Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 24 - Sugrivas Klage

Doch als Sugriva sah, wie Tara von tiefen, gegen sie anstürmenden Schmerzen überwältigt weinte, da schnitt auch durch seine Brust ein schnelles und schmerzendes Brennen aus Qual um den gefallenen König. Die traurige Szene, die seine Augen erblickten, ließ eine Flut bitterer Tränen aus ihm hervorquellen, und mit gequältem und zerrissenem Busen schritt er zu Rama und seinem Gefolge. Er kam mit stolpernden und langsamen Schritten zu Rama, der seinen mächtigen Bogen hielt samt den Pfeilen wie giftige Schlangen, und sprach zum Sohn des Raghu: "Du hast deinen Schwur wohl eingehalten, oh König. Die versprochene Frucht ist nun eingesammelt. Doch mir ist das Leben verdorben, und meine Seele wendet sich krank von aller Freude ab. Denn wenn die Königin weint und seufzt inmitten des klagenden und jammernden Volkes, und auch Angad um seinen erschlagenen Vater trauert, wie kann mein Herz sich an der Herrschaft erfreuen? Mein seit langem verurteilter Bruder starb wegen seiner Verbrechen, seiner Wut und seines sinnlosen Stolzes. Und doch, oh Raghus Sohn, weine ich in bitterer Pein um seine schicksalhafte Niederlage. Weh, es wäre weit besser in Schmerz und Übel auf dem Rishyamuki zu leben, als den Himmel der Götter und all seine Vergnügungen durch den Fall meines Bruders zu gewinnen. Der großherzige Feind, rief er nicht: 'Geh, denn ich will dich nicht töten, geh'? Diese Worte stimmten mit seiner großen Seele überein.

Und diese meine Taten und Reden sind meiner würdig. Wie kann ein Bruder den schlimmen Verlust gegen die Freude am Regieren aufwiegen und mit stumpfen und mitleidlosen Augen einen so tapferen und guten Bruder sterben sehen? Seine hohe Seele war edel erblindet, doch niemals hatte er meinen Tod beschlossen. Doch ich, von blindem Haß angetrieben, suchte mit seinem Leben meine Wut zu stillen. Er schlug mich mit einem zersplitterten Baum. Ich stöhnte laut und wandte mich zum Fliehen. Doch er ließ von ernstem Tadel ab und bat mich sanft, nicht mehr zu sündigen. Ernsthaft, pflichtbewußt und gut bewahrte er die Regeln der Bruderschaft. Und ich, furchtbar, gierig, rachsüchtig und gemein, zeigte alle Unarten unserer Rasse. Weh mir, lieber Freund, meines Bruders Schicksal legt auf meine Seele ein zermalmendes Gewicht: eine Sünde, die nie ein Herz auf sich nehmen sollte, schon bei dem Gedanken sollte jede Seele trauern. Eine Sünde wie die Indras, als er mit einem Schlag den himmlischen Vishvarupa(1) niederstreckte. Die Erde, die Wasser des Meeres, das weibliche Geschlecht und die Bäume nahmen gern das Gewicht der Sünde um Indras Wohl auf sich. Doch wer würde die Seele eines Vanars befreien oder die Last lindern, die mich nun erdrückt? Als Wicht, der ich bin, mag ich nicht die Verehrung einfordern, die einem königlichen Namen gebührt. Wie kann ich als Höchster regieren, oder es wagen, eine Kraft vorzutäuschen, die ich nicht geben kann? Weh mir, ich betrauere meine Sünde, den Ruin meines Geschlechts und meiner Familie. Ich bin verunreinigt durch ein grausames Verbrechen und werde bis ans Ende der Zeit von der Welt gehaßt. Ach, die Sorgenflut überrollt mit überwältigender Kraft meine Seele. So sammelt sich der herabrauschende Regen in der tiefen Höhle der Ebene."

(Der Rest des Cantos fehlt bei Griffith und ich übernehme diesen Teil der Übersetzung von M.N.Dutt:)

"Dieser mächtige und wütende Elefant der Sünde, der die Zerstörung eines Bruders als Leib und die Gewissensbisse als Rüssel, Kopf, Augen und Stoßzähne hat, zermalmt mich wie das Ufer eines Flusses. Ach, du Bester der Könige, diese unerträgliche Sünde hat alle frommen Gedanken aus meinem Herzen vertrieben, wie sich Gold von der Schlacke trennt, wenn es im Feuer schmilzt. Ich glaube, oh Raghava, daß diese mächtigen Affen und Angad schon halb tot sind vor Kummer wegen mir. Ein gutmütiger und gehorsamer Sohn ist selten. Wo kann man jemanden wie Angad finden? Oh Held, es gibt kein Land, wo ich meinem Bruder wieder begegnen könnte. Der heroische Angad wird dieses Leid kaum ertragen. Doch wenn er lebt, dann soll auch seine Mutter leben, damit sie ihn großziehen kann. Denn wahrlich, ohne ihren Sohn wird sie bald vergehen. Also sollte ich ins lodernde Feuer gehen, damit ich mit meinem Bruder Versöhnung finde. Und sein Sohn und all diese mächtigen Affen sollen sich unter deinem Kommando auf die Suche nach Sita begeben. Oh Sohn eines Königs, sie werden auch in meiner Abwesenheit alle deine Befehle ausführen. Und so befiehl du mir, (ins Feuer) zu gehen, denn ich habe als Zerstörer meiner eigenen Familie einen Frevel begangen und verdiene es nicht länger zu leben."

Den klagenden Worten des jüngeren Bruders Bali zuhörend, blieb Rama, der heroische Abkömmling des Raghu und der Zerstörer seiner Feinde, für eine Weile stumm mit Tränen in den Augen. Neugierig und geduldig wie der Beschützer der Welt schaute Rama wieder und wieder auf die weinende, in einem Abgrund des Unglücks versunkene Tara. Daraufhin hob der königliche Berater die tapfere Gemahlin des Herrn der Affen auf, wie sie mit ihren anmutigen Augen auf dem Boden lag und ihren Ehemann umarmte. Von ihrem Gatten getrennt stand sie zitternd da und erblickte Rama mit Bogen und Pfeil in der Hand und so strahlend wie die Sonne in der Reinheit ihres eigenen Glanzes. Und als sie ihn anschaute und all die königlichen Zeichen und die wunderschönen, nie zuvor gesehenen Augen an ihm wahrnahm, da dachte die mit den Augen eines Rehkalbs bei sich: "Dieser Große muß Kakutstha sein." Und die verehrende, von Trauer und Unglück bewegte Tara eilte klagend zu dem Hochbeseelten, der wie der schwer erreichbare Herr der Göttlichen war. Als sie vor Rama mit der reinen Seele stand, der sein Ziel im Kampfe vollends erreicht hatte, da sprach die von Kummer gezeichnete, hochgeistige Tara zu ihm: "Du bist grenzenlos, schwer erreichbar, höchst fromm, besonnen, mit kontrollierten Sinnen und sich erhöhendem Ruhm, vergebend wie die Erde und hast blutrote Augen. Du hast deinen Bogen und den Pfeil in der Hand, bist kraftvoll und hast einen starken Körper. Auf menschliche Anmut verzichtend hast du die Gestalt eines Göttlichen angenommen. Töte mich mit demselben Pfeil, mit dem mein Liebster getötet wurde. Tot, oh Held, werde ich ihm nahe sein, denn Bali wird nie an der Gesellschaft einer anderen Dame Gefallen finden, nur an mir. Oh du, der du Augen hast wie klare Lotusknospen, wenn dieser Held in die himmlischen Gefilde eingeht und mich dort nicht erblickt, wird er kein Entzücken an der Gesellschaft der Apsaras finden, welche verschiedenste Kleidung tragen und kupferfarbene Diademe. Sogar im Land der Göttlichen, oh Held, wird Bali bleich sein aus Kummer wegen der Trennung von mir, genau wie du, als du getrennt wurdest von der Tochter des Königs von Videha im malerischen Tal des Herrn der Berge. Du weißt genau, daß ein gutaussehender Mann große Qual leidet unter der Trennung von seiner Gemahlin. Und da du dies weißt, töte mich, damit Bali nicht vom Kummer gepeinigt wird durch meine Abwesenheit. Hochbeseelt wie du bist, wirst du denken, daß mein Tod auf dich die Sünde legt, die sich aus der Tötung einer Frau erhebt. Doch töte mich, oh Sohn eines Königs, und erkenne in mir die Seele Balis, dann bist du nicht verantwortlich für den Tod einer Frau. Nach den Veden und vielen anderen heiligen Texten ist die Ehefrau untrennbar mit ihrem Ehemann verbunden. Und die Weisen sagen, daß es keine bessere Gabe in dieser Welt gibt als eine Gemahlin. Du, oh Held, sollst mich meinem Liebsten fromm übergeben und durch diese Gabe wirst du gerettet von der Sünde, mich getötet zu haben. Es ziemt sich nicht für dich, mich nicht zu töten, denn ich bin gezeichnet von Kummer ohne meinen Herrn, ihm entrissen und in diese mitleidvolle Lage hinabgeworfen. Oh Herr der Menschen, ich kann nicht ohne diesen hoch intelligenten Herrn der Affen leben, der einen Gang wie ein Elefant hatte und diese vorzügliche, goldene Kette trug."

So angesprochen, beruhigte der hochbeseelte Herr Tara und sprach zu ihr folgende, wohlgemeinte Worte: "Verlier dich nicht, oh Frau eines Helden. Die ganze Welt der Schöpfung wird durch die Fügung Gottes gelenkt. Und durch Ihn wird Elend oder Glück verabreicht, wie die Menschen sagen. Diese drei Welten können Seine Gaben nicht verneinen und sind Ihm völlig untertan. Dein Sohn wird Thronfolger sein, und du wirst daraus große Freude erfahren. Dies wurde vom Allmächtigen beschlossen. Ehefrauen von Helden geben niemals auf." So vom hochbeseelten, heldenmutigen Rama beruhigt, dem Zerstörer der Feinde, hörte die schöngewandete Tara, Gattin eines heroischen Ehemanns, auf zu klagen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter

(1) ein dreiköpfiger Dämon, Sohn des Visvakarma/Twashtri, dem Architekten der Götter