Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 29 - Sitas Appell

So sprach Rama. Ihres Gatten Rede hörte die Dame mit tiefer Enttäuschung. Und, als ihr die Augen vor Tränen überquollen, antwortete sie mit sanftem und leisem Tonfall: "All die Gefahren und Leiden des Waldes, die du mir zum Schrecken aufzählst, erachte ich von meiner Liebe geführt nicht als Schmerz. Jede Not hat ihren Zauber, jeder Verlust ist ein Gewinn. Tiger, Elefant, Hirsch, Stier, Löwe, Büffel - sobald sie deine unvergleichliche Gestalt erblicken, wird jeder Waldbewohner ängstlich fliehen. Mit dir, mein Rama, muß ich gehen. Meines Herrn Befehl gibt es vor. Ohne dich, muß mein einsames Herz brechen, und ich und mein Leben vergehen. Wenn du mir nahe bist, oh mächtiger Herr, kann nicht einmal er, der den Himmel regiert, mit all seiner Kraft mir ein Leid antun, obwohl er der Stärkste unter den Starken ist. Eine einsame Frau, die ihr lieber Gatte verließ, ist ihres Lebens beraubt. In meine große Liebe, mein Herr, vertraue ich; diese Wahrheit solltest du kennen.

Vor langer Zeit in meines Vaters Palast hörte ich den Obersten der wissenden und Wahrheit sprechenden Brahmanen zu, wie sie meine Zukunft als im Walde lebend beschrieben. Ich lauschte der Offenbarung derer, welche die Zukunft weissagen aus jedem Zeichen und Merkmal, und von jener Stunde an sehnte ich mich nach dem Leben im Walde, daß ihre Lippen beschlossen hatten. Nun, starker Rama, ich muß deines Vaters Beschluß mit dir teilen, das ist nicht zu leugnen, und dir folgen, mein Lieber, wohin du mich führst. Oh Gatte, ich werde mit dir gehen, dem hohen Beschluß gehorchend. Laß der Brahmanen Worte wahr werden, denn diese Zeit hier sahen sie voraus. Ich weiß sehr wohl, daß der Wald Pein bereitet, aber zerstört werden nur die Leben derer, welche im Walde leben und ihre rebellischen Sinne nicht unter Kontrolle haben. Bevor ich verheiratet ward, hörte ich in meines Vaters Haus eine Frau vor dem Angesicht meiner Mutter um Brot bitten, und sie erzählte über das Elend, das einen im Walde Lebenden erwartet. Schon viele Male bat ich darum, mit dir einige Zeit im Schatten des Waldes zu verbringen, denn ich habe mein Herz daran gesetzt dir zu folgen, meine liebe Zuflucht. Mögen viele Segen dein Leben begleiten, ich werde meine Schritte an deine binden, denn diese Pilgerreise mit einem Helden wie dir, entzückt mein Herz. Dicht an deiner Seite, mein Herr, wird mein Geist gereinigt werden. Liebe wird meine Seele von allen Sünden befreien, denn mein Ehemann ist ein Gott für mich. So werde ich mit dir Glückseligkeit erreichen, mein Lieber, und das Leben teilen, welches diesem nachfolgt. Ich hörte einen ruhmreichen Brahmanen diese alte Schrift verkünden: 'Die Frau, die von ihren Eltern unten auf der Erde einem Mann gegeben wird, damit ihre Hände sich rechtens mit Wasser und jedem heiligen Ritus vereinen, soll in dieser Welt seine Ehefrau sein und auch in dem Leben danach.' So sage mir, oh Geliebter, warum willst du dieses ernste Gebet abstreiten und mich nicht mit in die Wälder nehmen, deine eigene liebe Frau, so treu und gut?

Doch wenn du mich nicht mitnehmen willst, obwohl ich in wilder Verzweiflung trauere, dann werde ich mich in Feuer oder Wasser flüchten, oder in einen Strom von Gift, und sterben."

So bestürmte sie ihn mit den ernstesten Gesuchen, um das Exil mit ihm zu teilen. Aber noch konnte sie ihren Herrn nicht davon überzeugen, sie mit sich zu den einsamen Schatten zu nehmen. Die Antwort des starkarmigen Prinzen packte die Seele der Videharin mit Kummer, und von ihren Augen ergossen sich Ströme auf den nassen Busen der Dame.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter