Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 105 - Die Rede Ramas

Eine Weile saßen sie so mit zusammengepreßten Lippen, dann ergriff Bharata das Wort: "Meine Mutter wurde zufriedengestellt und mir die Regierung übergeben. Diese, Rama mein Herr, gebe ich nun an dich weiter. Erfreue dich daran ohne alle Störung. Wie eine Brücke von ungestümen, wild stürzenden Fluten zerstört wird, so würde jede andere Hand außer deiner vergebens diese Bürde zu tragen versuchen. Vergebens wetteifern Esel mit Rossen und die Vögel der Lüfte mit Tarkshya (Garuda). So, Herr der Menschen, ist auch meine Kraft zu schwach, mit deiner imperialen Macht zu konkurrieren. Große Freude begleiten die Tage desjenigen, von dem die Hoffnungen der Menschen abhängen. Aber verdammt ist das Leben von dem, der ständig die Hilfe anderer benötigt. Und wenn ein Mann einen Samen gesät hat, der mit Sorgfalt und freundlicher Erziehung groß ward, dann erhebt sich sein riesiger Rumpf und schnellt rechtzeitig vor, zu sperrig, als das ein Zwerg ihn erklimmen könnte. Obwohl mit ständigen Blüten besetzt, zeigt der Ast keine Früchte, denn niemals kann ein umsonst gehegter Baum die Anerkennung der Tugendhaften gewinnen. Der Vergleich ist für dich gedacht, oh Starkarmiger, denn du bist unser Herr und Führer und beschützt jetzt nicht unser Volk. Oh wäre nur der sehnliche Wunsch eines jeden Hausherren und Handwerksmeister erfüllt, dich, ihren sonnenhellen Herrn, siegreich unserem Reich wiedergegeben zu sehen. Wenn du durch die Menge reitend wiederkehrst, dann wird Elefantengebrüll ertönen, und jede schöne Frau wird ihre Stimme erheben, voller Freude über den neugefundenen König."

Die sehnsüchtig bewegten Menschen stimmten alle der Rede Bharatas zu und drängten sich dichter an Rama mit derselben Bitte. Der standfeste Rama besänftigte seinen ruhmreichen Bruder mit dem traurigen Gemüt, und jeder seiner hochstrebenden Gedanken war dabei wohl kontrolliert: "Ich kann nicht die Dinge tun, die ich will, denn ich bin nur sterblich. Das Schicksal wird mich mit höchstem und unaufhaltbarem Gesetz auf diesen Weg als sein Sklave ziehen. Alle aufgetürmten Berge müssen wieder vergehen und alle hohen Traditionen und Mächte wieder schwinden. Der Tod ist das Ende des Lebens und alles, was jetzt fest verbunden ist, muß wieder zerfallen. Um eine Furcht muß die gereifte Frucht wissen, den Fall nach unten auf die Erde. So muß jeder atmende Mensch den unausweichlichen Tod fürchten. Das Haus mit Säulen, sei es auch hoch und fest, muß durch den Angriff der starken Hand der Zeit doch fallen. So vergehen sterbliche Menschen als die schleichenden Opfer des alten und unbarmherzigen Todes. Die verflogene Nacht kehrt niemals wieder. Die Yamuna sehnt sich nach dem Ozean, und schnell fliehen ihre wilden Wasser, doch sie rollen niemals vom Meer zu ihr zurück. Die Tage und Nächte gehen schnell vorbei und stehlen uns die Momente im Fluge, so schnell wie die unbarmherzigen Sonnenstrahlen in der Hitze des Sommers alle Fluten austrinken. Dann klage um dich selbst und hör auf, über den Tod von anderen zu trauern; denn ob du gehst oder stehen bleibst, dein Leben wird kürzer mit jedem Tag. Der Tod geht mit uns und begleitet unsere Schritte, bis unsere Reise endet. Und wenn der Reisende sein Ziel erreicht, kommt auch der Tod mit der wiederkehrenden Seele zurück. Fliegendes, weißes und dünnes Haar und Falten sind Zeichen von Alter. Die Krankheiten des Alters nehmen uns die Stärke. Nun, was kann sterbliche Macht schon ausrichten? Menschen erfreuen sich am Sonnenaufgang, und mit frohen Augen sehen sie sie untergehen. Aber niemals denken sie daran, wie schnell ihre eigenen, kurzen Augenblicke vergehen, denn sie sind zu blind, um zu erkennen. Mit lieblichen Veränderungen und immer wieder neu sehen sie der Jahreszeiten Süße wiederkehren. Sie denken mit ihren achtlosen Herzen nicht daran, das das Leben vergeht wie das Lächeln des Sommers. Wie sich zufällig im grenzenlosen Meer schwimmende Holzscheite treffen und wieder trennen, so halten wir eine kleine Zeit Ehefrauen, Kinder, Freunde und Gold für unser. Doch schon bald werden wir von den unbesiegbaren Gesetzen des Schicksals von ihnen getrennt.

In dieser ganzen veränderlichen Welt kann nicht einer das Los meiden, was uns allen gemein ist. Also warum mit unnützen Tränen die Toten bedauern, welche von Tränen nicht zurückgebracht werden können? Man steht auf dem Weg und sagt zu einer Gruppe von Reisenden: 'Wenn Ihr Herren es erlaubt, werde ich auf dieser Straße mit euch reisen.' Also warum sollte der sterbliche Mensch es dann beklagen, wenn seine Füße an diesen Pfad gebunden sind, den Pfad, den alle lebenden Wesen gehen müssen und den die Götter und Ahnen uns gewiesen haben? Das Leben stürzt davon wie ein Wasserfall und eilt von dannen ohne, daß man etwas zurückrufen könnte. Daher sollte Tugend unsere Gedanken beherrschen, denn Glückseligkeit ist dann der Sterblichen Erbe. Durch unaufhörliche Sorge und ernstes Bemühen um das Wohl der Diener und des Volkes, durch Gaben und edle Pflichterfüllung hat sich unser strahlender Herr die Himmel gewonnen. Unser Herr, der König, der einst über die Erde regierte, lebt nun in einem glückseligen Heim, daß er sich durch vielfach ausgegebenen Reichtum erwarb und durch viele großartige Riten. Er durcheilte vom ersten bis zum letzten ein langes und nobles Leben voller Freude und von den Göttern gepriesen. Keine Träne sollte eure Augen mehr für ihn trüben, liebe Brüder. Er warf seinen menschlichen Körper ab, der durch die Länge der Tage müde und abgenutzt war, und erwarb sich das göttergleiche Glück, in Brahmas himmlischem Heim sicher zu weilen. Daher sollten die in den Veden tief geschulten Weisen, wie wir es sind, niemals weinen. Die, die standhaft und immer weise sind, verbannen vergebenes Lamentieren und leere Seufzer.

Seid selbstbeherrscht! Bezähmt euren Kummer! Und geht zurück, um wieder in der Stadt zu leben. Kehrt zurück, oh Beste der Männer, und gehorcht den Beschlüssen unseres Herrn. Während auch ich mit aller Sorgfalt den gerechten Willen unseres heiligen Vaters erfülle, und in den einsamen Wäldern sein Versprechen einhalte, wie es die Guten billigen."

So sprach Rama mit dem hohen Geist zu Bharata rechtschaffene Worte, um durch jedes Argument die Gehorsamkeit zum Vater zu lehren.


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