Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 34 - Ravana wird gereizt

Dann regte sich Wut im Giganten bei Shurpanakhas harschen Worten. Von seinen Lords umgeben schaute der Dämonenkönig sie an und fragte wütend: "Wer ist dieser Rama, woher kam er und wohin geht er? Erzähle mir über seine Gestalt, seine Macht und seine Taten. Welche Absicht führte seine wandernden Schritte zum schwer zu durchstreifenden Dandaka Wald? Welche Waffen sind sein, daß er im Gefecht die Wanderer der Nacht, Trishira und Dushan, bezwang und auch Khara erschlug? Erzähle mir alles, Schwester, und erklär mir, wer dich so verstümmelte, die du zuvor so schön warst."

Und so erzählte auf Aufforderung des Gigantenkönigs die Dämonin ausführlich und mit unverhohlenem, brennendem Aufruhr über des Helden Gestalt, seine Taten und seine Stärke: "Lang sind seine Arme und groß die Augen. Sein Kleid ist das Fell des schwarzen Hirsches. Er ist König Dasarathas Sohn und so schön wie Kandarpa selbst anzusehen. Die Waffe in seiner Hand ist ein mit Goldbändern verzierter Bogen, wie der von Indra. Damit schießt er eine Flut von schrecklichen Pfeilen, die wie giftige Schlangen brennen und stechen. Ich schaute und schaute, doch niemals sah ich seine mächtige Hand die Bogensehne spannen, die diese tödlichen Pfeile absandte, während sein Schlachtruf durch die Lüfte schallte. Ich schaute und schaute, und sah sehr wohl, wie unter diesem Hagel die Giganten fielen. Wie goldenes Korn zur Erde fällt, wenn es von Indras Regenstößen niedergedrückt wird. Er kämpfte, und zweimal siebentausend Dämonen, alles außerordentlich starke und große Giganten fielen besiegt durch seine spitzen Pfeile, die Rama zu Fuß und ganz allein abschoß. Nur drei kurze Stunden waren verflogen, da starben Khara und Dushan. Und er hatte die Heiligen befreit und die Zuflucht in den Schatten des Dandaka Waldes gesichert. Das Wohlwollen des Siegers hat mich verschont, sonst hätte ich das Schicksal der Dämonen geteilt. Denn der hochbeseelte Rama würde sich nie herablassen, seine Hand mit dem Blut einer Frau zu beflecken. Der glorreiche Lakshmana, gerecht und lieb, in Gaben und kriegerischer Macht sein Ebenbürtiger, dient seinem Bruder mit der ganzen Hingabe seiner treuen Seele: Als eifriger Sieger, tapfer und weise, der Erste in jeder zähen Unternehmung und immer bereit, an seiner Seite zu stehen, ist er seine zweite Hälfte oder bessere Hand. Dann hat Rama eine großäugige Gemahlin. So rein wie der Mond sind ihre Wangen und Stirn. In Ramas Augen ist sie ihm lieber als das Leben, und sein Glück ist ihr Entzücken. Mit wunderschönem Haar nebst Nase ist an der Dame von Kopf bis Fuß nichts zu tadeln. Sie strahlt wie die helle Göttin des Waldes und ist die Königin der Schönheit mit ihrer edlen Ausstrahlung. Sie gehört auf den ersten Rang der Frauen, Sita mit der zierlichen Taille. In der ganzen Welt haben meine Augen keine Frau gesehen, deren Gestalt lieblicher oder schöner gewesen wäre. Weder Göttinnen noch Nymphen können es mit ihr aufnehmen, und auch keine Braut der himmlischen Sänger. Jener, der diese Dame sein eigen nennen kann und um den sie ihre willigen Arme schlingt, würde von Sitas Liebe mehr gesegnet sein als Indra in der Welt hoch droben. Sie, ohnegleichen in Figur und Gesicht und reich an zarter Anmut, wäre eine würdige Braut für dich, oh König, wenn du ihr Herr sein möchtest. Ich, ja ich werde die Braut im Triumph an die Seite ihres Liebhabers bringen, diese Schönheit, wunderbarer als alle anderen, mit runden Gliedern und wogender Brust.

Jede Wunde in meinem Gesicht verdanke ich dem schonungslosen Angriff des grausamen Lakshmana. Aber wenn du, mein Bruder, ihre mondgleiche Lieblichkeit noch heute begutachten willst, dann werden bei dem Anblick Kamas bohrende Pfeile deine verliebte Brust treffen. Falls sich in deinem Busen der Wunsch erhebt, diesen wunderbaren Preis dir eigen zu machen, dann auf, laß deinen besseren Fuß die Reise beginnen und dir den Schatz gewinnen; falls, Herr der Giganten, deine wohlwollenden Augen den Plan gutheißen, den ich vorschlage. Auf, wirf alle Sorgen und Zweifel fort und führe die Worte aus, die ich dir sage. Komm, großer König, und suche dir den Schatz, denn du bist stark und Menschen sind schwach. Trage Sita mit dem makellosen Körper davon und laß sie deine Dame sein. Das Heer von Janasthan suchte die Schlacht. Doch die Pfeile Ramas verdarben sie in ihrem Stolz. Dushan und Khara atmen nicht mehr und liegen tot auf dem Feld. Erhebe dich, bevor der Tag vorüber ist, und übe Rache für die Erschlagenen."


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter