Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 71 - Kabandhas Rede

Kabandha blickte auf die Prinzen, die in seiner mächtigen Hand gefangen waren. Seine Finger preßten sich um die beiden wie eine Schlinge, und er sprach zum königlichen Paar: "Warum, ihr Krieger, richtet ihr eure starren Blicke auf mich, den der Hunger quält? Warum steht ihr mit verwirrten Sinnen? Das Schicksal hat euch hierher gebracht, meinen Magen zu füllen." Als Lakshmana dies hörte, war er eine Weile entsetzt, doch dann erinnerte er sich an seine einstige Beherztheit und sprach mit vernünftigem Rat zu seinem Bruder: "Dieser scheußliche Dämon will uns geschwind an seine Seite ziehen. Komm, erhebe dich und laß dein rächendes Schwert seine Arme abschneiden, mein verehrter Herr. Dieser grausige Gigant von riesiger Größe vertraut auf die gewaltige Kraft seiner Arme und siegreich über die Welt will er uns so mit seiner großen Kraft schlachten. Doch kaltblütig zu töten, oh König, würde den Tapferen in Verruf bringen, gerade wie ein Opfer, welches im Ritus die zum Töten erhobene Hand nicht meidet."(1)

Der monströse Unhold hörte ärgerlich das Gespräch der Brüder. Sein gräßlicher Mund öffnete sich weit, und er zog die Prinzen zu sich heran. Zur rechten Zeit zogen jene ihre Schwerter aus der Scheide und hieben zu, bis sie von der Schulter des Giganten die mächtigen Arme abgetrennt hatten. Rama benutzte sein scharfes Schwert und schlug ihn auf der besseren Seite, während der heldenhafte Lakshmana den linken Arm abtrennte, der ihn gefangen hielt. Da fiel das Monster mit einem furchtbaren Schrei zerstückelt zur Erde, und wie das Brüllen einer Wolke drang dieser Schrei durch Erde, Luft und Firmament. Als das Blut des Giganten schnell dahinfloß, und er auf seine abgetrennten Glieder schaute, da bat er das Prinzenpaar, ihm ihre Namen und Abstammung zu nennen. Und der edle Lakshmana, der mit allen glücklichen Zeichen Gesegnete, erklärte dem Unhold den Namen seines Bruders und das hohe Blut, von dem er stammte: "Hier steht Rama, ein Thronerbe des Ikshvaku, in hunderten Ländern berühmt. Ich bin der jüngere Bruder des Erben und trage den Namen Lakshmana, oh Dämon. Seine Mutter stahl ihm sein Reich und schickte ihn fort, in den Wäldern zu leben. So wanderte er durch den mächtigen Dschungel mit seiner königlichen Gattin und mit mir. Während er ruhmreich wie ein Gott sein Leben im grünen Schatten lebte, stahl ihm ein Dämon seine Dame, und wir kamen hierher, sie zu suchen. Aber sag uns, wer du bist, und warum du hier liegst in wilder Unruhe mit kopflosem, sich hoch auftürmendem Leib und dem flammendem Gesicht unter deiner Brust."

Er hörte die Worte, die Lakshmana sprach, und die Erinnerung erwachte in seiner Brust. Sich Indras Worte ins Gedächtnis zurückrufend sprach er nun mit sanfter und freundlicher Stimme: "Oh willkommen, Beste der Männer, die ich euch, vom Schicksal gesegnet, heute erblicke. Einen Segen auf jede scharfe Klinge, die diese Arme zu Boden sinken ließ! Ihr, Herren der Menschen, leiht mir euer Ohr, damit ihr die Geschichte meines Leids erfahrt, während ich euch erzähle, wer mich, den rebellisch Hochmütigen, zu der Form verdammte, die ich jetzt trage."


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(1) M.N. Dutt: Es ist abscheulich für einen Kshatriya (Krieger) sich wie jene zu verhalten, die sich wie gefangene Opfertiere nicht verteidigen können.