Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 22 - Lakshmana wird beruhigt

Und so bewahrte sich Rama mit eisernem Willen sein unerschütterliches edles Herz. Dann wandte er sich an seinen geliebten Bruder, dessen funkelnde Augen vor Zorn brannten und der entrüstet wie eine Schlange keuchte, und gab erneut seinen Rat: "Zügele deinen Ärger und deinen Kummer und bleibe standhaft auf dem Pfad der Pflicht. Lieber Bruder, leg deinen Zorn beiseite und richte dich zu Freude und Stolz auf. Sei mit bereitem Eifer und rücksichtsvoller Sorge eine Hilfe und Zierde unter den Erben. Und es gibt noch etwas anderes, worum ich dich bitten möchte. Komm und gürte dich für eine edle Aufgabe, daß die Inthronisierungszeremonie Bharata zieren möge und mit allem versehen sei, was für mich vorbereitet ward. Sorge mit deiner sanften Aufmerksamkeit dafür, daß ihr zartes Herz, nun schwer verletzt durch Angst und Sorge wegen meiner Inthronisierung, niemals vor Zweifel und Furcht schmerzen möge. Zu wissen, daß Ahnungen über kommendes Übel ihre zärtliche Brust auch nur für eine Stunde mit Qual und dunkler Verzweiflung füllen, bereitet mir Gram, der zu schwer ist zu ertragen. Ich kann nicht eine absichtliche oder vorsätzliche Schuld in mein Gedächtnis rufen, wo ich meine Mütter oder den Vater in irgendeiner Weise Schmerzen zugefügt hätte. Mein Vater bewahrt das Gesetz getreulich in Worten, Versprechen oder auch Taten. Laß ihn all seine Furcht verbannen und keinen Verlust von zukünftigem Glück befürchten. Er zweifelt, daß seine Wahrhaftigkeit hierin versagen könnte, und bittere Gedanken bestürmen nun sein Herz. Er zittert, daß die Riten nicht weitergehen und seine Schmerzen lassen mein Herz bluten. Und so ist es mein ernstester Wunsch, von der Weihe zurückzutreten, die Stadt zu verlassen und ohne Verzögerung in die wilden Wälder zu ziehen. Meine Verbannung wird Kaikeyi heute noch von ihrer Sorge befreien, daß sie, letztendlich zufrieden und begeistert, Bharatas Krönung vollziehen kann. Dann wird der Dame Ärger schwinden, und ihr Herz wird voll von Freude und Frieden sein, wenn ich durch den Wald wandere mit Hirschfell und Bast und verfilztem Haar angetan. Wegen mir soll sein Herz nicht trauern, der seine Wahl gebilligt und seinen Geist auf den Rat gerichtet hat, dem ich folge. Nein, ich gehe fort in den Wald.

Gestehe dieses Schicksal ein, Sohn der Sumitra, das mich in die Wildnis schickt. Dieses Schicksal allein gibt die königliche Herrschaft in die Hand eines anderen. Wie könnte Kaikeyis Vorsatz auf mich solche Schmerzen und Nöte bringen, wenn nicht der Wandel ihres Herzens durch das Schicksal verfügt ward, dessen Wille unsere Taten befiehlt? Ich weiß, daß meine kindliche Liebe für jede Königin dieselbe war. Mit dergleichen Zuneigung hat sie uns beide, ihren Sohn und mich, behandelt. Ihre schändlichen Worte von grausamer Bosheit, welche die Weihe stoppen und mich in die Verbannung und fort vom Thron treiben - die schreibe ich allein dem Schicksal zu. Wie kann sie, in einem königlichen Geschlecht geboren und von Natur aus mit der schönsten Anmut geziert, vor dem König wie eine Dame niederen Ranges sprechen und mich damit quälen? Doch das Schicksal kann niemand begreifen, vor ihm muß sich alles Leben neigen und beugen. In ihr und mir hat es seine Kraft gezeigt, und alle meine Hoffnungen sind besiegt. Nun, Sumitras Liebling, welcher Mann könnte es mit des Schicksals widerstandsloser Herrschaft aufnehmen, dessen alles befehlende Gewalt wir erfahren und die nur durch frühere Taten allein gebannt werden kann? Unser Leben und unser Tod, Freude und Schmerz, Zorn und Furcht, Verlust und Gewinn, ein jedes Ding, das da ist, in jedem Zustand, alles ist das Ergebnis von Schicksal allein. Selbst Heilige, die von festem Eifer inspiriert wurden, wenn sie einmal den Schlag des Schicksals spüren, bleiben sie nicht bei ihren strengen Gelübden und verfallen als Sklaven der Begierde und dem Zorn. So rührt der plötzliche Schlag vom Schicksal her, dessen Schwere unvorhersehbar war, und zerstört mit mitleidsloser Macht die Hoffnung auf zukünftige Freuden.

Erwäge diesen Rat in deiner Seele und kontrolliere mit deinem festen Willen dein Herz. Dann, Bruder, wirst du aufhören, verhinderten Riten nachzutrauern, die ich nun verlasse. So wirf deinen nutzlosen Ärger weg und befolge genau meine Befehle. Stoppe schnell die Vorbereitungen und laß meine Weiheriten nicht weiter fortführen. Diese Gefäße, die bereit stehen, um die Weihetropfen auf mein Haupt zu sprühen, sollen nun mit ihrem unvermischten Reinigungsopfer mein Einsiedlergelübde einleiten. Was habe ich nun noch mit den Dingen gemein, die den Status oder den Pomp der Könige betreffen? Diese meine Hände sollen nun Wasser schöpfen, um meinen Schwur zu heiligen. Nun Lakshmana, laß dein Herz nicht länger mein verwandeltes Glück und meinen Verlust beklagen. Ein Leben im Walde mag mehr Freude bringen, als das, was einen König erwartet. Obwohl ihre Künste meinen Weiheritus erfolgreich zerstörten, laß die jüngste Königin nicht zu sehr deine eifersüchtige Sorge spüren. Und laß keinen übelerregenden Gedanken auf unseren Vater kommen. Sondern erinnere dich immer in deinem Herzen daran, daß das Schicksal der Herr von allem ist."


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter