Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 31 - Lakshmanas Bitte

Lakshmana hatte sich zuvor zu den beiden gesellt und als er ihr Gespräch mit angehört hatte, da änderte sich seine Miene, seine Augen flossen über und seine Brust konnte nicht länger die Last tragen. Tief bewegt berührte der Sohn des Raghu die Füße seines Bruders und sprach zu ihm, den durch hohe Eide Gebundenen: "Wenn du den Wald zu deinem Heim machst, wo Elefanten und Rehböcke ihrer Wege ziehen, dann werde auch ich am heutigen Tage meinen Bogen nehmen und auf dem Wege dir voran schreiten. Unser Weg wird durch Waldesdickicht führen, wo zahllose Vögel und Bestien leben. Ich sehne mich nicht nach der Götter Heim hoch droben oder einem unsterblichen Leben. Ohne dich wünschte ich nicht einmal die Herrschaft über die drei Welten zur erlangen."

So sprach Lakshmana seine ernste Bitte aus, mit dem Bruder das Leben im Walde zu teilen. Doch als Rama seinen Wunsch mit sanften Worten abschlug, rief er erneut: "Erst warst du mit Abschied einverstanden, warum willst du mich nun abweisen, mein Herr? Du bist meine Zuflucht, oh sei mir freundlich, mein lieber Herr, und laß mich nicht zurück. Wenn dir mein Leben lieb ist, Bruder, dann kannst du meinen Wunsch nicht abschlagen."

Der glorreiche ältere Bruder erneuerte seine Rede zum treuen Lakshmana, als jener klagte, ihm in die Augen starrte und seine Zustimmung mit erhobenen Händen suchte: "Du bist der gerechte und geliebte Held, dessen Schritte am Pfad der Tugend anhaften, von mir geliebt wie mein Leben bis es endet. Du bist mein treuer Bruder und mein Freund. Wenn du heute in den Wald ziehst mit Sita und mir, wer wird dann für Kausalya sorgen und die gute Sumitra beschützen? Unser König, der Herr der Erde mit mächtiger Kraft, der viel Gutes in reichen Strömen gibt, wie Indra den dankbaren Regen ausschüttet, er liegt gefesselt in den Ketten der Leidenschaft. Die königliche Macht hat Asvapatis Tochter (Kaikeyi) für ihren Sohn errungen, und sie, die stolze Königin, wird den Bedürfnissen ihrer elenden Rivalinnen wenig Beachtung schenken. So wird Bharata, als Herrscher über das Land, an Königin Kaikeyis Seite stehen. Und keiner wird an die beiden denken, wenn sie trauernd in Verzweiflung versinken. Nun, Lakshmana, wenn deine Liebe es beschließt und du dem Herzen des Monarchen gefallen magst, dann folge diesem Rat und bewahre meine verehrte Mutter vor Vernachlässigung. Dann wirst du nicht nur mir allein deine große Zuneigung zeigen. Du wirst die höchste Pflicht erfüllen, indem du denen dienst, die du ehren sollst. Ach, Sohn des Raghu, um meinetwillen, gehorche diesem einen Wunsch, um den ich dich ersuche, oder Kausalya wird, ihres Sohnes beraubt, keine Zuflucht mehr haben."

Als Lakshmana diese sanften Worte voller Liebe angehört hatte, gab er ihm, dem in der Kunst der Sprache wohl Geübten, seine gewandte Antwort: "Nein, durch deine Macht wird jede Königin ihren Anteil von Bharatas Liebe und Sorge bekommen. Sollte Bharata, einmal zur Herrschaft über das edle Land erhoben, sich zu falschem Stolz verleiten lassen, das Vertrauen mißbrauchen und nicht gut für ihre Sicherheit sorgen, dann zweifle nicht, daß meine racheübende Hand die drei Welten als Armee versammeln und den grausamen, übel Beratenden töten würde, und alle, die ihm dabei helfen. Die gute Kausalya kann sich leicht eintausend Beschützer wie mich leisten und tausende, an Korn reiche Dörfer unterhalten ihre Position. Sie mag, wie auch meine liebe Mutter, von den reichlichen Staatseinnahmen leben. Drum laß mich dir folgen: darin ist nichts Sündiges. Dann wird mir mein Wunsch erfüllt, und ich werde bestimmt meinem Bruder eine Hilfe sein. Bogen und Köcher sind wohl versehen und die Pfeile hängen an meiner Seite. Meine Hände sollen Spaten und Korb tragen und für deine Füße den Weg bereiten. Ich bringe dir Wurzeln, süße Beeren und Waldesfrüchte, die Einsiedler essen. Du sollst dich mit deiner Videhabraut an den Bergeshöhen ausruhen. Überlaßt mir die mühsame Arbeit und euren Schutz, wenn ihr schlaft oder wacht."

Durch diese Rede mit Freude und Stolz erfüllt antwortete Rama dem Lakshmana: "So geh, mein Bruder, erbitte deinen Abschied von allen deinen Freunden und Verwandten. Und bringe die beiden Bögen von furchtbarer Macht mit dir, die göttlichen, die einst bei diesem berühmten Ritus Lord Varuna dem Janak gab, dem König vom schönen Videha. Und die beiden schwertsicheren Panzer, diese himmlischen Hüllen, sowie die Köcher, deren Pfeile niemals fehlen, und die Schwerter mit goldenen Griffen, die im Glanze Rivalen für die Sonne sind. Sorgfältig behandelt findest du all die Waffen in meines Lehrers Halle. Eile dich, Lakshmana, geh und bring sie alle her zu unserem Gebrauch." So beschloß Lakshmana für sich das Waldesleben, ging zu seinen treuen Freunden und brachte die himmlischen Waffen, die bei Ramas Lehrer lagen. Dann zeigte er die wunderbaren Waffen dem Rama, welche glänzten und schimmerten, wohl bewahrt und mit vielen Blumenkränzen um Futteral, Griff und Scheide geschmückt. Der umsichtige Rama sprach bei diesem Anblick zu seinem Bruder mit Entzücken: "Gut, daß du kommst, mein lieber Bruder. Denn ich habe mir sehr gewünscht, dich hier zu sehen. Bevor ich gehe würde ich gerne mit deiner Hilfe all mein Gold und die Schätze den heiligen Brahmanen übergeben, die ihr Leben durch strenge Andachtsregeln schulen. Und für alle, die in meinem Hause leben und mir gut gedient haben, den hingebungsvollen Dienern, treu und gut, will ich den Lebensunterhalt sichern. Schnell, geh und hole den guten Sohn des Vasishta her, Suyajna, den ersten und heiligsten der Brahmanenkaste. Ich werde allen weisen und guten Brahmanen die rechte Ehre erweisen und dann meinen Weg in die einsamen Wälder mit dir gehen."


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