Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 117 - Anasuya

Der einsame, von den Eremiten verlassene Ort gefiel Rama aber nicht. "Hier traf ich den treuen Bharata, die Bürger und meine liebe Mutter. Die schmerzliche Erinnerung daran blieb hier zurück und sticht mich mit vergeblichem Bedauern. Hier kampierte die Armee von Bharata. Viele Rosse haben die Erde zerstampft, und die Elefanten mit ihren massigen Beinen hinterließen ihre Spuren im stillen Zufluchtsort."

So ging er fort mit seiner Gemahlin und Lakshmana, sich ein neues Heim zu suchen. Er kam zu Atris heiligem Hain, begrüßte ehrerbietig seine heiligen Füße und gewann vom Weisen ein solches Willkommen, als ob der zärtliche Vater seinen Sohn begrüßt. Mit aufrichtiger Freude behandelte er den edlen Prinzen wie einen lieben Gast und erfreute auch den glorreichen Lakshmana und Sita mit echter Aufmerksamkeit. Dann verließ die in heiligen Gelübden verweilende Anasuya, seine untadelige und ehrwürdige Gemahlin, auf seinen Ruf ihre Kammer und gesellte sich zu ihnen. Zu ihr sprach der tugendhafte Einsiedler: "Ich bitte dich, empfange diese Dame aus der königlichen Maithili Familie mit freundlichem Wohlwollen." Und zu Rama neben seiner lieben Ehefrau sprach der glühende Verfechter des heiligsten Lebens: "Zehntausend Jahre verbrachte diese Asketin mit striktesten Riten der Buße. Als die Wolken den Regen zurückhielten und zehn Jahre Dürre das Land verbrannte, ließ sie dankbar Wurzeln und Früchte wachsen und befahl der Ganga, hier zu fließen. So befreite sie die Weisen von ihren Sorgen und ließ diese Hindernisse nicht ihre Buße stören. Sie wirkte um des Himmels willen und machte zehn Nächte zu einer, um den Göttern zu helfen(1). Laß die heilige Anasuya dir eine geehrte Mutter sein, Prinz. Und laß deine Videha Gemahlin sich ihr nähern, die alle Lebenden verehren. Von vielen Jahren geprüft ist ihr liebender Geist dem Zorne abgeneigt und immer freundlich."

Er verstummte, und Rama gab seine Einwilligung. Er sprach und hatte dabei seine Augen auf Sita geheftet: "Oh Prinzessin, du hast mit mir den Rat des Asketen gehört. Geh du zur heiligen Asketin, damit ihre Berührung deine Seele segne. Triff die verehrte Dame mit Namen Anasuya. Ihre machtvollen Taten gewannen ihr hohen Ruhm in der Welt." So sprach der Sohn des Raghu, und Sita näherte sich der heiligen Asketin, die mit ihren weißen Locken alt und gebrechlich wie eine Bananenstaude im Sturm zitterte. Die treue Gemahlin verbeugte sich vor ihr und sprach: "Dame, ich bin Sita." Sie erhob ihre gefalteten Hände und bat sie zu erzählen, ob alles wohl und zufrieden sei. Die gealterte Dame sah die schöne und tugendhafte Sita an und sprach: "Dir ist ein hohes Schicksal, denn deine Gedanken halten sich an die Tugend. Du, Dame mit dem edlen Geist, hast Familie, Staat und Reichtum aufgegeben, um deinem Rama zu folgen, der in die einsamen Wälder gezwungen ward. Solche Frauen gewinnen sich hohe Sphären dort oben, die unverändert ihre Gatten lieben, egal ob jene in der Stadt oder im Wald leben, oder ob ihre Herzen gut oder böse sind. Auch wenn sie niederträchtig, arm oder fehlgeleitet auf verbotenen Pfaden der Liebe schreiten - eine edle Frau wird immer ihren Herrn als höchste Gottheit ansehen. Verglichen zu Familie und Freundschaft kann ich keinen heiligeren oder besseren Bund sehen, und jede Bußeübung ist nur schwach neben der Freude, ihm zu dienen. Aber dunkel wird es um jene, deren Geist wegen törichter Grillen zu Blindheit verführt wird und die von bösen Gedanken besessen ihn verlassen, obwohl sie ihm gehorchen sollten. Diese Frauen, oh liebe Maithili Dame, die von Sünde und Torheit versklavt auf unheiligen Pfaden wandern, verlieren ihre Tugend und ihren ehrlichen Ruhm. Aber jene, die gut und treu wie du die Gegenwart und Zukunft sehen, erheben sich wie Männer durch ihre heiligen Taten zu Heimstätten in den glückseligen Himmeln. So halte dich rein von der Befleckung durch Sünde, bleibe deinem Herrn weiter treu, und du wirst dir Ruhm und Verdienst für deine Hingabe gewinnen."


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter

(1) als Mandavya eine Freundin von Anasuya verdammte, am nächsten Tag zur Witwe zu werden