Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 24 - Kausalya wird beruhigt

Doch als Kausalya erkannte, daß er fest entschlossen war, seines Vaters Befehl zu befolgen, sprach sie folgende, aufrechte Worte, während Tränen und Seufzer ihre Rede unterbrachen: "Kann er, bis jetzt ein Fremder allem Schmerz, dessen angenehme Worte alle Herzen erfreuen, Sohn eines Königs und von mir, der Königin, von Korn leben, welches seine Hände zusammentragen? Kann er, dessen Sklaven und Diener schon die besten Kuchen aus feinstem Mehl essen, kann Rama im Dschungel von Wurzeln und Früchten des Waldes leben? Wer soll das glauben und sich nicht fürchten, wenn die traurige Geschichte seine Ohren trifft? Daß solch ein Lieber und edel Aufgezogener vom König, seinem Herrn, vertrieben wird? Sicher kann niemand dem Schicksal widerstehen, welches alles befiehlt, was geschehen mag, wenn dir, Rama, in deiner Stärke und Grazie, der Wald zum Heim wird. Lang trauerte ich als kinderlose Mutter und seufzte vielmals für Nachkommen mit wehmütigem Sehnen, schwach und matt, bis du endlich, mein Sohn, geboren warst. Angefacht durch den Sturm dieses Wunsches fühlte ich schon damals tief in meiner Seele ein Feuer, dessen Opfergaben aus weinenden Augen flossen und das genährt wurde durch Stöhnen und Seufzen, während rund um die Flamme heißer Rauch aus Tränen quoll, weil du nicht da warst. Nun, von dir getrennt, wird die viel zu glühend scharfe Flamme des Leids mein Herz durchbohren, wie die heißen Sonnenstrahlen den Wald verbrennen in den ersten Frühlingstagen. Die Mutterkuh folgt immer den Wanderungen ihres jüngsten Lieblings. Dicht bei dir sollen meine Füße sein. Wo immer du auch gehst, ich folge dir."

Rama, der nobelste Herr der Menschen, hörte die Rede seiner zärtlichen Mutter und antwortete der trauernden Königin, die weinte und schluchzte, mit beruhigenden Worten: "Nein, wenn ich in die Wildnis verbannt werde und du, meine Mutter, auch fliehst, dann wird der alte König, von Kaikeyis Künsten betrogen, sicherlich sterben. Wenn verheiratete Damen ihren Gatten im Stich lassen, werden ihre Seelen wegen dieses Verbrechens lange büßen. Du darfst nicht einmal einen Gedanken an eine so schlimme Sünde in deinem Busen beschließen. Solange wie Kakutsthas Sohn, der regierende Herr der Erde, am Leben bleibt, mußt du mit Liebe seinem Willen folgen. Diese Pflicht ist seit alters her die höchste. Ja Mutter, du und ich müssen meines Herrn Befehl unterwürfig sein, denn er ist unser erklärter König, Ehemann, Vater und Herr von allen und der Würdigste. Ich werde in der Wildnis meine Tage verbringen bis zweimal sieben Jahre ihr Ende erreicht haben. Dann werde ich mit großer Freude heimkehren und deinen Befehlen treu sein."

So von ihrem Sohn angeredet, erneuerte Kausalya ihre Rede, durch Liebe und Leidenschaft tief verstört und leidend, mit tränenfeuchten Augen: "Nein Rama, mein Herz wird brechen, wenn ich mit dieser Königin unter einem Dach leben soll. Führe mich, laß mich mit dir gehen und wie ein Reh im Walde wandern." Und Rama, während der Held keine Träne vergoß, sprach erneut zur klagenden Königin: "Mutter, solange der Gatte lebt, ist er Herr und Gott für die Frau. Oh liebste Dame, du und ich dürfen niemals unseren Herrn und König verleugnen. Denn wir haben im Herrn der Erde unseren weisen Wächter und Freund. Und Bharata, treu dem Ruf der Pflicht, dessen liebe Worte die Herzen aller einnehmen, wird dir bestens dienen und niemals den tugendhaften Pfad vergessen, der vor ihm liegt. Es sei dies, und darum bete ich, deine ernste Sorge, daß der alte König, mein Vater, niemals den zerstörenden Kummer um seinen Sohn erfährt, nachdem ich fortgezogen bin, diesen leidvollen Schmerz. Laß niemals diesen Kummer Besitz von seiner Seele ergreifen, daß ihn die Bitterkeit nicht töten möge. Erfreue den alten König mit pflichtgemäßer Sorge in jeder Weise, mit Liebe und Trost. Auch wenn eine Gemahlin all ihr Fasten und die Gelübde festen Sinnes betreibt, du Beste der Frauen, aber ihres Gatten Willen nicht achtet, dann schreitet sie auf dem verbotenen Pfad der Sünde. Sie, die sich den Wünschen ihres Ehemannes beugt, erfährt hohe Glückseligkeit, die niemals endet, auch wenn die Götter in ihr keinen ehrfürchtigen Anbeter gefunden haben. Binde dich an sein Wohl, eine Frau muß immer dem Willen ihres Ehegatten genügen. Denn die Schriften, Bräuche und Gesetze halten diese Pflicht aufrecht, wie sie der Himmel von jeher aufzeigte. Ehre treu die Brahmanen für mein Wohl und opfere regelmäßig dem Feuer und mit Blumen allen jenen, denen die himmlischen Kräfte innewohnen. Schau nach vorn und sehne dich nach der glücklichen Stunde meiner Wiederkehr. Und bewahre dir immer deinen pflichtbewußten Kurs, bescheiden, demütig, freundlich und treu. Das höchste Glück sollst du erreichen, wenn ich vom Exil zurückkehre und der Beste jener, die das Recht bewahren, mein König und Vater immer noch das Licht erblickt."

Noch immer von mütterlicher Sorge bedrückt, antwortete die Königin dem Rama und ihre großen Augen waren trüb vor Tränen: "Durch meine Bitten konnte ich dich nicht von deinem festen Entschluß abbringen, den deine Seele beschlossen hat. Mein Held, du wirst gehen. Niemand kann die strengen Befehle des Schicksals meiden. So geh denn, liebes Kind, den nichts beugen kann, und möge alles Glück deine Schritte begleiten. Du wirst wiederkehren, und dieser glückliche Tag wird all meinen Kummer vertreiben. Du wirst zurückkehren, aller Schuld ledig, bar deiner Gelübde und mit hohem Ruhm. Von den Pflichten eines Kindes wirst du befreit sein, und süßeste Freude wird über mich kommen. Mein Sohn, der Wille des mächtigen Schicksals herrscht zu jeder Zeit. So treibt es dich nun fort, meiner ungeachtet, die dich bittet zu bleiben. Geh, mit starkem Arm, geh nun, mein Junge. Geh fort, um mit Freude zurückzukommen und deine erwartungsvolle Mutter mit süßen Worten zu erfreuen, die sie so gerne hört. Oh, daß die gesegnete Stunde nahe sei, in der du diese ängstlichen Augen wieder glücklich machst, weil du mit verfilztem Haar und Einsiedlerkleid aus der Wildnis heimkehrst."

Nun, nachdem sie ihren stolzen Blick gebannt hatte, billigte Kausalyas wache Seele den festen und unbeugsamen Beschluß des Rama, in die Verbannung zu gehen. Mit folgenden Worten, die mit frohen Vorzeichen getränkt waren, wandte sie sich an ihren lieben Sohn und erflehte mit jedem eifrigen Gedanken einen Segen für ihn.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter