Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 35 - Kaikeyi wird getadelt

Wild vor Zorn, den er nicht besänftigen konnte, stand Sumantra, rieb die Hände aneinander und während sein Kopf in aufbrausender Ungeduld erzitterte, seufzte er vor Kummer, den er nicht ertragen konnte. Er knirschte mit den Zähnen, seine Augen waren rot, und aus seinem veränderten Gesicht war die Farbe gewichen. Mit Zorn und Gram, die kein Brauch je gekannt, schaute er auf die Stimmung des Königs. Mit pfeilscharfen Worten, schnell und kühn, traf er die Brust der Königin. Mit Verachtung sprach er, und es war, als ob ein Blitz ihren Körper traf: "Du, die du vor keiner grausamen Sünde zurückschreckst, hast Dasarathas Selbst verraten, den König der Welt, dessen Macht ein jedes Ding aufrechterhält, was da ruht oder in Bewegung ist. Welch noch gräßlicheres Verbrechen bleibt dir noch? Du bist der Tod für deinen Herrn und dein Haus. Deine grausamen Taten lassen den König verelenden, der sonst Mahendra ebenbürtig ist in Mächtigkeit, so fest wie ein steil verwurzelter Berg und so beständig wie der tiefe Ozean. Verachte nicht Dasaratha, der dir ein freundlicher König und Freund ist. Eine liebende Ehefrau überragt an Wert die Mutter von zehn Millionen Söhnen. Und Könige, wenn ihre Väter nicht mehr leben, erringen die Herrschaft durch das Geburtsrecht. Ikshvakus Sohn regiert immer noch dieses Land, und du willst dieses Gesetz verletzen. Ja Kaikeyi, laß deinen Sohn regieren, laß Bharata seines Vaters Reich beherrschen. Deinem Willen, oh Königin, wird sich niemand widersetzen. Wir werden alle dahin gehen, wohin Rama geht. Kein Brahmane wird, dich verachtend, innerhalb der Grenzen ruhen mögen, in denen du herrschst. Denn alle werden dich entrüstet fliehen, so groß ist deine Anmaßung und dein Vergehen. Ich wundere mich, wenn ich dein Verbrechen betrachte, daß die Erde sich nicht auftut und dich schnell verschlingt, und daß die brahmanischen Heiligen nicht sofort eine brennende Geißel für deine Seele anfertigen, damit Schreie der Schande über Ramas Verbannung dich plagen. Fiel der Mangobaum einmal durch die Axt, und wird an seiner Stelle ein bitterer Neem Baum auch bestens gepflegt und mit aller Sorge gewässert, wird er doch niemals wieder süß und angenehm sein. Der Fehler deiner Mutter ist auf dich übergegangen und vermischt sich mit deiner geborgten Natur. Wahr ist die alte Sage: Aus einem Neem Baum kann niemals ein Honigstrom quellen. Durch die alte Geschichte wissen wir um die verhaßte Sünde deiner Mutter.

Wie alle gehört haben, hat einst ein freigebiger Heiliger deinem Vater einen Wunsch gewährt und ihm alle Beredsamkeit enthüllt, welche die Wälder, die Wasser und die Felder erfüllt. Er wußte um die Sprache einer jeden Kreatur, die da lief, schwamm oder flog. Eines Morgens hörte er auf seinem Sofa das Geschnatter eines wunderschönen Vogels, und als er dessen baldige Absicht erkannte, lachte er laut und ausgelassen. Deine Mutter war darob zornig mit ihrem Ehegatten und, das Band zwischen ihnen zerreißend, sprach sie zu ihm: "Ich würde gerne wissen, oh Monarch, warum du so lachst!" Der König antwortete: "Wenn ich dieses Lachen erklären würde, dann wäre genau diese Stunde die letzte meines Lebens, denn der Tod käme zu mir." Doch wieder sprach deine Mutter erzürnt zu Kekaya, dem königlichen Herrn: "Sag mir den Grund, dann leb oder stirb. Ich kann dein Lachen nicht ertragen, nicht ich." So von seiner Lieblingsfrau angeredet, vertraute sich der König, dessen Macht die ganze Erde anerkannte, dem freundlichen Heiligen an, der ihm die wunderbare alte Gabe verliehen hatte. Der hörte des Königs Klage an und sprach zu ihm: "König, laß sie dein Heim verlassen oder stirb. Aber komme niemals ihrer Bitte nach." Die Antwort des Heiligen beruhigte den Aufruhr, und sein Herz füllte sich mit Zufriedenheit. Er verwies deine Mutter seines Hauses und verbrachte seine Tage wie Gott Kuvera.

So willst auch du den König zwingen und täuschen, dem falschen Pfad zu folgen. Und selbst dem Bösen hingegeben folgst du aus Torheit dem Lauf der Sünde. In dir zeigt sich höchst wahrlich, so denke ich, das alte, weitverbreitete Sprichwort: Die Jungen künden von der Würde der Väter, und die Mädchen teilen die Natur der Mütter.

Sei du nicht so! Um des Mitleides willen, akzeptiere das Wort, welches der Monarch sprach. Gehorche dem Willen deines Ehemannes, oh Königin, und sei dem Volk Hoffnung und Stütze. Und zwinge den König nicht aus Torheit, die Gesetze der Pflicht mit Füßen zu treten, den Herrn, der alle Welten trägt und strahlend wie ein Gott über Götter herrscht. Unser glorreicher König, von Sünde unbefleckt, würde niemals gewähren, was Betrug enthält. Kein Schatten eines Fehlers ist in ihm zu sehen. Laß Rama gesalbt werden. Denke daran, Königin, unsterbliche Schande wird deinen Namen durch die Welt verfolgen, wenn Rama seinen Herrn, den König, verlassen sollte und verbannt in die Wälder zieht. Komm, verstoße dieses Fieber aus deiner Brust und laß Rama über sein eigenes Reich regieren. Niemand wohnt in dieser Stadt, der dich nur halb so sehr pflegt und liebt. Wenn Rama auf dem königlichen Thron sitzt, wird unser Monarch des mächtigen Bogens getreu dem Brauch seiner Familie als Einsiedler in die Wälder ziehen."

So sprudelten aus Sumantra, während er seine Hände gefaltet hatte, Worte wie Gift und Balsam. Mit kühnem Vorwurf und freundlicher Bitte suchte er Kaikeyis Geist zu bewegen. Umsonst bat er, umsonst war der Tadel. Unerweichlich und unbewegt hörte sie ihn an. Noch konnten die Augen, die sie beobachteten, einen nachgiebigen Blick oder eine Änderung der Miene an ihr feststellen.


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