Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 18 - Die Verstümmelung

Der königliche Rama richtete seine Augen auf ihre umgarnenden Netze und sprach mit einem sanften Lächeln, ihre Leidenschaft zu täuschen: "Ich habe schon eine Frau, schau dir meine immer treue und liebe Sita an. Jemand wie du würde es nie ertragen, zu einer rivalisierenden Gemahlin aufsehen zu müssen. Aber hier steht mein Bruder Lakshmana. Er ist nicht durch Hochzeitsbande gebunden - ein heroischer Jüngling, von allen geliebt, anmutig und galant, schön und hochgewachsen. Mit gewinnendem Aussehen, edel erzogen und bisher unvermählt wünscht er die Heirat. Er erfreut sich deiner jugendlichen Zauber, oh nimm ihn in deine liebenden Arme. Liege verliebt an seinem Busen, du schöne Dame mit den strahlenden Augen, wie das warme Sonnenlicht es liebt, an der Brust ihres Lieblings Meru zu ruhen."

Der Held sprach und das Monster hörte ihn an, während immer noch die Leidenschaft ihre Brust aufwühlte. Sie wandte sich von Rama ab und Lakshmana zu: "Komm, und nimm mich zur Braut, da ich in schönster Anmut erstrahle, die gut zu der deinigen paßt. Du sollst an meiner Seite glückselig von Wald zu Wald in Dandakas Wildnis wandern." Da sprach der von der verliebten Dämonin umworbene Lakshmana, nicht minder geübt in dezenter Rede, die kunstvoll ihre Liebe abwies: "Kann eine so hohe Dame zustimmen, die Sklavengattin eines Sklaven zu sein? Ich bin, du Lotusfarbene, im Guten und Bösen der Knecht von meines Bruders Willen. Sei du, schönes Wesen mit den strahlenden Augen, die jüngere Frau meines verehrten Bruders. Sei ein glückliches Weib mit makelloser Haut und reizenden Gliedern und bereite ihm Freude. Er will sich von seiner alt und grau gewordenen Gemahlin abwenden, so ungestalt und untreu wie sie ist. Ihre verdorrten Reize wird er gern verlassen und sich an seinen schönen und jungen Liebling hängen. Denn wer könnte so naiv und blind sein, oh Lieblichste aller Frauen, eine andere Dame zu lieben und damit deine so reichen und entzückenden Schönheiten zu kränken?"

So pries Lakshmana mit verächtlichem Spott die langzahnige Gigantin mit der häßlichen Brust, die seine Worte gern hörte und nicht wußte, daß seine lächerliche Rede alles andere als ehrlich war. Erneut entflammte ihre Liebe zu Rama und sie eilte zu ihm in die Laubhütte, wo Sita an seiner Seite ruhte. Und sie rief dem mächtigen Sieger zu: "Was, Rama, kannst du weiter blind an diesem alten, mißgebildeten Ding hängen? Willst du dem Zauber der Jugend entsagen für eine verdorrte Brust und grinsende Zähne? Kannst du diese arme Kreatur loben und mich mit verächtlichen Augen ansehen? Dieses alte Weib will ich noch diese Stunde vor deinem Angesicht verschlingen. Dann werde ich freudig und bar aller Rivalen mit dir durch Dandaka streifen." Sprach's und mit feurigem Blick stürmte sie auf die braunäugige Maithili Dame los, als ob ein furchtbarer Meteor den sanft strahlenden, schönen Rohini Stern vernichten wollte. Aber als der schreckliche Unhold näher kam, wie die grausige, Furcht verbreitende Schlinge des Todes, da stoppte der Prinz sie in ihrer Absicht und sprach zu seinem Bruder mit bitterem Vorwurf: "Niemals sollten wir mit groben Wesen Spaß treiben, die von wilder und zorniger Art sind. Überlege Lakshmana, denke nach, damit meine liebe, beinahe erschlagene Videharin wieder atmen kann. Laß die fürchterliche Teufelin nicht entkommen ohne ein Zeichen, daß ihre Gestalt verunstaltet. Triff den monströsen Unhold, Herr der Menschen, so ungestalt, böse und von teuflischer Erscheinung."

Er sprach, und Lakshmanas Zorn erhob sich. Vor seines Bruders Augen hob er sein Schwert, dem niemand widerstehen konnte, und hieb ihr Nase und Ohren ab. Geschunden und verstümmelt schrie die Dämonin furchtsam und schrill auf und stob rasend in wilder Angst in die ferne Wildnis davon: verunstaltet, wahnsinnig, riesig und schrecklich. Als sie davon stürmte, bluteten ihre Wunden und ein Stöhnen folgte dem nächsten, so laut wie das Gebrüll der Donnerwolke, bevor es regnet. Das Monster lief immer weiter, das Blut rann schnell, sie brüllte und mit weit geöffneten Armen floh sie in den grenzenlosen Wald. Die Dämonin raste nach Janasthan, wo sie den schrecklichen Khara fand und tausende Giganten lebten. Sie beugte sich vor seinen furchtbaren Füßen und fiel mit durchdringenden Schreien zu Boden, wie wenn ein Blitz in schnellem Sprung vom Himmel herabzuckt. Dort lag sie eine Weile reglos, angstvoll und mit benommenen Sinnen. Endlich hob sie ihr ermattetes Haupt und erzählte die ganze Geschichte, wie Rama, Lakshmana und die Dame diesen einsamen Ort erwählt hatten. Auch über ihre Verletzungen sprach sie und die Schande und zeigte ihr blutendes Gesicht.



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