Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 28 - Die Gefahren des Waldes

So sprach Sita. Doch er, der um seine Pflicht wußte und seinem Befehl treu geblieben, war noch widerwillig, als er die Qualen des Waldlebens vor sich auftauchen sah. Er suchte, ihren Kummer zu besänftigen und die Tränen aus den übervollen Augen zu trocknen. Und um ihren festen Beschluß zu wandeln, sprach der fromme Held folgende Worte: "Oh Tochter einer edlen Familie, deren Schritte niemals von der Tugend abfielen, bleibe und übe deine Pflichten hier aus. Denn mein zärtliches Herz will es so. Nun höre mich, Sita, schön und schwach, und befolge meine Worte. Achte und höre auf mich, während ich dir jede Gefahr und jede Pein des Waldes erklären werde. Deine Lippen haben gesprochen, doch ich verurteile, was von jenen zu hören war. Diesen sinnlosen Plan, diesen Wunsch von dir, ein Waldleben zu führen, nimm ihn zurück. Alles, was Mühe und Not heißt, paßt sehr gut in das Dickicht des Dschungels. Ich kenne keine Freude in der Wildnis. Ein Waldleben ist nichts außer Qual. Der Löwe in seiner Bergeshöhle antwortet den Sturzbächen, wenn sie toben. Und seine Stimme trägt den Terror weit; der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Dort spielen mächtige Monster ganz unbesorgt und töten in ihrer verrückten Art den unglücklichen Kerl, der in der Nähe ist. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Es ist so schwer, eine jede trügerische Flut zu queren mit all den Krokodilen und dem Schlamm, und wo wilde Elefanten ruhen. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Und weit entfernt von den Flüssen kämpft sich der Wanderer durch Dornen und mit Kriechpflanzen verschlungene Wege, während um ihn herum der wilde Hahn kräht. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Zum Schlaf auf dem kalten Boden auf einem Stapel von gesammelten Blättern verurteilt, müde und erschöpft werden sich seine Augenlider schließen: Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Lange Tage und Nächte muß sich seine Seele mit kärglicher Nahrung begnügen, mit den Früchten, die der Wind von den Zweigen bläst. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Oh Sita, solange seine Stärke anhält, muß der Asket in den Wäldern fasten, sein verfilztes Haar auf dem Kopf zusammengerollt, und Rinde ist seine einzige Kleidung. Die Götter und Geister muß er Tag für Tag ordentlich verehren und auch jeden wandernden Gast mit respektvoller Sorge ehren, der ihn aufsucht. Er darf die Baderiten niemals meiden, am Morgen, Mittag und wenn die Sonne untergeht, den Gesetzen gehorsam, die er kennt. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Um den Altar zu zieren, muß er das Geschenk an Blumen bringen, die seine Hände gepflückt haben. Dies ist die Schuld, die jeder fromme Eremit zu zahlen hat: Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Der Anhänger muß mit dem Leben härtester Enthaltsamkeit voll und ganz zufrieden sein und mit dem, was der Zufall bringt. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Hunger plagt ihn alle Zeit, die Nächte sind schwarz, die wilden Winde brüllen und es gibt Gefahren, die sind noch viel schlimmer: Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Kriechende Kreaturen aller Art wimmeln überall auf dem Boden, Schwärme von Schlangen, und jedes stolze Auge glüht vor Zorn: Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Die Schlangen, die sich am Fluß verstecken, gleiten in Schlängelkurven, und der Pfad ist mit tödlichen Feinden gesäumt. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Skorpione, Grashüpfer und Fliegen plagen den Wanderer, wenn er ruht und wecken ihn aus seinem unruhigen Schlummer. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Bäume und dornige Büsche verflechten ihre Zweige, schlingen die Enden zusammen, und dicht mit Gras ist der Dschungel überwuchert. Der Wald, meine Liebe, ist voller Qualen. Das Fleisch wird mit vielen Wunden gequält, und daneben gibt es zahllose andere Schrecken, unter denen die Waldbewohner leiden. Die Wildnis ist nichts anderes als Not und Elend. Hoffnung und Ärger müssen überwunden werden, jeder Gedanke wird der Buße gewidmet, es darf keine Angst vor den zu fürchtenden Dingen geben - und daher ist der Wald für immer mühsam. Genug, meine Liebe. Gib deinen Entschluß auf. Das Leben im Wald ist nichts für dich. So denke ich darüber, denn ich sehe, daß der wilde Wald für dich nicht der rechte Ort ist."


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