Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 119 - Der Wald

Nachdem die tugendbeseelte Anasuya die Geschichte angehört, die Sita erzählt hatte, küßte sie die Dame auf die Stirn und schlang ihre liebenden Arme um ihre Hüfte. "Mit süß klingenden Worten, deutlich und klar, hat deine hübsche Geschichte mein Ohr erfreut, wie der große König, dein Vater, die unvergleichliche Brautwahl abhielt. Aber nun ist die Sonne schon versunken und hat der heiligen Nacht die Welt überlassen. Horch, wie das blattreiche Dickicht mit all den zwitschernden Vögeln erklingt. Sie suchten sich ihre Nahrung bei Tag und strömen nun heim, wenn die Schatten einfallen. Schau, da kommt die Schar der Einsiedler; jeder mit seinem Krug in der Hand, frisch vom Bade, die Locken naß, und auch die Bastkleidung tropft noch. Hier versorgen Heilige ihre Opferfeuer, und wirbelnde Rauchwolken steigen auf. Von der Flamme geboren schwingen sie sich hinauf, dunkel wie die braunen Schwingen der Tauben. Die fernen Bäume, obwohl fast kahl, schauen dicht und düster aus in der Abendluft, und das schwache, unbestimmte Licht verhüllt den Horizont vor unseren Blicken. Die Tiere, welche die Nacht durchstreifen, sind schon überall im Wäldchen, und die zahmen Hirsche finden ihre friedliche Zuflucht in der Nähe des Altars. Die Nacht hat sich über den ganzen Himmel ausgebreitet, mit funkelnden Sternen ist sie geschmückt, und in seiner Robe aus Licht schaut der Mond bezaubernd und strahlend aus.

Ich bitte dich nun, gehe zu deinem Herrn. Deine liebe Geschichte hat mir gut gefallen. Um eines muß ich dich noch bitten: Lege zuerst vor mir die himmlische Kleidung an, und beglücke mit deinem Glanze meine Augen, Liebes." Da erstrahlte die schöne Sita wie eine himmlische Göttin in dieser Ausstattung. Sie verbeugte sich zu Füßen der Dame und ging davon, ihren Gatten zu treffen. Der heldenhafte Prinz erfreute sich sehr am Anblick seiner Sita in dieser Kleidung, als sie so prächtig in seine Arme kam, ausgestattet mit den lieben Gaben der heiligen Dame. Sie erzählte ihm, wie ihr die Asketin ihre zärtliche Zuneigung gezeigt hatte, indem sie ihr diese himmlischen, gewundenen Kränze übergab, den Schmuck und die göttlichen Kleider. Da füllte sich Ramas Herz, und Lakshmanas nicht minder, mit Stolz und Glück, denn Sita hatte hohe Ehren erhalten, die sterblichen Damen selten zuteil werden. So von den frommen Weisen, die in der Einsiedelei wohnten, geehrt, verbrachte der Held neben seinem Liebling die heilige Nacht in höchster Zufriedenheit. Als die Nacht wieder geflohen war, sagten die Prinzen Lebewohl zu allen Eremiten, welche die fernen Schatten beobachteten und ihre glänzenden Riten und Opfer abhielten. Die dort wohnenden Heiligen sprachen zum Paar: "Oh Prinzen, fürchterliche und schreckliche Monster leben um diesen fernen Wald herum. Sie nähren sich von Blut aus menschlichen Venen, können verschiedene Gestalten annehmen, wenn es nötig ist, und wie Raubtiere von grausiger Kraft verzehren sie Menschenfleisch und Blut. Sie zerreißen unsere heiligen Weisen, wenn sie diese allein oder unachtsam antreffen, und fressen sie auf in ihrer unbarmherzigen Freude. Jage sie, oh Rama, oder zerstöre sie. Auf diesem einen Pfad gehen unsere Einsiedler, ihre Früchte zu sammeln, die dort drüben wachsen. Auf diesem, oh Prinz, sollten deine Füße schreiten, wenn du durch die pfadlose, ferne Wildnis wanderst."

So von den verehrten Heiligen angesprochen und vielmals von ihren besonderen Gebeten gesegnet, verließ er die heilige Schar. Seine Gemahlin und sein Bruder waren an seiner Seite, als er in den mächtigen Wald eintrat. So versinkt der Gott des Tages in seinem Stolz hinter einer Wolkenbank.


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