Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 37 - Marichas Rede

Maricha lieh sein aufmerksames Ohr dem Herrscher der Dämonen. Dann begann er seine Antwort gemäß den Regeln, die alle Wortgewandten lernen: "Es ist sehr einfach, oh König, glatte Redner zu finden, die den Geist entzücken. Aber jene, die mahnen, weise sind und unangenehme Dinge sagen, sind selten. Von begierigen Gedanken davongetragen und unbelehrt vom Beweis hast du noch nicht gelernt, daß Rama für eine hohe Aufgabe bestimmt ist und mit Varuna oder Indra wetteifern kann. Laß dein Volk weiter in Frieden leben und ihre Namen und Familien nicht vergehen. Denn Rama kann mit seiner rächenden Hand alle Giganten aus jedem Land werfen. Oh laß nicht Janaks Tochter Zerstörung über den König der Dämonen bringen. Laß die Dame Sita nicht einen Sturm anfachen, der dein Haupt zerbricht. Laß sie in Ruhe, unberührt von Sorge und glücklich an der Seite ihres Ehemannes leben. Sonst überkommt das glorreiche Lanka, dich und alle der schnelle und rächende Ruin. Männer wie du, mit einem Willen ohne Grenzen, zerstören sich selbst, König und Staat und lassen die Menschen trostlos zurück, wenn sie durch Sünde beraten sind und ungezügelt leben. Rama, in den Grenzen der Pflicht gehalten, wurde niemals von seinem Herrn verstoßen. Er ist kein Schuft mit habgierigem Geist und keine Unehre für die Kriegerkaste. Frei von jeglicher Berührung durch boshaften Groll ist das Wohlergehen aller Wesen sein Entzücken.

Er sah seines Herrn treues Herz von Königin Kaikeyis Künsten betrogen und sprach als treuer und pflichtbewußter Sohn: 'Was du versprochen hast, soll geschehen.' Um den Willen der Dame zu befrieden und das Versprechen seines Vaters zu erfüllen, verließ er als Asket sein Reich und alles Vergnügen und ging in den Dandaka Wald. Rama ist weder ein grausamer Lump, noch ein sinnenloser Narr, der ohne Regeln und unbeherrscht lebt. Diese grundlose Beschuldigung ward niemals gehört, und du solltest nicht solche verleumderischen Worte sprechen. Der in Wahrhaftigkeit und Güte starke Rama ist die Tugend selbst in menschlicher Gestalt, der erklärte Herrscher der Welt, wie Indra unter den Gesegneten regiert. Und planst du wirklich, den Liebling von ihm zu stehlen, den seine Arme beschützen? Es ist wohl einfacher, die Herrlichkeit vom Gott des Tages rauben zu wollen.

Oh Ravana, bewahre dich vor dem Feuer des zum rächenden Zorn angestachelten Rama. Jeder Funke ist ein Pfeil mit tödlichem Ziel, während Bogen und Säbel die Flamme nähren. Wirf nicht in hoffnungslosem Kampf dein Reich, dein Glück und dein eigenes liebes Leben fort. Oh Ravana, beachte die Macht vom Gott des Todes, der niemanden verschont. Der Bogen, den er so gut zu spannen vermag, ist des Zerstörers flammender Rachen, und mit seinen blitzenden und glühenden Pfeilen schlägt er die Armeen der Feinde. Niemals kannst du gewinnen, verwirf den Gedanken. Du kannst nicht Janaks Tochter aus dem sicheren Schutz von Pfeil und Bogen entfernen, die liebe Freude vom in Macht unerreichbaren Rama. Die Gemahlin vom Sohn des Raghu, dem erklärten Löwen der Menschen mit der Löwenbrust, ist ihm lieber als das Leben. Durch gute und schlechte Zeiten ist sie dem Willen ihres Gatten ergeben, und die Schlankhüftige muß von deiner verderbenden Berührung frei bleiben. Schon weit harmloserer Griff von wagender Hand würde die Flamme zu wildester Raserei anfachen. Was, oh König der Giganten, kannst du von solch vorschnellem und eitlem Versuch gewinnen? Wenn er im Kampf seine Augen auf dich richtet, dann, oh Herr, müssen deine Tage enden. Und Leben, Glück und königliche Herrschaft werden jenseits aller Hoffnung vergehen.

Versammle alle Adligen deines Reiches, alle Prinzen und Vibhishan(1) zur Debatte. Mit Ebenbürtigen, die in den Regeln der Beratung geübt sind, überlege, folgere und entscheide. Bedenke Stärke und Schwäche, zähle die Kosten, was gewonnen und verloren werden mag. Untersuche und vergleiche genau deine wirkliche Kraft und Ramas Stärke. Und wenn dein Wohl immer noch deine Sorge ist, dann wirst du vernünftig sein und davon ablassen. Oh Dämonenkönig, meide den Kampf, deine Macht ist viel zu schwach, den Rama im tödlichen Gefecht zu suchen. König der Armeen, welche die Nacht durchstreifen, höre auf das, was ich dir rate. Schätze meinen klugen Rat nicht gering, sei geduldig und weise."


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(1) der jüngere Bruder von Ravana; nach langer Askese offerierte Brahma den Brüdern die Erfüllung von Wünschen, Vibhishan bat darum, niemals etwas Unrechtes zu meditieren