Pushpak Ramayana Buch 4Zurück WeiterNews

Canto 3 - Hanumans Rede

Eifrig machte er sich auf den Weg und suchte mit eiligen Schritten den Wald auf, wo Rama und Lakshmana standen. Der Bote erwog in seiner treuen Brust den hohen Befehl von Sugriva. Er verließ den Gipfel des Rishyamuka und näherte sich den Prinzen. Zur Vorsicht hatte der Sohn des Windgottes seine Vanargestalt abgelegt und trug nun, um die Augen der Fremden zu besänftigen, das Äußere eines wandernden Bettlers zur Schau(1). Er verbeugte sich zu Füßen der Helden, verehrte sie gebührend und sprach, das glorreiche Paar zu preisen, Worte der Wahrheit in höflichen Redewendungen. Nachdem er hohe Verehrung gezeigt hatte, sprach der Beste der Vanars aus freien Stücken und mit sanfter Anmut zur Zierde der Kriegerkaste: "Oh Eremiten, gesegnet mit Gelübden, strahlend wie königliche Heilige oder himmlische Götter, ihr Besten der jugendlichen Asketen, sagt, wie kamt ihr hierher, indem ihr die Herden der wandernden Rehe und alle Waldbewohner aufgestört habt, die hier unter den Bäumen leben, wo die sanften Wasser der Pampa fließen? Eure Stirnen verleihen diesem lieblichen Strom einen Glanz von Herrlichkeit. Sprecht, wer seid ihr, die ihr so tapfer und schön und in die Kleidung aus Bast gehüllt seid, die Einsiedler tragen? Ich sehe euch häufig seufzen. Und ich sehe, wie die Hirsche vor euch fliehen, während ihr mit furchtbarer Kraft und Heldenmut die Erde wie herrschaftliche Löwen betretet. Jeder von euch trägt einen Bogen in seiner Hand wie der von Indra, um den Feind zu schlagen, und ihr nehmt große Schritte wie ein Bulle. So strahlend und jung und wunderschön erhebt ihr eure mächtigen Arme wie die Elefanten ihren Rüssel. Wenn ihr euch auf diesem König der Berge bewegt, dann wird er strahlend von dem Licht, welches ihr bringt. Wie habt ihr, beste Herren der Erde mit den Gesichtern wie Götter, diesen einsamen Ort erreicht, mit euren verwickelten Locken wie die Eremiten und dem Glanz eurer Lotusaugen? Wie die der Götter, die ihre himmlische Sphäre verlassen, erscheint mir eure wunderbare Gestalt. Die Herren von Tag und Nacht mögen so den Himmel verlassen und uns besuchen. Ihr heroischen Jünglinge mit der breiten Brust und der Schönheit der Gesegneten, mit Löwenschultern, groß und stark, seid wie Bullen, welche die brüllende Herde anführen. Eure Arme sind unerreicht an Anmut und Länge. Sie mögen mit schweren Keulen in Kraft wetteifern. Warum verziert kein Pomp eure Glieder, wo prinzliche Juwelen passen mögen? Jeder von euch edlen Jünglingen ist bereit, so glaube ich, die Erde als höchster Herr zu beschützen, mit all ihren Wäldern und Meeren. Ihr solltet von Merus Gipfel bis zur Vindhya Kette regieren. Eure glatten Bögen sind mit Farben und Gold bedeckt und sehen prächtig aus im Griff ihrer Meister. Sie sind dem Bogen von Indra (dem Regenbogen) ebenbürtig und mit Diamantenglanz verschönt. Eure Köcher glänzen mit goldenem Schimmer, wohl aufbewahrt sind darin flinke und scharfe Pfeile, von denen jeder wie eine feurige Schlange glüht, die sich wünscht, des Feindes Leben zu nehmen. Wie Schlangen ihre Haut abstreifen und sich in all ihrem neugeborenen Glanz zeigen, so blitzen eure mächtigen Schwerter, die mit brennenden Goldeinlagen an Griff und Klinge versehen sind. Warum schweigt ihr, Helden? Wieso hört ihr meine Fragen und geruht, keine Antwort zu geben?

Sugriva, mein Herr mit dem tugendhaften Geist und der Beste der Vanars, wurde aus seinem königlichen Staat vertrieben und wandert nun untröstlich durch das Land. Ich bin Hanuman, ein Vanar, vom König hierher gesandt. Denn er, der Fromme, Gerechte und Wahrhafte, möchte sich in freundlichem Bund mit euch vereinen. Wisset, ihr göttergleichen Jünglinge, daß ich einer seiner Gefolgsleute bin und der Sohn des Windgottes. Ohne zu Zögern kam ich her vom Gipfel des Rishyamuka. Um sein Herz zu befrieden und seine Hoffnung zu befördern, kam ich in Verkleidung eines schwächlichen Bettlers." So sprach Hanuman, wohl geübt in den Traditionen der Sprache, und verstummte.

Der Sohn des Raghu freute sich, die Rede des Boten zu hören, wandte sich mit strahlendem Antlitz zu Lakshmana an seiner Seite und sprach folgende Worte der Begeisterung: "Der Berater, den wir hier erblicken, kommt von König Sugriva mit der gerechten Seele. Sein Gesicht verlangt es mich, schon so lang zu sehen, und nun kommt sein Bote mit den lieblichsten Worten in höflicher Rede zu mir. Antworte diesem mächtigen Herrn, der seine Feinde schlägt und den Sugriva sandte, diesem redegewandten Vanar Adligen. Denn einer, dessen Worte so lieblich fließen, muß den gesamten Rigveda kennen, und in seinem wohltrainierten Gedächtnis lebt wohl die Yajush und Saman Tradition. Er muß sein getreues Ohr all den verschiedenen Grammatikregeln geliehen haben, denn seine lange Rede war wohl gesprochen. Auf der ganzen Länge hat er keine Regel gebrochen! In seinem Auge, der Stirn und im ganzen Gesicht kann auch der forschendste Blick keine Arglist aufspüren. Keine Veränderung der Farbe und keine Pose der Glieder gab nur ein Zeichen, daß in ihm etwas Falsches wäre. Prägnant, ohne zu Stammeln, süß und klar war seine Rede und ohne ein Wort, welches dem Ohr weh getan hätte. Aus Brust und Kehle und weder hoch noch tief kam seine Stimme in gemessenem Fluß. Wie gut er sprach in vollkommener Kunst. Die wunderbare Rede verzauberte das Ohr mit feinstem Geschick und Ordnung verziert und mit Worten, die weder Pause noch Hast kannten. Diese Rede, in der die Konsonanten aus den drei Plätzen der Sprache (Brust, Kehle und Kopf) kamen, würde den Geist eines Feindes verzaubern, der bereits das Schwert zum tödlichen Schlag erhoben hat. Wie kann eines Herrschers Plan erfolgreich sein, ohne einen solch tüchtigen Boten in der Not? Und wie versagen, wenn einer seinem Herrn hilft, dessen Geist so reich an Gaben ist? Welcher Plan kann fehlgehen mit solch weisester und förderlicher Rede von den Lippen eines Boten?"

So sprach Rama, und Lakshmana, ebenso geübt in der Kunst der Sprache, antwortete gewandt dem gelehrten Boten von König Sugriva: "Wir wissen voll und ganz um die Gaben, die Sugriva, den Herrn der Vanars, zieren und kamen hierher mit wandernden Schritten, damit wir den hochbeseelten König treffen mögen. Unsere angenehme Aufgabe wird es nun sein, die von ihm durch dich ausgesprochenen Worte zu erfüllen." Der Vanar hörte die kluge Rede und sein Herz füllte sich mit Freude und Hoffnung, daß ein Bund mit ihnen seinem König Wiedergutmachung und Triumph bringen möge.


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(1) Hanuman ist ein halbgöttliches Wesen, der seine Gestalt nach Belieben ändern kann, ganz wie die Götter und Dämonen auch. Er ist einer der Kamarupis.