Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 44 - Marichas Tod

Nachdem er seinen mutigen Bruder gewarnt hatte, ergriff er sein mit Gold verziertes Schwert und gürtete sich mit dem dreifach gespannten Bogen, der ihm als Schmuck diente. Mit einigen gefüllten Köchern lief der Gewaltige los. Als der Herrscher mit dem Geweih diesen Herrn der Monarchen sich nähern sah, floh der Hirsch eine Weile mit zitterndem Herzen, doch dann hielt er an und zeigte seinen prächtigen Kopf. Mit Schwert und Bogen folgte der Prinz dem fliehenden Hirsch, wo immer er ihn auf Lichtungen oder in einsamen Winkeln erblickte, und wo der Glanz seiner Schönheit alles erleuchtete. Mal stand das Geschöpf in voller Größe da, mal verschwand es in den Tiefen des Waldes, mal rannte es in schwachem Lauf und mal schoß es wie ein Meteor außer Sicht. Mit zitternden Gliedern eilte der Hirsch davon. Hier schaute er wie der Mond aus, den Wolken überschatten; dort glänzte er für einen Moment hell zwischen den Bäumen auf und war kurz darauf wieder unsichtbar. So lockte ihn Maricha in der magischen Verkleidung als Hirsch, mal eine Weile sichtbar, dann außer Sicht, und der Held entfernte sich immer weiter von der Hütte. Von dem fliehenden Wild getäuscht, ward das Herz des Jägers zornig und vergrämt. Der fruchtlosen Jagd müde geworden, ruhte er an einem schattigen Ort. Doch wieder zeigte sich der Wanderer der Nacht dem Prinzen in ganzer Größe und bewegte sich langsam im nahen Gestrüpp umgeben von einer Schar Rehe. Erneut versuchte sich der Jäger am Wild, das für eine Weile als verlockendes Ziel erschien. Doch von plötzlicher Furcht befallen, stürmte das Wesen aus seinem Blickfeld. So verließ der Held den Schatten, und wieder graste der Hirsch direkt vor ihm. Mit sicherer Hoffnung und stärkerem Willen wollte nun der Jäger seine Beute töten. Als seine Seele ungeduldig wurde, zog er einen Pfeil von seiner Seite, welcher im Sonnenlicht glänzte und ein Zerstörer der zu erschlagenden Feinde war. Mit geschickter Hand fixierte der mächtige Herr den Pfeilschaft und spannte die Sehne. Er richtete seine Augen auf den Hirsch und der Pfeil, den Brahma selbst geformt hatte, flog funkensprühend, zischend und züngelnd davon wie Indras greller Blitz. Treu flog das wundersame Geschoß zum falschen Hirsch, zerriß sein Fleisch und blieb zitternd in Marichas Herz stecken. Er sprang kaum noch einen Fußbreit vom Boden und fiel dann schwergetroffen unter dem tödlichen Schmerz. Als er am Boden lag, gab er ein fürchterliches Brüllen von sich. Bevor der verwundete Dämon starb, warf er die geborgte Form ab und erinnerte sich an den Befehl seines Herrn. In seinem Herzen überlegte er, wie er Sita am Besten dazu bringen konnte, daß sie ihre Wache fortschickte und Ravana die hilflose Beute ergreifen konnte. Das Monster wußte, sein Ende war nah, und laut rief er mit eifrigem Schrei: "Weh Sita, Lakshmana!", und die Stimme, die er borgte, war die Ramas.

So vom unvergleichlichen Pfeil gespalten, ließ Maricha die schöne Hirschgestalt fallen, nahm wieder seine Gigantenform und -größe an und schloß im Tode seine matten Augen. Als Rama seinen gräßlichen Feind erblickte, schwer atmend, mit Blut beschmiert und sterbend, da eilten seine angstvollen Gedanken zu Sita. Und die weisen Worte, die Lakshmana gesprochen hatte, daß dies die falsche Kunst Marichas wäre, kamen ihm wieder zu Herzen. Er wußte, daß der Feind, über den er hier triumphierte, den Namen des großen Maricha trug. "Der Unhold," dachte er, "hatte 'Weh Lakshman, oh weh Sita' gerufen, bevor er starb. Und wenn der Schrei ihre Ohren erreicht hat, wie schrecklich muß meines Lieblings Angst dann sein! Und was wird Lakshmana mit dem mächtigen Arm in seiner wilden Aufregung nur denken?" Als er solcherart Gedanken in trauriger Vermutung nachhing, standen ihm die Haare zu Berge. Wieder schaute er auf den erschlagenen Dämonen, und dachte erneut an den Schrei. Sein Mut sank, und Angst preßte die Brust des Helden schmerzhaft zusammen. Er jagte und erlegte einen anderen Hirsch. Dann trug er das gefallene Wild hinweg, wandte sein Gesicht gen Janasthan und eilte hastig zu seinem Wohnort zurück.


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