Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 50 - Der Halt unter dem Ingudi

So fuhr der Held durch die weite und schöne Landschaft Kosalas. Er schaute zurück in Richtung Ayodhya und rief mit demütig gefalteten Händen: "Lebe wohl, liebe Stadt, von Kakutsthas Familie und von Göttern beschützt, die in deinen Tempeln leben, und bewahre dir deine alte Zitadelle. Ich befreie meinen Herrn von seiner Schuld, und dann sehe ich deine vielgeliebten Türme wieder. Dann kehre ich aus meinem wilden Rückzugsort zurück und bin wieder mit Vater und Mutter vereint."

Doch dann entzündete flammender Kummer seine Augen, er hob seinen rechten Arm hoch in die Luft und, während heiße Tränen seine Wangen benetzten, sprach er zum klagenden Volk gewandt: "Durch Liebe und zartes Mitleid bewegt, habt ihr eure Treue für mich wohl bewiesen. Nun kehrt mit Freude heim und gewinnt euch Erfolg in allem, was eure Hände beginnen."

Alle verbeugten sich vor dem hochbeseelten Helden, schritten um ihn herum, und ein jeder ging seiner Wege, bittere Tränen weinend. Wie die große Sonne des Nachts verschlungen wird, so entschwand der Held ihren Blicken. Doch die Leute beklagten weiter sein Schicksal und weinten laut und untröstlich. Der wagengeborene Große durchquerte so Kosalas wunderschöne Ebenen, wo Korn und Reichtum das Land segneten, und die Menschen mit freigebiger Hand gaben. Ein liebliches Reich, unberührt von Furcht, wo zahllose Schreine und Opferpfähle zu sehen waren, wo Mangohaine und Gärten gediehen und Ströme von angenehmen Wassern flossen. Wo zufrieden eine wohlgenährte Rasse lebte, und zahllose Kühe die Wiesen zierten. Mit den Stimmen von Lob und Gebet angefüllt, war jedes Dörfchen der Obhut eines Monarchen würdig. Vor Rama wogten die himmlischen Wasser der dreiarmigen Ganga, hell und kühl. An ihrer reinen Brust sah man kein Unkraut, und ihre Ufer waren von Einsiedlern besucht. Der wagengeborene Held erblickte die Flut, die mit vielen Wirbeln durchsetzt war, und sprach zum Wagenlenker: "Hier, an diesem Ufer rasten wir heute nacht. Sieh nur, nicht weit entfernt vom Fluß wächst ein hoher Ingudi mit Blüten dicht an jedem Ast. Dort ruhen wir heute, Wagenlenker. Ich werde auf die Königin der Flüsse schauen, den heiligsten Strom von höchstem Lob, wo Hirsche und Vögel, glitzernde Schlangen, Götter, Daitjas und Gandharvas ihren Zeitvertreib finden." Sumantra und Lakshmana stimmten zu, und so wurden die Pferde dorthin gelenkt. Als Rama mit Sita und Lakshmana den lieblichen Baum erreichte, da sprang er schnell vom Wagen, und Lakshmana spannte die erschöpften Pferde aus. Dann stand er mit gefalteten Händen neben Rama im Schatten.

Sobald Ramas lieber Freund, der ruhmreiche Guha aus der Familie der Nishadas, von allen als der herrschende König des Landes verehrt, erfuhr, daß der Prinz auf dem Boden von Nishada verweilte, näherte er sich von vielen Beratern, Ebenbürtigen und geehrten Freunden umgeben. Verwundert ob des Anblickes umarmte Guha den Helden, legte ihm beide Hände auf das Haupt, verbeugte sich bis zu dessen Lotusfüßen und sprach: "Oh Rama, eröffne mir deine Wünsche und erachte dieses Königreich als dein eigenes. Wer, du Starkarmiger, wird je einen so lieben Gast erblicken, wie du mir bist?" Er bot ihm köstliches Essen in vielerlei Geschmacksrichtungen an, reich und selten, und erbrachte das Gastgeschenk. Dann sprach er erneut: "Willkommen, lieber Prinz, dessen Arme stark sind, dieses Land und alles, was dazu gehört, ist dein. Beginne, guter König, nun deine Herrschaft. Sieh, vielerart Nahrung steht vor dir, und Getränke, die süß schmecken. Für dich werden weiche Betten herangetragen und für deine Pferde Gras und Mais." Als Guha solcherart drängte und bat, antwortete ihm Rama: "Deine Sorge befriedet mein Herz mit Ehre, Liebe und Gefälligkeit, und Freundschaft läßt dich deine Gäste so demütig begrüßen." Und weiter sprach Rama, während er seine wohlgeformten Arme um den König schlang: "Guha, ich sehe, daß alles mit dir und den deinigen hervorragend ist. Daß Gesundheit und Reichtum dein Reich begleiten, dich und jeden Freund. Aber alle deine freundlichen Gaben muß ich, der Askese verbunden, höflich ablehnen. Aus Gras, Bast und Leder nur ist meine Kleidung, und Wurzeln und Früchte des Waldes sind meine einzige Nahrung. Mein ganzes Herz ist an die Pflicht gebunden, ich suche die Wälder als Eremit auf. Ein wenig Gras und Korn für die Pferde, das ist alles, was ich brauche. Durch diesen Gefallen allein, König, sollst du mir die rechte Ehre erweisen. Denn diese guten Rosse, die mich herbrachten, sind meinem Vater lieb und teuer. Und die freundliche Aufmerksamkeit für sie wird mich ehren und höchst zufriedenstellen."

Da bat Guha schnell sein Gefolge, den Pferden Wasser und Korn zu bringen, und Rama beging die Abendriten, bevor die Nacht hereinbrach. Im Kleid aus Bast kostete er Wasser am Strand, welches Lakshmanas Hand aus dem Strom geschöpft hatte. Lakshmana badete bedachtsam seines geliebten Bruders Füße, der bei seiner Maithili Gemahlin unter den tiefen Zweigen ausruhte und setzte sich dann in die Nähe. Auch Guha setzte sich mit seinem Bogen zu Lakshmana und dem Wagenlenker und unterhielt sich mit den beiden, während alle den schlafenden Rama treu bewachten. Und Dasarathas Thronerbe, von hoher Seele und seltener Weisheit, ruhte mit Sita in der Nähe des Flusses. Für ihn, der bis dahin keinen Ärger gekannt und dessen Leben das reine Glück gewesen war, verging auch diese Nacht unter den grünen Zweigen auf angenehme Weise.



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