Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 86 - Guhas Rede

Guha der König, wohl vertraut mit allem, was den Wald betraf, erzählte dem unvergleichlichen Bharata die Geschichte des starkbeseelten Lakshmana: "Mit vielen ernsten Worten drang ich in Lakshmana ein, als er wach blieb und mit Bogen und Pfeil in der Hand seinen schlafenden Bruder bewachte: 'Schlaf nur ein wenig, Lakshman, sieh nur, dieses bequeme Bett ward für dich bereitet. Strecke deinen müden Leib darauf aus und stärke dich mit etwas Ruhe. Ich bitte dich, meine Männer sind diese Anstrengungen gewohnt, aber du wurdest in Wohlstand erzogen. Ruhe dich aus, du Pflichtgetreuer. Ich werde Wache halten, während Rama schlafend liegt. Denn in der ganzen Welt ist mir niemand lieber als Raghus Sohn. Hege weder Zweifel noch eifersüchtige Furcht, ich spreche die Wahrheit mit aufrechtem Herzen. Denn von der Gunst, die er mir zeigt, wird Ruhm auf meinen Namen kommen. Ich werde großen Verdienst gewinnen, und pflichtbewußt wird kein Wunsch vergebens sein. Laß mich mit vielen meiner Gefolgsleuten mit Bogen und Pfeil bewaffnet für das Wohl von Rama sorgen, der an Sitas Seite schläft. Durch diesen Wald bin ich oft gewandert und ich kenne alle seine verborgenen Schatten. Und wir können mit siegreichem Arm selbst einer vierfachen Armee begegnen.'

Mit Worten wie diesen sprach ich zu ihm, um den Sinn des hochbeseelten Lakshmana zu bewegen, doch er blieb standhaft und überhäufte mich mit überzeugenden Argumenten: 'Oh wie kann Schlummer meine Augen schließen, wenn der königliche Rama mit Sita auf einem niedrigen Lager liegt? Kann ich mein Herz der Freude übergeben oder gar leben? Ihn, den kein mächtiger Dämon und kein himmlischer Gott überwältigen kann, sieh nur Guha, er liegt mit Sita auf ein bißchen Gras. Durch viel Anstrengung, lange und ernste Gebete und so manche schwere Riten ward er, Dasarathas geschätzter Sohn, glücklich vom Himmel gewonnen. Nun wurde er zur Flucht gezwungen, und der König wird sicher bald sterben. Seiner schützenden Hand beraubt und sich in verwitwetem Kummer verlierend wird dieses Land klagen. Vielleicht werden gerade jetzt die Frauen, von zu viel Qual überwältigt, mit dem lauten Weinen aufhören, und die Schreie der Trauer klingen nicht länger durch den Palast des Königs. Weh für die trauernde Kausalya. Wie mag es ihr und meiner Mutter jetzt ergehen? Wie wird es dem König gehen? Ich denke, in dieser Nacht wird einer der drei im Tod versinken. Meine Mutter mag es vorerst überleben, wenn sie ihre Hoffnungen auf Shatrughna setzt. Aber die traurige Königin wird sterben, die den Held trug und gebar, denn ihre Trauer ist untröstlich. Sein gehegter Wunsch, daß Rama König sein möge, ward so lang aufgeschoben, und nun wird der König rufen: Zu spät! Zu spät! und von seinem Elend besiegt sterben. Wenn das Schicksal diesen elenden Tag bringt, den meinen Vater sterben sieht, wie glücklich sind in ihrem Leben all die, denen es erlaubt sein wird, die Begräbniszeremonien durchzuführen. Mögen wir mit Rama, der nie von dem Eid abweicht, den seine Lippen einst schwuren, wieder sicher und wohl nach dem schönen Ayodhya heimkehren, wenn das Exil vorüber ist.'

So stand Lakshmana mit vielen Seufzern und Klagen, und die Nacht verging. Sobald das Licht des Morgens zart erstrahlte, banden die Brüder ihre Haare in geweihte Locken. Dann half ich ihnen sicher über den Fluß und ließ sie am anderen Ufer. Mit Sita wanderten sie weiter, beide in ihre Kleidung aus Bast gehüllt und die Locken wie Einsiedler gewunden, diese mächtigen Feindebezwinger. Ein jeder mit Pfeil und Bogen in der Hand gingen sie über zerklüfteten Boden, stolz in ihrer Kraft und unerschrocken, wie Elefanten, die eine Herde anführen, und sie schauten sich oft um."


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