Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 19 - Ramas Versprechen

Ruhig und unbewegt ob des drohenden Leids und unverzagt nach dem vernichtenden Schlag antwortete der edle Feindebezwinger auf ihre grausamen Worte: "Ja, für das Wohl meines Vaters wird mich mein Weg in die Wildnis führen, um dort im einsamen Exil in Einsiedlerkleidung und mit verfilztem Haar zu leben. Nur eines möchte ich gern wissen, warum ist der König heute so finster? Warum ist dieser Schrecken der Feinde so kühl und grüßt mich nicht, wie er es sonst getan?

Nun, laß keinen Zorn deine Wangen erröten. Ich spreche vor deinem Angesicht die Wahrheit: ich werde im Mantel des Einsiedlers und mit verfilzten Locken in die Wälder ziehen. Wie kann ich ihm den Willen verweigern, meinem Freund, meinem Herrn und dankbarem Herrscher? Nur eine Not nagt noch an meiner Brust, daß seine eigenen Lippen seinen Willen nicht aussprachen, und er nicht selbst den Wunsch kundtat, daß Bharata den Thron besteigen soll. Dem Bharata würde ich meine Gattin überlassen, mein Land, meinen Reichtum und mein eigenes liebes Leben. Ungefragt gäbe ich dies alles gerne ab, und lieber noch auf meines Vaters Ruf hin. Überglücklich wäre ich, wenn die Gabe seine Ehre wieder herstellt und ihn glücklich macht. Nun Dame, befreie also sein trauriges Herz von der schmerzenden Schande und gib ihm Frieden.

Aber sage mir, oh ich bitte dich sehr, warum der Herr der Menschen mit niedergeschlagenen Augen auf dem Boden liegt, und warum über seine bleichen Wangen eine Träne nach der anderen rinnt? Laß Boten auf den schnellsten Pferden zu deinem Vater eilen und, auf Befehl des Königs, den Bharata hierher bringen. Ich werde meines Vaters Wort nicht in Frage stellen und am heutigen Tage zum weglosen und wilden Dandakawalde reisen für zweimal sieben Jahre Exil."

Als Rama solchermaßen antwortete, schlug Kaikeyis Herz ganz heftig vor Freude. Und, im Vertrauen auf die Zusicherung, beschleunigte sie die Abfahrt des Jünglings: "So ist es gut. Sendet Boten auf unvergleichlich schnellen Pferden, daß sie das Heim meines Vaters suchen und meinen Bharata zurück führen in größter Eile. Und von dir, Rama, denke ich, daß du es schwerlich leiden magst zu trödeln, und es wäre weise und gut, noch in dieser Stunde deine Reise in den Dschungel anzutreten. Und wenn der König, von Schande zu Boden geworfen und schwach, kein Wort zu dir sprechen kann, vergib ihm, und verbanne diese Kleinigkeit aus deinem Geiste in einer Stunde wie dieser. Bis deine Füße nicht in hastiger Eile die Stadt für die Einöde verlassen haben und zum fernen Walde geflohen sind, wird er nicht baden oder um Brot bitten."

"Weh, weh" barst es aus dem traurigen Monarchen, der in wogende Fluten des Kummers getaucht und mit seinem Geist vom Wege abgekommen, ohnmächtig auf das goldgewirkte Sofa fiel. Rama richtete den alten König auf, doch die unnachgiebige, mitleidlose Königin prüfte nicht ihre unnötigen Worte, noch ließ sie davon ab, den Helden zur Eile anzutreiben. Mit ihrer bitteren Zunge drängte sie ihn, wie man ein gutes Pferd mit der Peitsche treibt. So sprach sie ihre schamlose Rede.

Gelassen hörte er den Zorn der Königin, und ihren so gemeinen und furchtbaren Worten begegnete er sanft und unbewegt im Geiste: "Ich möchte nicht in dieser Welt als kriecherischer Sklave eines armseligen Spieles leben. Aber den Pfad der Pflicht werde ich gern beschreiten, so wahrhaft wie die Heiligen selbst es sind. Selbst vor dem Tode werde ich nicht fliehen, um meines Vaters Wünsche zu erfüllen. Welche Aufgabe der liebende Sohn auch immer ausführen kann, um ihn glücklich zu machen, erachte sie als getan. Unter allen Pflichten, Königin, zähle ich als erste und wichtigste Pflicht, daß Söhne gehorsam das Wort und den Willen ihrer verehrten Väter erfüllen. Wenn du zustimmst, werde ich ohne sein Wort in die Wälder fliehen und dort inmitten der einsamen Wildnis vierzehn Jahre in der Verbannung leben. Mir scheint, du konntest nicht hoffen, einen Funken von Tugend in meinem Geist zu finden, wenn du, dessen Wunsch immer noch mein Herr ist, ihn für diese Gunst angefleht hast.

Ich gehe heute noch. Aber bevor ich davonziehe, muß ich das zarte Herz meiner Sita aufmuntern. Auch werde ich meiner lieben Mutter Lebewohl sagen, und dann gehe ich in die Wälder, um dort zu leben. Auf dir, oh Königin, ruht nun die Sorge, daß Bharata meines Vaters Befehl erfährt und das Land beschützt in rechter Herrschaft, denn so lautet das Gesetz seit alters her."

In sprachlosem Kummer hörte der Vater, trauerte mit lautem Weinen, aber sprach kein Wort. Da berührte Rama seine gefühllosen Füße, dann die ihrigen, für höchst unvergleichliche Ehre, umschritt die beiden in kreisenden Schritten und verließ das Gemach. Sobald er das Tor erreicht hatte, fand er dort seine lieben Gefährten versammelt. Hinter ihm schritt Sumitras Kind mit weinenden Augen, traurig und wild. Und er erblickte den ganzen reichen Schatz an Vasen für den glorreichen Tag. Er umrundete sie mit langsamen, ehrfürchtigen Schritten und mit unverschleierten Augen. Der Verlust des Königreiches konnte die Herrlichkeit, die ihn umgab, nicht verdunkeln. So bewahrt der Herr der kühlenden Strahlen (Mond), den alle mit Entzücken betrachten, sich seinen lieblichen Glanz in der Zeit der dunklen Phase. In das Los des Exils sich fügend, ließ Rama die Gesetze der Erde hinter sich: Obwohl er gerade durch alle weltlichen Sorgen ging, sah man keinen Ärger in ihm. Er wies die Chouries, die von Königen benutzt werden, zurück, auch den weißen Schirm, entließ seinen Streitwagen und sein Gefolge, nebst allen Freunden und Bürgern. Er regierte über seine Sinne und ließ sich nicht von dem Kummer in seiner Brust übermannen. Die Gemächer seiner Mutter suchte er auf, um die beklagenswerte Nachricht zu überbringen. Und die fröhlich gekleidete Menge, treu und heiter um ihn herum, konnte nicht ein Zeichen des veränderten Schicksals im Gesicht des strahlenden Helden erkennen. Der starkarmige Prinz hatte nichts von seinem glänzenden Aussehen verloren, das alle Herzen bezauberte, als ob vom Herbstmond ein Glanz ausgeht, der allen gemein ist. Mit seiner lieblichen Stimme sprach der Held, grüßte das versammelte Volk, und näherte sich mit gerechter Seele und reich an Ruhm dem Hause seiner Mutter. Der mutige Lakshmana, ein Ebenbild seines Bruders an prinzlichen Tugenden, folgte ihm tief bewegt. Doch er hatte beschlossen, kein Zeichen seines geheimen Schmerzes zu zeigen.

So beschritt Rama den Palast, wo alle froh und voller Hoffnung waren. Aber er wußte wohl um den schrecklichen Vorfall, der die Hoffnung zerstören und das Glück verderben werde. Doch seiner Trauer gab er nicht nach, damit die schmerzliche Veränderung nicht ihre Herzen zerreißen möge. Und so blieb die furchtbare Nachricht unenthüllt, und er bewahrte die treuen Freunde vor dem Schlag.


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