vanars. Laß Angads Sorge einen Kranz bereiten, und prächtige Kleidung in verschiedensten Farben, auch Öl und Parfüm fürs Feuer, und alles, was für die feierlichen Riten benötigt wird. Geh und eile in die Stadt, oh König, und nimm Taras Kind mit. Rasches Handeln ist eine Tugend und besonnene Eile die Beste von allen in der Stunde der Not. Geh, laß eine auserwählte Gruppe die Sänfte vorbereiten, um den Toten zu tragen. Denn massig, groß und stark an Gliedern müssen die Edlen sein, die ihn tragen." So sprach er, seiner Freunde Entzücken und Stolz, und stand erneut an Ramas Seite.

Als Tara, der edle Vanar General, seine Worte vernahm, eilte er schnell in die Stadt und brachte auf kräftigen Schultern die Sänfte für die Riten. Sie war wie ein Wagen der Götter gestaltet, komplett mit angemalten Seiten und einem königlichen Sitz, mit vergitterten Fenstern robust gebaut und verziert mit Intarsien von goldenen Vögeln und Bäumen. Sie war wohl zusammengefügt und in allen Teilen fein gearbeitet - ein Wunder an raffinierter Kunst, wo angenehme waldige Berge in geschnitztem Holz und viele ernste Figuren zu sehen waren. Die besten Juwelen waren um die Sänfte geschlungen und viele Blumenkränze hingen daran. Hoch über allem war ein Baldachin in der Farbe von Safran errichtet, auf dem herrliche Blumen lagen, die wie die Morgensonne glänzten. Rama betrachtete diese prachtvolle Sänfte und sprach zu Lakshmana an seiner Seite: "Laßt Bali auf die Bahre legen und ihn mit allen Begräbnisriten ehren."

Da zog Sugriva unter vielen Tränen den Körper Balis zur Bahre, auf die, mit Hilfe des weinenden Angad, die Überbleibsel des Anführers unter vielgefaltete Hüllen mit Kränzen, Ornamenten und Gold gelegt wurden. Sugriva bat alle, die vom Gesetz beschlossenen Trauerfeierlichkeiten zu beginnen: "Laßt Vanars den Zug anführen und reiche Juwelen ausstreuen, während sie gehen. Die erwählten, mit der Bahre beladenen Träger sollen dicht hinter ihnen gehen. Verweigert keinen prächtigen Ritus, der üblich ist, wenn die stolzesten Monarchen sterben. Führt heute die Trauerriten durch, wie für einen König mit dem weitesten Herrschaftsbereich." Sugriva erteilte seinen hohen Befehl. Dann führte die prinzliche Tara mit dem kleinen, weinenden Angad die lange Prozession für den Toten an. Nach der Begräbnissänfte kamen nach Tara als erster die anderen verwitweten Damen, aufgelöst in Tränen und mit Schreien ihren Verlust beklagend. Laut riefen sie "Mein Herr, mein Herr!", während die Wälder, Hügel und Täler das Echo ihrer schrillen Schreie zurückwarfen. Auf einer flachen und sandigen Insel, wo der Strom aus den Bergen frisch und klar floß, wurde der Scheiterhaufen für den Helden von Mengen fleißiger Vanars errichtet. Die edle Gruppe der Vanar Anführer hatte die Trage auf dem Sand abgestellt und stand ein wenig abseits, ein jeder in seinem innersten Herzen klagend.

Doch Tara, als sie mit weinendem Auge Bali auf der Bahre liegen sah, legte sein teures Haupt in ihren Schoß, und beweinte laut ihr schreckliches Mißgeschick: "Oh mächtiger Vanar, Herr und König, mit geneigter Brust, tapfer und mutig, erhebe dich, schau mich an wie damals. Erhebe dich, mein Herrscher, siehst du nicht die Menge deiner Diener, die um dich weinen? Obwohl dein Atem bereits geflohen ist, liegt über deinem Gesicht der freudige Schimmer des Lebens ausgebreitet. So bleibt auch um die bereits gesunkene Sonne ein rötlicher Schein zurück. Der Tod kam heute in Ramas Gestalt und hat dich aus der Welt gezogen. Ein Pfeil von seinem gewaltigen Bogen verdammte uns zu Witwenschaft und Leid. Hast du, oh Vanar König, keine Augen, deine weinenden Frauen zu erkennen, die ungewohnt des langen Weges dir mit schwachen Füßen folgten? Jede mondgesichtige Schönheit hier hast du, oh König, teuer geschätzt. Herr des Vanar Geschlechts, hast du jetzt keine Augen für Sugriva? Um dich steht eine tief trauernde Menge in beklagenswertem Zustand. Tara und die Edlen des Staates weinen um ihren Monarchen und warten. Erhebe dich, mein Herr, und entlasse jeden mit sanfter Rede, wie wir es von dir gewohnt sind, und dann werden wir uns im Wald vergnügen, und Liebe wird unsere Geister erfreuen."

Die Vanar Damen hoben die in der Flut der Sorge versunkene Tara vom Boden auf, und Angad, überwältigt von Kummer und verstört um seinen verstorbenen Vater weinend, hob mit Sugrivas Hilfe Balis Körper auf den Scheiterhaufen. Die Flamme wurde entzündet, und die Klagenden umschritten langsam den Toten. So befolgte der Trauerzug alle Riten für den Erschlagenen und suchte dann den fließenden Strom auf, um dem verstorbenen Schatten zu opfern. Angad war der erste in der Reihe und nach ihm vergossen Tara, Sugriva und die Vanar Anführer das Wasser, welches die Toten erfreut.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter