Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 36 - Ravanas Rede

"Höre mir zu, Maricha, während ich spreche. Ich erzähle dir, warum ich dein Heim aufsuche. Krank und in Sorge sehe ich in dir meine sicherste Hoffnung und Hilfe. Von Janasthan brauche ich dir nichts zu erzählen, wo Shurpanakha und Khara lebten, und Dushan mit dem Arm voller Kraft, auch Trishira, der im Kampf Schreckliche. Sie nährten sich von menschlichem Fleisch und Blut, und viele andere edle Dämonen mehr streiften um Mitternacht durch den Wald, mutig, stark und treu. Unter meinem Befehl lebten sie unbefangen und schlachteten Heilige und Anhänger. Diese zweimal siebentausend Giganten folgten alle dem Ruf ihres Anführers gehorsam und mit Freude an der Schlacht und an ruchlosen Taten, wohin der mächtige Khara sie führte. Die furchtlosen Krieger, die durch ihre waldige Heimat Janasthan wanderten, trafen in ihrer ganzen schrecklichen Aufstellung den Rama in der Schlacht. Mit allen Waffen versehen stürmten sie voran mit Khara als Anführer des Heeres. Doch Rama hielt die Front im Gefecht und rasender Zorn schwoll seine Brust. Ohne ein Wort, der seinen Haß zeigte, schoß er seine Pfeile vom Bogen ab. Die Geschosse kamen über die furchtbare Armee, und ein jedes brannte mit zerstörerischer Flamme. Und die zweimal Siebentausend fielen besiegt von ihm, einem Mann, allein und zu Fuß. Khara, des Heeres Oberhaupt und Stolz, und Dushan, der furchtlose Kämpfer, sind tot. Trishiras, der Gräßliche, ward erschlagen und der Dandaka Wald befreit.

Rama, von seinem ärgerlichen Herren verbannt, lebt mit seiner Frau in einfachen Kleidern. Dieser Schuft, diese Schande seines Kriegerstammes hat die Besten meiner Dämonen erschlagen. Schroff, hinterhältig, schrecklich und mit gieriger Seele ist er ein Narr mit unkontrollierten Sinnen. Kein Gedanke an Pflicht lebt in seiner Brust, und er erfreut sich daran, die Welt in Sorge zu sehen. In hübscher Heuchelei suchte er die Wälder auf für ein wahrhaftes Leben in Unschuld. Doch seine falsche Hand hat meine Schwester verstümmelt und sie ihrer Nase und Ohren beraubt.

Diese Frau von Rama, die den Namen Sita trägt, ist von Antlitz und Gestalt so schön wie die Töchter des Himmels. Sie will ich rauben und als Preis im Triumph aus dem Waldesschatten tragen. Dafür suche ich deine willige Hilfe. Wenn du, oh Mächtiger, mir deine Hilfe gewährst und deinem Freund zur Seite stehst, dann trotze ich mit meinen Brüdern allen bewaffneten Göttern im Himmel. Komm, und hilf mir jetzt, denn dein ist die Kraft, mir in der verzweifelten Stunde beizustehen. Du warst mit Herz und Hand ohnegleichen im Krieg und in Zeiten der Angst. Denn du bist geübt in Kunst und Schliche, ein mutiger Kämpfer und voller Listen. Mit dieser einen Hoffnung, diesem einen Ziel kam ich zu dir, oh Wanderer der Nacht. Nun laß mich dir sagen, um welcherart Hilfe ich dich bitte, mich in meiner Absicht zu unterstützen. Nimm die Gestalt eines goldenen Hirsches mit silbrigen Flecken an. Geh und suche seinen Wohnort auf. Streife in der Nähe von Rama und seiner Gemahlin umher. Ich zweifle nicht, daß die Dame ihren Herrn und Lakshmana bitten wird, dies traumhaft schöne Wesen zu fangen, sobald sie den wunderbaren Hirsch unter den Bäumen erblickt. Wenn sie allein gelassen und ohne Schutz ist, werde ich die liebliche Dame rauben und mit ihr fliehen, wie Rahu das Mondlicht bestürmt. Ihr Herr wird vor Schwäche vergehen und ihr nachtrauern, denn sein Heldenmut konnte sie nicht bewahren. Dann werde ich kühn den vernichtenden Schlag ausführen und Rache an dem Feind nehmen."

Als der weise Maricha die Geschichte hörte, wurde sein Herz schwach, seine Wangen bleich, und er starrte mit offenen Augen. Er versuchte, seine vor Angst trockenen Lippen zu befeuchten, und Gram wie der Tod zerriß seine Brust, als er seinen Blick auf den König richtete. Höchst beunruhigt suchte er des Monarchen Plan aufzuhalten, denn er wußte wohl um die Kraft, die in Ramas unvergleichlichem Arm ruhte. Mit gefalteten Händen stand Maricha und begann, seinen Ratschlag zu erklären, denn er wollte des Tyrannen Wohl ebenso wie sein eigenes.


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