Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 33 - Shurpanakhas Rede

Brennend vor Zorn begann sie mit bitteren Worten mitten im Ring der Berater, die ihren König umgaben, zu Ravana, dem Verschlinger von Menschen, zu sprechen: "Willst du, eingenommen von Vergnügen, weiter deinem selbstsüchtigen Willen ungestört folgen? Und deine achtlosen Augen nicht wenden, um dein kommendes, schreckliches Schicksal zu sehen? Der König, der seine Tage und Stunden mit niederem Vergnügen an gemeinen Freuden verbringt, muß in den Augen seines Volkes so scheußlich sein wie Feuer, daß auf dem Scheiterhaufen qualmt. Der, wenn die Pflicht ruft, sich keine Zeit für Gedanken an königliche Sorgen nimmt, muß mitsamt seinem Volk und Reich durch verhängnisvollen Ruin zugrunde gehen. Wie ein Elefant in Angst vor dem schlammigen Ufer des tückischen Flusses zurückschreckt, fliehen die Untertanen einen Monarchen, dessen Gesicht ihre Augen selten erblicken oder der seine für die Arbeit bestimmten Stunden unbeherrscht und in böser Absicht verbringt. Er, der versäumt, das von ihm kontrollierte Königreich zu bewahren und zu beschützen, versinkt namenlos wie ein Berg, dessen Haupt im Bett des Ozeans vergraben wird. Deine Feinde sind ruhig, stark und weise, Dämonen, Götter und Krieger des Himmels - wie sorglos, verschlagen, schwach und vergebens willst du deinen königlichen Staat regieren? Du Herr der Giganten, aller Sinne bar, Sklave eines jeden wechselnden Einflusses und unachtsam auf alles, was einen König ausmacht, wirst Zerstörung auf dein Haupt bringen. Oh siegreicher Anführer, der Herrscher, der sich seiner Schätze, Regeln und Reichtümer rühmt und von anderen geführt wird, ist, obwohl er der Herr von allen ist, doch niedriger als der tiefste Knecht. Daher werden die Könige vorausschauend genannt, welche die Kraft haben, durch treue Augen von Boten und ergebenen Spionen die Dinge zu erblicken, welche weit entfernt sind. Aber deren Hilfe suchst du nicht. Deine Berater sind blind und schwach, sonst hättest du von ihnen sicher erfahren, daß deine Legionen und dein Reich besiegt wurden. Wisse, zweimal siebentausend furchtbar starke Dämonen wurden von Rama im Kampf erschlagen. Auch ihre Anführer, Khara und Dushan, sind beide tot. Wisse, daß Rama mit seinem siegreichen Arm die Heiligen von jeglicher Angst vor Schaden befreit, Janasthan zerstört und das Asyl in Dandakas Schatten gesichert hat. Doch versklavt und teilnahmslos in blinder Sicht und vergiftet von eitlem Vergnügen schließt du immer noch deine achtlosen Augen vor der Gefahr, die sich in deinem Reich erhebt. Ein König, der betört, gemein, unfreundlich, von geiziger Hand und sklavischem Geist ist, wird keine treuen Gefolgsleute finden, die sich in der Stunde der Not um ihn sorgen. Der Freund, auf den er am meisten vertraut, wird bei Gefahr vom Monarchen fliehen, wenn er gebieterisch in seinem hohen Range, eingebildet, hochmütig und seinen Leidenschaften ergeben ist. Wer sich nie den Staatsangelegenheiten mit ganzer Sorge widmet, wenn Leid bevorsteht, und nur höchst schwach und wertlos ist wie Gras, dem wird die Herrschaft über sein Reich bald verloren gehen. Für verrottetes Holz kann man eine Verwendung finden, auch für Erdklumpen und Staub auf dem Boden. Aber wenn ein König sein Reich verloren hat, fällt er nutzlos und sinkt tief. Wie Kleidung, die von einem anderen getragen, oder wie verwelkte Girlanden, die zerdrückt und zerrissen sind, so ist der stolzeste König ohne Thron: einst prächtig zwar, doch nun ein nutzloses Ding. Doch der, der alle Sinne unterwirft und jedes Vorkommnis aufmerksam beobachtet, der die Guten belohnt und vor Schlechtem bewahrt, soll sicher regieren und lange gedeihen. Auch wenn seine Sinne im Schlaf befangen sind, so wacht doch das Auge des Herrschers unberührt von Gunst, Zorn und Haß. Ihn werden seine Leute feiern. Doch du Schwacher im Geiste, ohne eine Spur von Tugend, die einen König zieren sollte, hast nicht von achtsamen Spionen gelernt, daß die Dämonen schon tief im Tode liegen. Verächtlich zu anderen und angekettet durch niedere Wünsche verbannst du jede Pflicht, die Zeit und Ort erfordert. Wenn du nicht lernen willst, Gutes vom Bösen zu unterscheiden, bevor es zu spät ist, wirst du bald von deinem hohen Sitz fallen."

Als sie so nicht aufhörte, dem König mit schneidender Rede bittere Vorwürfe zu machen und jeden Fehler darlegte, benannte und aufzeigte, da begann der Monarch der Söhne der Nacht, im Besitz von Reichtum und Kraft und mit Stolz auf seine imperiale Macht, dies lang in seiner Brust zu erwägen.


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