Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 59 - Dasarathas Klage

Als solcherart Sumantra seine traurige Geschichte unter vielen Tränen erzählt hatte, rief der Monarch: "Ich bitte dich, erzähl noch einmal ausführlich, was passierte." Auf des Königs Geheiß erhob Sumantra nochmals seine zitternde Stimme, von Schluchzern geschüttelt, die er kaum unterdrücken konnte, und erzählte mehr Nachrichten mit letztendlich kontrollierter Stimme: "Sie wanden ihre Locken in geweihte Zöpfe, sie zurrten ihre Mäntel aus Bast fest und erreichten das ferne Ufer der Ganga. Dort suchten sie Prayag auf. Ich sah Lakshmana voranschreiten, um den beiden den Weg zu bahnen. Das ist alles, was ich sah, mehr weiß ich nicht, denn ich war vom Helden gezwungen heimzukehren. Auf dem Heimweg konnte ich kaum meine störrischen Pferde bewegen, denn sie weinten heiße Tränen der Sehnsucht, weil Rama in den Wald gegangen war. Als die beiden Prinzen sich von mir trennten, erhob ich meine Hände in Ehrfurcht, bestieg meinen Wagen und trug den Kummer, der mich bis ins Innerste schmerzt. Den ganzen Tag verbrachte ich mit Guha, immer noch von ernster Hoffnung aufgehalten, daß Rama während dieser Zeit mir Nachricht aus dem Walde senden möge. Dein Reich, großer Monarch, weint ob des Schicksalsschlages, und alle haben Mitgefühl mit Ramas Leid. Jeder Baum läßt die Krone tief hängen, und Triebe, Blüten und Blumen sind tot. Ausgetrocknet sind die Fluten, die sonst See, Fluß und Bächlein füllten. Jeder Hain und Garten sieht trostlos aus, überall nur verdorrte Blüten an den Zweigen. Jedes Tier ist verstummt, keine Schlange kriecht, alle leiden unter der Lethargie der Qual. Selbst der Wald ist still, erdrückt vom Kummer um Rama ist alles verstummt. Schöne Blüten, die im Wasser geboren, frohe Kränze, die die Erde zieren und Früchte, die wie Gold schimmern - sie alle haben ihren alten zauberhaften Duft verloren. Leer ist jedes Wäldchen, das ich sah, und die Vögel sitzen trübsinnig in den Bäumen. Wo immer ich hinsah, war die Schönheit vergangen, und das wenig Erfreuliche bezauberte nicht wie zuvor. Ich fuhr durch Ayodhyas Straßen, und keiner eilte freudig zum Wagen. Denn sie sahen, daß Rama nicht da war und wandten sich mit Seufzern der Verzweiflung ab. Die Menschen auf der königlichen Allee weinten Tränen bitteren Kummers, als sie mich von ferne erblickten und den Rama nicht. Von den Palastdächern und den Türmen blickten die Frauen mit gespannten Augen, sie schauten nach Rama aus, aber vergebens, und dann kreischten sie vor Schmerz. Ihre großen klaren Augen waren in Leid ertränkt und, als sie ihren gemeinsamen Schmerz entdeckten, blickten sie einander in der Sympathie des geteilten Kummers an, Freunde wie auch Feinde. Ja, kein Schatten eines Unterschiedes zwischen Feind, Freund oder Fremden war zu sehen. Ohne Hoffnung wohnt die Trauer über Ramas Verbannung in ihren Herzen. Ayodhya erscheint wie die Königin, die ihren Sohn mit vielen Tränen beweint."

Er schwieg und der König sprach sorgenvoll mit schluchzender Stimme zu diesem Herrn: "Weh mir, durch die falsche Kaikeyi verführt, welche aus böser Familie zu Bösem erzogen ward, fragte ich keinen Weisen um Rat oder suchte Hilfe bei den Erfahrenen und Alten. Ich sprach mit keinem Adligen darüber, rief keinen Bürger oder Freund um Beistand. Voreilig war meine Tat, der Sinne beraubt, ein Sklave unter dem Einfluß einer Frau. Sicherlich, mein Herr, überkommt uns dieses große Leid durch den Willen des Schicksals. Es legt das Haus des Raghu lahm, denn das Schicksal will es so. Ich bitte dich, wenn ich jemals eine Tat getan, die dich zufrieden stellte, nur eine, dann jage schnell davon und hole Rama heim. Mein Leben endet bald, so beschleunige diesen Auftrag. Fliege, eile, bevor mich die Kraft verläßt, dich darum zu bitten. Jage zum Wald und bring Rama zurück. Ich kann nicht mehr eine kurze Stunde ohne meinen Sohn leben. Aber ach, der Prinz, dessen Arme stark sind, ist schon weit gereist, und der Weg ist lang. Dann setz mich, ja mich, mit auf den Wagen und laß mich nach Ramas Gesicht Ausschau halten. Weh mir, mein Sohn, mein Ältestgeborener, wo wandert er verlassen in den Wäldern, der Träger des mächtigen Bogens, und dessen Schultern wie die eines Löwen sind? Oh, bevor sich das Licht des Lebens verdüstert, bring mich zu Sita und zu ihm. Oh Rama, Lakshman und du, liebe Sita, du fest an deinen Gelübden Haftende, ihr Geliebten, ihr könnt nicht ahnen, daß ich an Kummer sterbe."

So ward der König die Beute von bitterem Leid, das jeden wandernden Sinn davontrieb, und er versank in ein Meer von Elend, welches zu weit war, um es zu überqueren. Er schrie in seiner Not: "Schwer, schwer ist es, meine Königin, diesen Ozean des über mir wütenden Leids zu durchschwimmen. Kein Rama ist da, der mein Auge besänftigen könnte. Versunken in die niedersten Tiefen liege ich. Die Sorge um Rama läßt die Flut anwachsen, und Sitas Abwesenheit macht sie weit. Meine Tränen verfärben die schaumigen Wasser, und die geblähten Wogen entstehen durch meine schmerzvollen Seufzer. Meine Schreie sind das wogende Brüllen und meine um mich geworfenen Arme die Fische da drunten. Kaikeyi ist das Toben, das alles anfacht, mein Haar die sich windenden Algen. Die Quellen sind die Tränen um Rama, und die Worte der Buckligen sind die furchtbaren Monster. Der Wunsch, den ich gewährte, ist das Ufer für die Gemeine, bis Ramas Verbannung vorüber ist. Weh mir, wie ich mich danach sehne, meine eifrigen Augen auf Raghus Sohn verweilen zu lassen. Und dabei ist er mit Lakshmana so weit weg."

So klagte der König des hohen Ruhmes und sank auf sein Lager zurück. Unter all dem Elend versagte sein Geist, und es schwanden ihm die Sinne.


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