Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 49 - Die Entführung der Sita

So angesprochen preßte der Monarch der Rakshasas seine Hände für eine Weile zusammen und stand direkt in seiner monströsen Dämonengestalt vor ihren erschrockenen Augen. Dann sprach er drängend noch einmal zur Dame: "Du hast nicht recht," rief er, "die Herrlichkeit meiner Kräfte und Mächte vernommen. Ich Hochgeborener kann in der Luft stehen und mit diesen Armen das Land hochhieven, kann die tiefe Flut des Ozeans trocken trinken und den Tod mit überwältigender Kraft besiegen. Ich kann die große Sonne mit einem wilden Pfeil durchbohren und die Erde bis in ihre Tiefen spalten. Sieh, du für Liebe und Schönheit Blinde, ich kann jede Gestalt annehmen, die ich will." Als er so sprach mit brennender Wut, da erglühten seine Augen rot vor Feuer. Er warf seine freundliche Verkleidung ab und zeigte seine natürliche Gestalt: schrecklich, monströs, wild und furchtbar, wie der dunkle Gott, der die Toten regiert. Seine Augen rollten zornig, und seine Glieder waren mit glitzerndem Gold bedeckt. Das Monster sah wie eine dunkle Wolke aus und seine wilde Brust glühte im Zorn. Der zehngesichtige Wanderer der Nacht, der seine zwanzig Arme entblößte, hatte seine heilige Verkleidung beiseite gelegt und zeigte nun all seine dämonische Größe. In karmesinrote Roben gehüllt stand er und schaute mit ärgerlichem Auge auf die Dame in ihrer schönen Erscheinung, so glänzend wie der Tagesanbruch, wenn vom Osten sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen. Er sprach zur schwarzhaarigen Dame: "Nenne doch diesen Herrn dein eigen, dessen Ruhm in allen Welten bekannt ist. Schau freundlich auf meine Liebe und sei die Braut eines Gefährten, der deiner würdig ist. Mit mir wirst du glückselige Jahre verbringen und niemals deine Wahl bereuen. Keine meiner Taten soll je meinen Liebling verstimmen, damit sie in Freuden lebe. Verzichte auf deine Liebe zu einem Sterblichen und verbinde dich mit einem würdigeren Herrn. Oh törichte Dame, in deinen schwachen und voreingenommenen Augen scheinst du dir weise zu sein. Doch wegen welcher guten Eigenschaften hältst du immer noch zu Rama, der von seinem Reich vertrieben wurde? Unglück begleitet sein ganzes Leben. Und seine kurzen Tage sind bald gezählt. Ein unwürdiger Prinz und schwach im Geist! Eine Frau sprach, und er verzichtete auf Heim und Königreich, zog sich von seinen Freunden und dem Gefolge zurück und wanderte in den dunklen, von wilden Biestern bewohnten Wald."

So drängte Ravana die Dame um ihre Liebe, und seine Worte klangen sanft und süß. Näher und näher kam der Dämon, denn der Liebe heiße Flamme hatte seine Brust entzündet. Der Führer der Gigantenarmeen schlang seinen Arm um die Dame, wie Budha (Merkur) mit übler Vorbedeutung das entzückende Licht der Rohini stiehlt. Eine Hand ergriff ihre herrlichen Locken und eine andere umklammerte mit unbarmherzigem Druck den Körper der lieblichen Maithili Dame. Die Waldesgötter sahen in wildem Alarm seine riesigen Zähne und den schweren Arm und flohen vor seiner todgleichen Präsenz, so hoch wie ein Berg mit überragendem Haupt. Dann kam Ravanas magischer Wagen von Gold überstrahlt und weithin glänzend. Die Esel zogen das mächtige Gefährt mit Donnern vorwärts. Er sparte nicht mit harschem Tadel und Schimpf, als die Dame schrie und klagte. Dann setzte er seine Gefangene in den Wagen mit dem Arm um ihre Hüfte. Umsonst drohte er, lang und schrill erklang ihre Klage 'Oh Rama', die keine Angst aufhalten konnte. Doch ihr lieber Herr war weit entfernt. Dann erhob sich der Unhold und trug seinen armen, hilflos zappelnden Preis in die Himmel davon. Sie eilten durch die hohen Lüfte, und die Dame verabscheute die ihr angebotene Liebe. So mag ein emporsteigender Adler die Gemahlin einer Schlange durch die Lüfte tragen. Als er sie durch den Himmel trug, da schrie sie einen lauten und bitteren Schrei. Als ob die Lippen eines armen Teufels in der Qual von unerträglichem Schmerz klagen: "Oh Lakshmana, dessen Freude es immer ist, dem Willen deines älteren Bruders zu gehorchen. Dieser Unhold, der alle Verkleidungen trägt, reißt seinen Liebling von Ramas Seite. Oh Raghus Sohn, der du Glückseligkeit, eine frohe Zukunft, alles verlassen würdest, ja das Leben selbst, wenn die Pflicht ruft, siehst du nicht diese mir Hilflosen angetane Greueltat? Es ist an dir, du Feindebezwinger, den hochmütigsten Geist zu Fall zu bringen. Wie kannst du solch ein Verbrechen mit ansehen und deinen schuldigen Feind frei ziehen lassen? Oh selten kommt die bittere Frucht von Sünde und Vergehen im gleichen Moment, doch am Tage der Ernte kommt der Schmerz wie die Reife des Korns. So sollst du, den Schicksal und Narrheit zur Zerstörung führen wegen dieser schuldhaften Tat, von Ramas Arm sterben und zwar einen schrecklichen Tod für das abscheuliche Unrecht. Weh, zu erfolgreich waren Königin Kaikeyi und ihre Freunde, wenn der tugendhafte, ruhmvolle Rama um seine entrissene Dame klagt. Weh mir, weh mir! Ein langes Lebewohl zu Wiese, Schatten und waldigem Tal in der wilden Region um Janasthan, wo die Cassia Bäume hell und schön sind. Sagt dem Rama mit all euren Zungen, daß Ravana seine Frau hinwegträgt. Lebewohl, ein langes Lebewohl an dich, du angenehmer Strom Godavari, deren sich kräuselnde Wellen immer von vielen glücklichen Wasservögeln aufgewirbelt wurden. All ihr müßt Ramas Ohren die Tat des Dämonen und Sitas Schicksal erzählen. Oh all ihr Götter, die diesen Ort lieben, wo Bäume mit jeglichem Laub reichlich vorhanden sind, erzählt dem Rama, ich wurde gestohlen. Ich bitte euch mit aller Ehrerbietung, ihr lebenden Wesen unter diesen dunklen Ästen heimlich verborgen, ihr Scharen von Vögeln und Herden von Rehen, ich rufe euch an, mein Gebet zu erhören. Verkündet es dem Rama, daß Ravana mit gewalttätigem Arm seine Dame entführt, seine geliebte Gattin, dem Rama lieber als sein Leben. Oh, wenn er wüßte, daß ich in der Hölle wäre, mein mächtiger Herr würde mich heute noch zurückbringen, mein Sieger, das wüßte ich ganz genau, auch wenn Yama selbst seine Beute einfordern würde."

So sandte die Dame mit mitleiderregender Stimme ihre letzte Klage aus der Höhe. Und als sie weinte, da sah sie zufällig den Geier auf einem hohen Baum. Als Ravana sie schnell vorbeitrug, da richtete sie ihre Augen auf den teuren Vogel und mit einer vom Leid geschwächten Stimme begann sie erneut mit ihrer wilden Klage an ihn gerichtet: "Oh sieh nur den König, der das Geschlecht der Giganten regiert, grausam, schrecklich und gemein trägt mich Ravana fort, der Vernichter, mich, das hilflose Opfer von Gewalt. Dieser Unhold, der in den mitternächtlichen Schatten wandert, kann niemals von dir, lieber Vogel, aufgehalten werden, denn er ist bewaffnet, heftig und stark, triumphierend in seiner Macht zum Üblen. Dir bleibt nur eins zu tun, um das ich dich bitte, lieber Freund. Trage es zu Ramas Ohr, wie Sita von ihrem Heim weggerissen wurde. Und erzähle auch dem heldenhaften Lakshmana von der Tat des Dämonen und was passierte."


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