Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 19 - Khara wird aufgepeitscht

Als Khara seine Schwester mit blutbesudelten Gliedern und verstörtem Blick am Boden liegen sah, erhob sich wilde Raserei in seiner Brust und der monströse Gigant sprach: "Erhebe dich, meine Schwester, und wirf deine dumpfe Angst und Bestürzung von dir. Erzähle mir von der respektlosen Hand, die diese einst so angenehmen Gesichtszüge verunstaltete. Wer stupste mit seinen Fingerspitzen in kindischem Spiele an die schwarze Schlange und reizte unangegriffen mit nutzloser Tat ihre Giftzähne? Dieser irregeleitete Narr, er weiß wenig von der tödlichen Schlinge, die er sich um den Hals warf, indem er dich voreilig traf und damit seinen Schluck von lebenszerstörendem Gift trank. Du bist stark, so furchtbar wie der Tod, es lag an dir, einen Weg zu wählen und jede Gestalt zu tragen. In Kraft und Macht gleichst du einem von uns: Wessen Hand konnte dich so verstümmeln und verunstalten? Welcher Gott oder Unhold hat diese Tat gewirkt, welcher Barde oder Weise von hohen Gedanken war mit solch höchster Kraft bewaffnet, deine Gestalt so zu zerstören? In allen Welten sehe ich kein einziges Wesen, daß es wagen würde, mich zu verärgern. Nicht einmal Indra selbst, der Tausendäugige, unter dessen Hand der schreckliche Paka starb. Meine lebenszerstörenden Pfeile sollen heute noch seinen schuldigen Atem auslöschen, gerade so wie der dürstende wilde Schwan jeden milchigen Tropfen aus dem Wasser aufsaugt. Wessen Blut soll sich in schäumenden Strömen über den trockenen, durstig liegenden Boden ergießen, wenn er von meinen Pfeilen durchbohrt und erschlagen auf das Schlachtfeld sinkt? Von wessen totem Körper sollen die Vögel der Lüfte zerfetztes Fleisch und Sehnen reißen und sich an diesem blutrünstigen Mahl erfreuen, nachdem ich ihn im Kampfe getötet habe? Kein Gott, Barde oder wandernder Schatten, kein Gigant unserer mächtigen Armee soll sich zwischen uns stellen oder vergeblich versuchen, den Wicht zu retten, wenn ich angreife. Sammle deine zerstreuten Sinne, erinnere dich an deine verstörten Gedanken und erzähle mir alles. Welcher Schuft hat dich so angegriffen und schlug dich in siegreichem Getümmel nieder?"

Seine Brust vor brennendem Zorn angefeuert, erkundigte sich Khara solcherart nach dem Feind. Mit vielen Tränen und Seufzern antwortete Shurpanakha: "Es sind Dasarathas Söhne, ein starkes, entschlossenes, junges und schönes Paar. In Mänteln von dunklen Hirschfellen gekleidet schauen sie wie der strahlende Lotus aus. Sie ernähren sich von Beeren und Früchten und leben ein tugendhaftes, heiliges Leben mit geordneten, unbeschmutzten Sinnen. Sie werden Rama und Lakshmana genannt. Sie sind so schön wie der König der himmlischen Musiker(1) und mit den Zeichen der königlichen Herrschaft versehen. Ich weiß nicht, ob die Helden ihre Abstammung von Göttern oder Danavas (Titanen) herleiten. Von meinen verwunderten Augen ward zwischen den edlen Jünglingen eine Dame gesehen: schön, blühend, jung, mit zierlicher Taille und einer strahlenden Erscheinung geziert. Für sie hat das königliche Paar mit bereitem Herz und Sinn seine Kräfte vereint und mich in diese Notlage gebracht, trostlos wie eine verlorene Frau. Diese verräterischen Lumpen! Meine Seele möchte gern das schäumende Blut der Drei vergießen. Oh laß mich den Rachekampf anführen und mit dieser Hand meine Mörder töten. Komm Bruder, eile dich, das Sehnen meines begierigen Willens zu erfüllen. Auf zur Schlacht! Laß mich ihr Lebensblut trinken, wenn sie zur Erde sinken."

Da gab Khara, von seiner Schwester angestachelt und zornig entflammt, seinen Befehl an zweimal sieben Dämonen seines Gefolges, die so grausig aussahen, wie der Todesgott: "Zwei bewaffnete Männer, die Hirschfell, Rinde und verfilztes Haar tragen und eine schöne Dame anführen, haben sich in der wilden Düsterkeit von Dandaka niedergelassen. Erschlagt diese Männer und die verfluchte Frau und eilt ohne Verzögerung zu mir zurück, damit die Lippen meiner Schwester sich rot färben mögen vom Blut der Drei. Giganten, meine verwundete Schwester will Rache für ihr erlittenes Unrecht. Erfüllt ihr eilig diesen sehnlichsten Wunsch und tötet mit eurer Macht diese Wesen. Sobald eure unvergleichliche Stärke diese Brüder in der Schlacht zu Tode gebracht hat, wird sie in triumphaler Freude auflachen und entzückt ihr Herzblut trinken."

Die Giganten hörten seine Worte und eilten mit Shurpanakha hinfort, wie mächtige Wolken im Herbst vom Wind angetrieben durch den Himmel fliegen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter

(1) Chitraratha, der König der Gandharvas