Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 94 - Chitrakuta

Rama lebte schon lange dort und fühlte dabei tiefe Liebe für Berg und Wald. Um seiner Videha Braut den Aufenthalt angenehm zu machen, und um sein eigenes Herz vom Schmerz zu befreien, lenkte er ihre lieben Augen auf all das Entzückende, was Chitrakutas liebliche Höhen boten, wie Indra seiner Sachi den Zauber von Swarga zeigte: "Obwohl ich die königliche Herrschaft verloren habe und alle Freunde und die Heimat fern sind, so kann ich mein Schicksal dennoch nicht beklagen, denn dieser Ort hat mich verzaubert. Lausche, mein Liebling, wie an diesem edlen Berg die niedlichen Vögel die Luft mit Musik erfüllen. Glänzend, von tausenden Metallen eingefärbt, zerteilt sein hoher Gipfel den Himmel. Schau hier, glänzt ein silbriger Schimmer, und dort sehen die Felsen wie rot von Blut aus. Hier zeigt sich ein smaragdgrüner Streifen mit Rosa und funkelndem Gelb dazwischen. Wo die höheren Gipfel aufragen, blenden Kristalle, Blumen und Topas die Augen. Und noch anderes blitzt von ferne auf, wie Quecksilber oder ein schöner Stern. Mit solch reichen Metallen ist der König der Berge verziert. Durch die Wildnis ziehen wilde Vögel und harmlose Bären und Tiger. Hyänen durchstreifen die bewaldeten Hänge und Herden von Hirschen und Antilopen. Sieh Liebes, die Bäume, die des Berges Flanke bedecken, zeigen ihr schönstes Sommerkleid mit reichem Blätterschmuck und Blüten und Früchten in Sonne und Schatten. Schau, wo die jungen Rosenäpfel blühen, und welch beladene Äste der Mango hat. Dort wiegen sich im westlichen Wind die leichten Blätter der Tamarinde, und siehst du den riesigen Peepul durch die zerfiederten, hohen Bambushaine? Schau auf das ebene Land dort oben, wo entzückt in vollendeter Liebe und in süßer Freude so manches Paar von himmlischen Sängern schwelgt, wobei tiefhängende Zweige ihre Schwerter und Schleier tragen, während sie sich vergnügen. Und sieh, diesen angenehmen Unterstand, wo die strahlenden Töchter der Luft spielen. Der Berg sieht mit seinen hellen Kaskaden und lieblichen Bächen, die aus dem Schatten herausbrechen, wie ein majestätischer Elefant aus, über dessen brennendes Haupt die Sturzbäche fließen. Wo atmet der Mensch, der nicht eine köstliche Mattheit fühlen möge, wenn die junge Morgenbrise auf milden Schwingen aus ihrer kühlen Höhle strömt und die Luft mit dem Duft von taubenetzten Blüten und Knospen belädt. Wenn ich hier viele Herbste verbrächte mit dir, mein unschuldiger Liebling, und mit Lakshmana, dann würde ich die Qualen des feurigen Schmerzes nicht mehr kennen. So verzaubern die vielen Anblicke meine Augen, und es erfüllt mich mit Entzücken, wenn die Blumen in wilder Menge wachsen, reife Früchte locken und süße Vögel singen.

Meine Schöne, doppelt Gutes erwächst mir von meinem Leben im Walde: Gelöst ist das Band, welches meinen Vater beengte, und auch Bharata ist geehrt. Mein Liebling, fühlst du wie ich die Schönheit jeden Zaubers, den wir erblicken, von dem jeder Geist und alle Sinne ganz durchdrungen sind? Meine längst verstorbenen Ahnen und die königlichen Heiligen pflegten zu sagen, daß ein Leben in den Waldesschatten wie dieses, einem König unsterbliches Glück sichert.

Sieh, rings um den Berg liegen durcheinander geworfene riesige Mengen an zerklüfteten Felsbrocken von jeglicher Gestalt und Farbe, gelb und weiß, rot und blau. Aber alles ist bei Nacht noch schöner, denn jeder Fels reflektiert ein weicheres Licht, wenn der ganze Berg vom Fuß bis zum Kamm in ein Kleid von züngelnden Flammen gehüllt ist und wenn von Millionen Kräutern ein Lodern aus ihrer eigenen, glühenden Pracht den Berg umspielt. In Feuer gehüllt scheint jede tiefe Schlucht, Bergeshöhe und Felsenspitze. Einige sehen wie Häuser aus und andere wie prächtige Gärten, wobei wieder andere nur massive Blöcke von festem, unzerteiltem Felsen sind. Schau nur die angenehmen Lager mit Lotusblättern ausgekleidet, wie für Liebende gemacht, und Birken spenden dem Paar kühlenden Schatten. Sieh, wo die Liebenden in ihrem Spiel die Blütenkränze abgeworfen haben, und Früchte und Lotusknospen, die ihre Stirn krönten, liegen zertreten am Boden. Vasvaukasárá und Naliní, die nördlichen Kuru Reiche, sind wunderbar anzusehen, doch reicher an Früchten und Blüten ist Chitrakuta. Hier sollen meine Jahre mit dir, meine Schöne, an meiner Seite vorübergleiten und mit Lakshmana, dem Lieben. Hier werde ich in aller Freude leben, den Ruhm der Ahnen erglänzen lassen, auf dem Pfade der Gerechten wandeln und meinen Eid erfüllen."


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