Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 48 - Ravanas Rede

Mit gerunzelter Stirn und zornigen Augen gab der Fremde seine heftige Antwort: "Erblicke in mir, schönste Dame, den Bruder vom König des Goldes. Mein Titel ist der Herr der zehn Köpfe und Ravana mein Name, berühmt für Macht und Heldenmut. Ich erschrecke Götter und Gandharva Armeen. Schlangen, Geister und Vögel, welche die Luft bevölkern, fliehen in wilder Angst vor mir davon, zitternd wie Menschen, wenn der Tod nah ist. Einmal ergab sich Vaishravan, mein Bruder, dem Zorn. Er griff mich an und kämpfte. Doch von der größeren Macht besiegt, floh er zutiefst erschreckt aus seinem Haus. Der Herr des von Männern geführten Wagens lebt immer noch auf dem Gipfel des berühmten Kailash. Ich zwang den besiegten König zum Rücktritt und nun ist sein glorreicher Wagen mein. Pushpak, der weithin Berühmte, fliegt durch den Willen geleitet durch die prallen Himmel. Göttliche Armeen, von Indra angeführt, fliehen verstört mein Antlitz, und wo meine gefürchteten Füße erscheinen, da verstummt der Wind und ist vor Angst atemlos. Wo immer ich stehe, wohin ich auch gehe, hören die gepeinigten Wasser auf zu fließen, jede vom Zauber gebundene Welle ist stumm und still, und selbst die grelle Sonne fröstelt. Mein Lanka liegt hinter dem Ozean und ist angefüllt mit wilden Wesen und Gigantenbanden. Die glorreiche Stadt ist so schön anzusehen wie Indras Amaravati. Eine turmhohe, feste Mauer, die von ferne blitzt, umgibt sie ganz. Die goldenen Höfe verzaubern den Blick, und die Tore erstrahlen mit Lapislazuli. Dort gibt es Rosse, Elefanten und Streitwagen, und die laute Musik von Trommeln erfüllt die Luft. In lieblichen Gärten wachsen schöne Bäume, deren Zweige mit vielerart Früchten glänzen. Du, wunderschöne Königin, sollst mit mir dort leben in Hallen, die einer Prinzessin würdig sind. Deine früheren Gefährten sollen vergessen sein, noch sollst du mit Kummer an die Freunde zurückdenken. Deine Seele soll keine irdische Freude vermissen und sich mit himmlischer Glückseligkeit füllen. Denke nicht mehr an den sterblichen Rama, dessen Tage bald vorüber sein werden. König Dasaratha schaute mit Verachtung auf Rama, obwohl er der Ältestgeborene ist, sandte den schwächlichen Narr in die Wälder und setzte seinen Lieblingssohn als Regenten ein. Was hast du, oh großäugige Dame, noch mit dem gefallenen Rama zu tun, der gezwungen wurde, von Heim und Königreich zu fliehen, ein armer Einsiedler, der bald stirbt? Akzeptiere deinen Liebhaber und lehne nicht den Dämonenkönig ab, der dich freundlich umwirbt. O höre, und verweigere nicht ein Herz, das durch Kamas Liebespfeil zerrissen ward. Doch wenn du es ablehnst, meine Bitte zu erhören, dann bereite dich auf Kummer und kommendes Leid vor. Denn dann wird über dich ein trauriges Schicksal kommen, wie über die glücklose Urvasi, als ihr Fuß zufällig Pururavas berührte und ihr viel Sorge machte. Mein kleiner Finger im Kampf erhoben, wird mehr als ausreichend sein für Ramas Macht. Oh Schönste, sei vergnügt und fröhlich mit dem, den das Glück zu dir schickt."

Solcherart waren die Worte, die der Gigant sprach. Doch Sitas wütende Augen wurden rot. Sie antwortete dem Monarchen der Dämonenrasse an diesem einsamen Ort: "Du bist der Bruder vom Gott des Goldes, den alle Welt verehrt. Und mit dieser berühmten Abstammung willst du nun diese teuflische Tat versuchen? Ich sage dir, respektloser Monarch, alle Dämonen werden durch deine Sünde sterben, deren rücksichtsloser Herr und König du bist, mit törichtem Geist und gesetzlosem Herzen. Ja, man mag hoffen, die Frau von Indra zu stehlen und mit dem Leben davonzukommen. Doch der, der Ramas Dame von seiner geliebten Seite reißt, muß Verzweiflung erfahren. Ja, man mag die schöne Göttin Sachi von Indra stehlen, welcher die donnernde Flamme wirft. Man mag erfolgreich sein in seiner Absicht und noch viele Tage sehen. Doch hoffe vergebens, oh Giganten König, auch wenn du viele Becher Amrit trinkst, daß du Strafe und Schmerz meiden kannst, wenn du jemandem wie mir Unrecht tust."


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