Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 28 - Khara muß absitzen

Aber als er seine Augen schweifen ließ, und beide, Trishiras und Dushan tot in ihrem Blute liegen sah, da kam Angst über den Geist des Giganten ob der Macht Ramas, die niemand zähmen konnte. Er sah seine gefährlichen Legionen, diese Streitmacht, die bisher kein Wesen gewagt hatte anzugreifen, er sah die Anführer seines Heeres - alle erschlagen durch Ramas alleinige Heldentat. Mit brennendem Kummer bemerkte er die wenigen, ihm noch verbliebenen seines Gigantengefolges. Doch wie Namuchi(1) gegen Indra stürmte, so raste der furchtbare Dämon gegen seinen Feind. Das Monster spannte seinen mächtigen Bogen und ließ auf Rama ärgerlich eine Flut von tödlichen Pfeilen regnen, wie Schlangenzähne, die nach Blut dürsten. In der kriegerischen Kunst des Bogenschießens geübt, handhabte er die Sehne und balancierte die Geschosse. Auf seinem Wagen fuhr er hier und dort und zeigte Taktik in der Schlacht, während sich die himmlischen Regionen durch seine fliegenden Pfeile dunkel färbten. Da ergriff auch Rama seinen schweren Bogen und rasch war der Himmel erleuchtet von all den Pfeilen, deren Schlag kein Leben ertragen konnte und welche die Luft mit Blitz und Flamme erfüllten, so dicht wie die blendenden Ströme, die von Parjanyas (Indras) Firmament gesandt werden. Im Raum selbst verblieb kein Platz mehr, denn alles war mit fliegenden Pfeilen angefüllt, die beständig von den mächtigen Bögen von Rama und seinem Feind abgeschickt wurden. Die Schlacht tobte gewaltig zwischen den beiden Kriegern, ausgeführt mit tödlichem Haß, und die Sonne selbst ward blaß und schwach, verdeckt hinter dem Vorhang von Pfeilen. So wie ein Elefant unter dem Stahl des Treibers gezwungen wird niederzuknien, so blutete Rama von den vielen harten und scharfen Pfeilspitzen. Der Gigant erhob sich hoch in seinem Wagen und bereitete den tödlichen Angriff vor. Alle Geister sahen ihn stehen, wie Yama mit der Schlinge in der Hand. Denn Khara glaubte, daß jener, unter dessen Hand seine ganzen Legionen gefallen waren, nun doch mit erschöpfter Kraft niedersinken würde. Aber Rama, wie ein Löwe, wenn die zitternden Hirsche in die Nähe seiner Höhle kommen, fürchtete nicht mit Löwenkraft und Löwengang den vor Haß rasenden Dämon. In einem hohen Wagen, der wie die Sonne glänzte, fuhr Khara gegen Rama an. Wahnsinnig war er, wie eine arme Motte, welche die Flamme sucht. Der Unhold zeigte seine Bogenkünste und an der Stelle, wo Rama die Hand an seinen Bogen legte, schnitt ein Pfeil den mächtigen Bogen des Helden in zwei Teile. Sieben weitere Pfeile des Giganten, so hell wie die Blitze des Indra, fanden ihren Weg durch Rüstung und Harnischfugen und durchbohrten mit ihren eisernen Spitzen den Helden. Auf Rama, den unübertroffenen Heroen, regneten tausend dichte und schnelle Pfeile, und bei jedem Geschoß, welches traf, ließ der Gigant seinen furchtbaren Schlachtruf ertönen. Seine knorrigen Pfeile durchbohrten und zerrissen die sonnenhelle Rüstung, die der Held trug, bis sie mit abgeschlagenen Gurten und Schnallen glitzernd am Boden lag. In Schulter, Brust und Seiten verletzt, jedes Glied von Blut überströmt - der Prinz erstrahlte in seinem majestätischen Zorn so herrlich wie ein rauchloses Feuer.

Da erhob sich laut und lang der Schlachtruf von Rama, dem Terror seiner Feinde, als er den Tod des Giganten beschloß. Jetzt spannte er den schweren Bogen von wundersamer Größe, das Eigentum von Gott Vishnu selbst, das himmlisches Geschenk von Agastya. Den Bogen hoch erhoben griff er den dämonischen Feind an und mit seinen exzellent gearbeiteten Pfeilen, an denen Gold zwischen den Federn durchschien, traf er das flatternde Banner des Streitwagens, und es wehte nicht mehr. Diese glorreiche Flagge, an der jede Falte reich an Wappen und Gold war, fiel wie die Sonne selbst, wenn sie durch Beschluß aller Götter ihren Fall zur Erde nimmt. Von Kharas Hand, die wohl um jede verwundbare Stelle wußte, kamen vier scharfgeschliffene Pfeile geflogen, und Blut rann über Ramas Brust. Jedes Körperteil blutig gefärbt von den tödlichen, reißenden und wühlenden Pfeilen, die Kharas klingende Bogensehne entließ, wuchs des Prinzen Zorn ins Unermeßliche. Der Beste der Bogenschützen preßte seine Hand fest an den mächtigen Bogen, und von der wohl gespannten Sehne flogen sechs Pfeile davon, ein jeder getreu sein Ziel treffend. Einer zitterte in des Giganten Haupt, von zweien bluteten seine braunen Schultern, und drei bahnten sich mit ihren sichelförmigen Köpfen einen Weg tief in die Brust. Dreizehn weitere, denen Stein die schärfste Spitze verliehen hatte, wurden flink auf den Giganten geschossen, ein jeder zerstörerisch und glühend wie die Sonne. Mit vieren tötete er die gefleckten Pferde, und einer zerspaltete das Joch des Wagens in zwei Teile. Ein Pfeil, in der Hitze des Gefechts abgesandt, schlug dem Wagenlenker das Haupt von den Schultern. Die Fahnenstange wurde von dreien zertrümmert, und zwei weitere zerbrachen die splitternde Radachse. Dann entließ Ramas Hand den zwölften Pfeil, während um seine Lippen ein Lächeln spielte, und wie ein Blitz schnitt er die große Hand mitsamt Bogen entzwei. Und schließlich, kaum von Indra selbst übertroffen, durchbohrte er den Giganten mit dem letzten Pfeil.

Nachdem der treue Bogen entzwei gebrochen und Wagenlenker und Pferde erschlagen waren, sprang der Gigant mit der Keule in der Hand vom Wagen und stellte sich zu Fuß dem Feind. Die Götter und Heiligen versammelten sich in strahlender Aufmachung in den Himmeln und betrachteten des Prinzen Kraft in der Schlacht mit freudigen Augen. Von ihren goldenen Sitzen aufstehend erhoben sie ihre ehrenden Hände, schauten auf die edle Heldentat Ramas, segneten und lobten ihn.


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(1) ein Asura, einst der Freund Indras; Er besaß die Stärke Indras, besiegte ihn und ließ ihn mit dem Versprechen wieder frei, daß Indra ihn nicht bei Tag oder Nacht, weder mit Nassem noch Trockenem töten dürfe, was Indra versprach. Daraufhin schnitt Indra dem Namuchi den Kopf mit Schaum und während der Dämmerung ab, was weder als Tag, Nacht, naß oder trocken galt.