Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 52 - Ravanas Flug

So schön wie der Herr der silbernen Strahlen, dem jeder Stern im Himmel gehorcht, erneuerte die Maithili Dame ihre Klage um den, der von Ravanas Macht besiegt war: "Unsere Träume, Omen und Weissagungen zeigen uns kommendes Los an Leid und Kummer. Aber du, mein Rama, konntest nicht sehen, welch qualvoller Schlag dich nun befällt. Die Vögel und Rehe verlassen den Wald und zeigen den Pfad, den mein Entführer nimmt. Und nun eilte mir sogar dieser königliche Vogel von Mitgefühl bewegt zu Hilfe. Um meinetwillen liegt er erschlagen und dem Tode nah, der Wanderer der Lüfte mit den weiten Schwingen. O Rama, eil dich, ich flehe um deine Hilfe. O Lakshmana, warum verspätest du dich so? Tapfere Söhne des alten Ikshvaku, erhört mich und rettet mich in der Stunde der Angst." Ihre Blumenkränze waren zerrissen und verstreut, und alle funkelnden Ornamente waren zerbrochen. Mit schwachen Armen und zitternden Knien hielt sie sich wie Efeu an den Bäumen fest, und wie bei einem armen und verlassenen Kind hallte der Wald von ihren wilden Schreien wieder. Doch schnell war der Gigant an ihrer Seite, als sie laut den Namen Ramas rief. Schrecklich wie der grimmige Tod legte er seine Hand auf die Locken ihres lieblichen Zopfes.

Diese Berührung, du respektloser König, wird der Untergang deines Geschlechts und der deinige sein. Die ganze Welt sah voller Scheu diese Greueltat an der Dame. Die ganze Natur schüttelte sich krampfhaft vor Angst, und Dunkelheit legte sich über das Land. Der Herr des Tages wurde trübe und kühl, und jeder Luftzug verstummte. Der Ewige Vater des Himmels sah das Verbrechen mit himmlischem Auge und sprach mit feierlicher Stimme: "Die Tat, die einst beschlossen, ist nun vollbracht." Die Heiligen des Waldes waren traurig, und doch mischte sich Triumph in ihre Sorge. Sie weinten, als sie die Maithili Dame dieses Grauen, die Verachtung und die Schande ertragen sahen. Und sie freuten sich, denn sein Leben würde die Strafe bezahlen, die er heute auf sich lud.

Dann hob Ravana seine Gefangene hoch und trug sie durch die Lüfte, die laut und schrill immer noch nach Rama und Lakshmana schrie. Mit ihren glitzernden Juwelen an Armen und Brust und in helle Seide gekleidet, schimmerte die Maithili Dame hoch oben in der Luft wie die Flamme eines funkelnden Blitzes. Als die Winde in ihre Kleidung bliesen und der bernsteinfarbene, fröhliche Stoff um ihn flatterte, da sah der Gigant wie ein Berg aus, der von Feuer umgeben ist. Die Dame, Schönste der Schönen, hatte eine Girlande um ihr Haar gewunden, und nun regneten die hellen und lieblichen Lotusblütenblätter hinunter auf die Füße des Giganten. Ihr Kleid, so hell wie leuchtendes Gold, spielte im Wind mit jeder funkelnden Falte, so schön wie eine vergoldete Wolke, die von den gütigen Strahlen des Tagesgottes berührt wird. Immer noch in der Umarmung des Feindes zappelnd und von ihrem Herrn entfernt, trug die Dame mit dem reinen und süßen Gesicht nicht länger das Licht der Freude in sich, welches zuvor in ihr geschienen hatte. Wie eine traurige Lilie ohne Wasser, von der Sonne ausgetrocknet, oder wie der bleiche Mond, der durch dunkle Wolken scheint, so war ihr vollkommenes Gesicht zwischen den Armen von Ravana zu sehen: schön durch den Zauber des lockigen Zopfes und der vollendeten Lieblichkeit der Stirn; wunderschön durch die elfenbeinfarbenen Zähne, die einen Glanz durch das feine Rot der Lippen warfen; schön wie der Lotus, wenn die Knospe sich aus der elterlichen Flut erhebt. Mit makellosen Lippen, Nase und Augen, lieb wie der Mond, der den Himmel mit sanftem Licht überflutet und von vollkommener Gestalt schien sie wie ein Wesen aus poliertem Gold zu sein, obwohl auf ihren Wangen die Spuren von Tränen zu sehen waren, die ihre Hand verwischt hatten. Doch wie die Mondstrahlen schnell verblassen, bevor sich der große Gott des Tages zeigt, so war der Dame mit der vollkommen anmutigen Figur weder Stolz noch Frohsinn geblieben, als sie zitternd in der Umklammerung des Feindes und von ihrem geliebten Rama getrennt war. Und doch warf die Dame mit der goldenen Ausstrahlung über den dunklen Unhold einen Glanz, als ob geschmückte Gurte über einem Elefanten Schimmer von Gold ausbreiten. Schön wie der sich neigende Stiel einer Lilie war ihr Arm mit vielen Edelsteinen verziert, und die vielen Ornamente warfen auf den Unhold einen Schein, als ob Blitze, die aus den Wolken schießen, die Schatten eines hohen Berges erleuchten. Wann immer der Wind das Klingeln ihrer Ringe erdwärts trug, da schien er wie eine dahin fliegende dunkle Wolke zu sein, die ein Murmeln aussandte. Als die Dame davongetragen wurde, da fielen auch von ihrem niedlichen Hals hübsche Blumen. Der schnelle Wind fing den Blumenregen auf und schüttete ihn über dem Unhold aus. Die windzerzausten, süß duftenden Blüten fielen auf die düstere Stirn Ravanas, als ob die Mondphasen dem Meru eine Krone aufsetzten. Von ihrem schlanken Fuß rutschte ein schönes Kettchen mit Juwelen hinab und fiel durch die Luft ins Tal wie der helle Flammenkreis des Donners. Die Maithili Dame war schön anzusehen wie das junge Laub eines Baumes, das in die zarten Farben des Frühlings eingetaucht ist. Sie warf einen Glanz auf den Dämonenkönig, als ob goldenes Zaumzeug um einen Elefanten geschlungen wird.

Während der fliegende Gigant die Dame durch die weiten Bereiche des Himmels trug, verbreitete sie wie ein gleißender Meteor ihren Glanz um sich her. Von ihren Gliedern fiel so manches funkelnde Juwel. Auf der Erde kamen sie, trüb und bleich, zur Ruhe, wie gefallene Sterne aufgrund fehlender Tugend(1). Um ihren Nacken hing eine Girlande, die so hell wie die silbernen Strahlen des Sternengottes war. Auch sie fiel und blitzte dabei, wie die jenseits des Firmamentes vom Himmel hinabgesandte Ganga. Die Vögel mit ihren Schwingen hatten sich in hohen, vom Wind geschüttelten Bäumen versammelt. Sie beugten ihre sturmzerzausten Häupter und sprachen: "Fürchte nicht, süße Dame, du wirst getröstet werden." Durch verwelkende Blumen stahl sich traurig jeder Bach durch den Wald, in dessen Wasser keine glitzernde Flosse mehr tanzte, und weinte um die geliebte Dame. Von allen nahen Wäldern kamen Tiger, Löwen, Vögel und Hirsche und folgten mit ängstlichen Blicken dem Weg, den ihr fliegender Schatten nahm. Jeder hohe Hügel, dessen Tränen Wasserfälle und Bäche waren, und dessen Gipfel flehenden, emporgereckten Armen glichen, weinte um den Verlust von Sita und schien wie alle anderen zu klagen. Als die große Sonne, der Gott des Tages, sah, wie Ravana die Dame davontrug, da trübte sich ihr glorreiches Licht, und die Sonnenscheibe wurde kalt und blaß.

"Wenn Ravana mit Ramas Sita als Beute aus dem Walde eilt, dann sind hier Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit verschwunden, auch Ehre, Recht und Unschuld." So erhob sich der wild verzweifelte Schrei von den Geistern, als sie sich versammelten. In zitternden Herden weinten die verwirrten Rehkitze auf offenen Wiesen, außer sich vor Leid, und eine fremde Angst verschleierte ihre Augen, die sich himmelwärts richteten. Die Waldesgeister, die den Dschungel liebten, überkam eine plötzliche Furcht und ein Zittern, als sie in tiefstem Leid sahen, wie die Dame vom Unhold unterworfen wurde. Immer noch waren die lauten Schreie der Stimme von Ferne zu hören, deren Lieblichkeit sonst niemand stören konnte. Und immer noch wandte sie ihre eifrigen Blicke voller Angst und Elend nach unten zur Erde. Die Dame jedes gewinnenden Reizes mit perlengleichen Zähnen und lieblichem Lächeln, nun vom Herrn der Insel Lanka gepackt, schaute vergebens nach Hilfe aus. Sie erblickte keinen Freund, der ihr zu helfen vermochte, niemanden, weder Rama noch seinen jüngeren Bruder, und verzweifelt fiel sie aus Angst und Furcht in Ohnmacht.


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(1) Die Geister der Guten ruhen im Himmel, bis ihr Vorrat an Verdienst aufgebraucht ist. Dann kehren sie zur Erde zurück in der Gestalt von fallenden Sternen.